Vor drei Jahren nahm sich Robert Enke, der Towart von Hannover 96, das Leben - Wir erinnern uns

So haben wir Robert Enke in Erinnerung.
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Wieder ist es November geworden, und wieder spielt Hannover 96 in der Europa-League. Vor zwei Tagen war ich noch im Stadion und habe das Spiel gegen Helsingborg gesehen. Und mein Gedanke dabei war, was Robert Enke wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, wie gut seine Roten jetzt dastehen. Wie gut sie in der Bundesliga mithalten und wie gut sie in einem internationalen Wettbewerb auftrumpfen. Immerhin acht seiner ehemaligen Vereinskameraden gehören noch zum aktuellen Kader, und ähnliche Gedanken mögen diesen wohl auch durch den Kopf gehen.

Was damals vor drei Jahren unbegreiflich war, können wir heute vielleicht etwas besser verstehen, ist doch das Thema Depression mehr in die Öffentlichkeit gerückt.
Und gerade jetzt im November sind die Tage des Erinnerns gekommen. Auch der Deutsche Fussballbund hat Robert Enke nicht vergessen. Vor wenigen Tagen hat Teammanager Oliver Bierhoff die Räume der Robert Enke-Stiftung besucht. Und ehemalige Mannschaftskameraden der Nationalmannschaft waren an seinem Grab in Empede. So Miroslav Klose, Per Mertesacker und Lukas Podolsky.
In den Tagen vor drei Jahren befand sich Hannover im Ausnahmezustand. Viele Menschen trauerten um diesen einen großartigen Menschen, zeigten echte Anteilnahme. Mit dem Bericht möchte ich an diese Tage erinnern, die uns allen so unter die Haut gegangen sind. Meine Worte von damals werden diese Tage schildern.
Robert Enke war ein großartiger Sportler. Aber was noch mehr zählt: er war ein großartiger Mensch. Wir werden uns immer an ihn erinnern. Und an wen sich erinnert wird, der lebt auf irgendeine Art weiter.

Robert Enke ist tot

Als ich am Morgen die Zeitung aus dem Kasten hole und auf die Schlagzeile der ersten Seite schaue, bin ich fassungslos. Dort steht in großen schwarzen Buchstaben: „Nationaltorhüter Robert Enke ist tot“. Mein erster Gedanke ist, dass das nicht möglich sein kann. Mein zweiter, dass es ein Unfall gewesen sein muss. Doch das war es nicht. Robert Enke hat sich selber das Leben genommen. Es ist unfassbar. Warum? Kein Mensch in der Öffentlichkeit wusste es. Erst nach seinem Freitod hat es seine Frau Teresa am heutigen Tag auf einer Pressekonferenz im Stadion mit einem mutigen Schritt, der ihr sicherlich alles abverlangt hat, bekanntgegeben: Robert war seit sechs Jahren depressiv. Einen schweren Schicksalsschlag hatte das Ehepaar vor drei Jahren erlitten. Die zweijährige Tochter Lara war an einem Herzfehler gestorben. Da Robert Enke ein starker Gefühlsmensch war, muss ihn dass sehr mitgenommen haben. Doch es war eben nicht nur das. Es muss noch viel mehr dahintergesteckt haben. So sah er schließlich keinen Ausweg mehr und hat sich gestern Abend in der Nähe seinen Wohnortes bei Neustadt vor einen Zug geworfen.

Wer war dieser Robert Enke überhaupt? Er war der Torhüter von Hannover 96 und gleichzeitig seit einiger Zeit auch der Torwart der deutschen Nationalmannschaft. Die WM im nächsten Jahr in Südafrika war sein großes Ziel. Zusammen mit Rene Adler teilte er sich die Nummer Eins. Vielleicht hat auch der hohe Druck des Profisports zu seinem letzten Schritt mit beigetragen. Zumindest war dadurch verhindert worden, dass sich Enke einer Behandlung unterzogen hat. Er wollte trotz Drängens seiner Frau auf keinen Fall, dass die Öffentlichkeit von seiner Krankheit erfährt, hätte das doch, zumindest seiner Ansicht nach, das Ende seiner so geliebten Fußballkarriere bedeutet. Außerdem hatte er Angst, dass ihm und seiner Frau das Sorgerecht für die im Frühjahr adoptierten Pflegetochter entzogen werden würde. Und fast niemand in seinem engsten Umkreis hat von seinem Leiden etwas gewusst oder geahnt. Er hat alle getäuscht, und das ist die eigentliche Tragik. Es hätte ihm doch geholfen werden können, so z. B. wie Sebastian Deisler von Bayern München oder dem Skispringer Sven Hannawald. Es bleiben so viele Fragen, die wohl immer ungelöst bleiben werden.

Robert Enke war nicht irgendein beliebiger Fußballer. Er war ein äußerst sympathischer, meist stiller Mensch, der große Töne nicht liebte, was in diesem Geschäft eher ungewöhnlich ist. Er ließ eher Taten sprechen. Nicht nur im Sport. Er engagierte sich auch auf sozialen Gebieten. Er war ein Sympathieträger nicht nur für 96, sondern für die ganze Region Hannover, und er war überall in Deutschland beliebt. Für diejenigen, die sich für Fußball interessieren, war er wie ein guter Freund. Er war immer und überall präsent. Im Fernsehen, in der Zeitung und bei sozialen Veranstaltungen. Er war sozusagen das Sprachrohr der Spieler von Hannover 96. Sein Wort hatte Gewicht, es zählte. Und er war Vorbild für so viele Menschen, besonders für die Jugend und die Kinder. Er war einfach ein beliebter Mensch. Gerade deswegen löst Robert Enkes Tod in Hannover und weit darüber hinaus Entsetzen und große Trauer aus. Und das ist echte Trauer, die jetzt so viele Menschen für diesen einen Menschen empfinden. Mir geht es da nicht anders. Es ist unfassbar, was geschehen ist. Robert Enke wird uns fehlen.

Am frühen Abend findet in der Marktkirche ein Gedenkgottesdienst statt. Margot Käßmann findet die richtigen Worte. Die ganze DFB-Spitze ist vertreten. Unter anderem Trainer Jogi Löw, Manager Oliver Bierhoff und Michael Ballack, der Kapitän der Nationalmannschaft. Anschließend setzt sich ein aus 35 000 Menschen bestehender Trauerzug zum Stadion in Bewegung. Dort leuchten unzählige Kerzen, dort liegen auf Zetteln geschrieben persönliche Botschaften an Robert Enke und dort sind die Fahnen auf Halbmast geflaggt. Dort verabschieden sich die Menschen schweigend von Robert Enke, bis spät in die Nacht hinein.
Das Länderspiel am Sonnabend gegen Chile ist abgesagt worden. Die Nationalspieler, so Theo Zwanzige der DFB-Präsident, sind nicht fähig, einfach so zur Tagesordnung übergehen zu können. Das ist eine gute Nachricht. In dieser Welt voller Kommerz ist es der richtige Schritt einen außergewöhnlichen Menschen zu würdigen, der überall beliebt war. Auch wenn Robert Enke zum Schluss den falschen Schritt getan hat, so werden wir ihn nichtsdestoweniger in guter Erinnerung behalten und werden ihn vermissen. Das sah man auch dem ehemaligen Nationalspieler und heutigen Teammanager der Nationalmannschafft, Oliver Bierhoff, an, der bei der Pressekonferenz in Tränen ausbrach und kaum noch ein Wort sagen konnte. So geht es vielen, und das gibt die allgemeine Stimmung wieder. Auch mir geht der Tod von diesem großartigen Menschen sehr nahe, so, wie bisher von keinem anderen Menschen außerhalb unserer Familie. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt.
Und zuletzt wünsche ich mir, dass Teresa Enke, die wir bewundern, weil sie bei der Pressekonferenz sprechen wollte, bei der sie endlich alles Aufgestaute loswerden und es sich von der Seele reden konnte, mit der vor einem halben Jahr angenommenen Adoptivtochter irgendwann wieder in ein normales Leben zurückfinden wird. Aber wir denken auch an die beiden Lokomotivführer, die noch unter Schock stehen und die doch ebenfalls nichts verhindern konnten.

Hannover trauert
14.11.2009, Sonnabend

In Hannover und weit darüber hinaus ist es still geworden seit Dienstagabend. Der Tod von Robert Enke hat die ganze Region in eine Schockstarre versetzt. In ganz Deutschland und auch in den Orten wo Enke gespielt hat, in Teneriffa, in Lissabon und in Barcelona, wird Anteil genommen. Doch nicht nur dort. Eigentlich überall, auch außerhalb des Sports. Wie konnte es kommen, dass ein Mensch, der so beliebt war, diesen schrecklichen und unfassbaren Weg gehen musste? Der anscheinend nicht vor der Wahl stand, ob er diesen Weg oder den anderen Weg, den des Lebens, gehen könnte. Für ihn gab es – und da gab und gibt es viele Menschen, denen es ebenso ergeht – nur diesen einen Weg, so schrecklich es auch sein mag. Die betroffenen Familien, die Angehörigen und in diesem Fall viele, viele Menschen, gerade weil Robert Enke so in der Öffentlichkeit stand, bleiben ratlos zurück. Wie hätte man es verhindern können? Warum hat davon kaum jemand gewusst? Besonders die Menschen, die so im Rampenlicht stehen, wollen sich nicht outen, ja können sich nicht outen. Nur die wenigsten schaffen diesen schweren Schritt. Die Öffentlichkeit muss lernen, die Schwächen eines Mensch zu akzeptieren, zu erlauben, sie zuzulassen und nicht den Betroffenen deswegen zu verachten, wie es oft geschieht. Wirklich Mensch sein, das muss für jeden möglich sein. Für jeden einzelnen. Bei schwulen Menschen - vor nicht allzu langer Zeit war das noch undenkbar – ist dieser Schritt in vielen Bereichen der Öffentlichkeit gelungen. Berlins Bürgermeister Wowereit hat diesen ersten Schritt getan. Damit hat er unser aller Hochachtung. Und nun haben wir sogar mit Guido Westerwelle einen schwulen Außenminister. Die Öffentlichkeit akzeptiert so etwas inzwischen, zumindest der Großteil. Auch im Sport sollte dies möglich werden. Exfußballer Sebastian Deisler hat gezeigt, dass es auf dem Gebiet der Depression geht, auch wenn er einen dornigen Weg hinter sich hatte. Wir Menschen müssen lernen die Vielschichtigkeit der Menschen auf allen Gebieten zu akzeptieren. Vielleicht ist das zumindest etwas Gutes am Tod von Robert Enke, dass hier umgedacht werden muss. Der vermeintlich Schwache kann zum Starken werden, wenn er sein Leiden zugibt, öffentlich macht, auch wenn das gerade im Sport, in dem oft nur die Gewinner zählen, fast unmöglich erscheint. Vielleicht wird es doch, und das sollte unsere Hoffnung sein, möglich werden. Dann wäre Robert Enkes Tod, so schrecklich er auch war, nicht ganz umsonst gewesen.
Es ist schon ein Phänomen, wie der Tod eines solchen Menschen, der doch kein persönlicher Freund war und der nicht zur eigenen Familie gehörte, eine solche Trauer auslösen kann. Viele, viele Menschen sind sehr traurig, und sie brauchen sich ihrer Trauer nicht zu schämen. Gerade das zeigt, wie beliebt Robert Enke war. Er war ein Star und war doch keiner. Er wollte nie einer sein. Er hat viel erreicht, sogar den Schritt in die Nationalmannschaft, und trotzdem hat er sich seine Natürlichkeit erhalten. Er war seinen Fans immer nah und ist auf sie eingegangen, besonders auf die ganz jungen. Dieses Vorbild von einem Menschen wird nun eine große Lücke hinterlassen. Es wird nicht leicht sein, wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Hannover möchte trauern. Und wo ginge das besser als an dem Ort, an dem Robert Enke fast tagtäglich präsent war, am Stadion. Am Sonnabendnachmittag stehe ich dort im Nieselregen. Hunderte von Kerzen sind am Stadioneingang aufgestellt. Die meisten vom Regen ausgelöscht. Aber auch etliche brennen noch. Dazwischen persönliche Botschaften der Fans, auf Papier und in Plastikhüllen vor dem Regen geschützt. Fotos, 96-Trikots, Schals und Fahnen. Andächtig stehen Hunderte darum, in Gedenken an diesen besonderen Menschen. Hier ist man ihm sehr nah. Es ist still, nur leise wird gesprochen. Vor den Kondolenzbüchern haben sich lange Schlangen gebildet. Auch Kinder stehen an. Ein paar Schritte weiter wehen die schwarz-weiß-grünen Fahnen auf Halbmast. So viele Menschen, aber trotzdem kein Lachen. Nur betroffene Gesichter.
Kurz vor Sonnenuntergang reißt die Wolkendecke auf, nach so vielen grauen Tagen. Der Himmel über dem Maschsee fängt an zu glühen. Es ist eine ganz eigenartige Stimmung.

Die Trauerfeier im Niedersachsenstadion
15. November 2009, Sonntag

Am Morgen klarer Sonnenschein. Mir ist fast so, als würde das Wetter zu diesem traurigen Anlass nicht passen. Aber natürlich ist es gut so, ist doch der Stadioninnenraum nicht überdacht. Dort, in der Arena am Maschsee, soll um 11 Uhr die Trauerfeier für Robert Enke beginnen.
Nocheinmal sehe ich mir, diesmal im hellen, freundlichen Morgenlicht, die unzähligen Kerzen und persönlichen Botschaften vor dem Stadion an. Einen Spruch finde ich besonders gut: "Jedes Wort ist zu viel und doch zu wenig."
Als ich die Tribüne betrete, muss ich schlucken. Im Mittelkreis steht der helle, schlichte Eichensarg, in dem Robert Enke liegt. Es ist unfassbar. Darum Dutzende Kränze und Gestecke. Wie oft habe ich in diesem Stadion Fußballspiele gesehen. Bundesligaspiele, Länderspiele und Pokalendspiele. Doch nun ist alles ganz anders. Keine Fangesänge, kein buntes Treiben. Es herrscht Stille. Nur leises Gemurmel der Zehntausende. Und überall betroffene Gesichter mit wässrigen Augen. Immer noch scheint das, was geschehen ist, unmöglich zu sein. Doch es ist die entsetztliche Realität.
Als eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier Teresa Enke ins weite Rund tritt und mit einer anderen Frau Arm in Arm den weiten Weg über den Rasen zum Sarg ihres Mannes geht, setzt lang anhaltender Beifall ein. Es ist ein gedämpftes Klatschen. Aber die Menge will damit ihre Anerkennung für diesen doch so außergewöhnlichen Auftritt am Mittwoch bei der Pressekonferenz zum Ausdruck bringen.
Eine Viertelstunde vor der Feier tritt die deutsche Nationalmannschaft in Zweierreihen auf den Rasen. Michael Ballack, unser Mannschaftkapitän und Per Metesacker, der einige Jahre bei 96 mit Enke gespielte hat, legen einen großen Kranz mit schwarz-rot-goldener Scherpe nieder. Anschließend treten die Spieler je zu zweit vor den Sarg und nehmen so von ihrem Mannschaftskameraden Abschied. Auch die anderen Fußballgrößen verneigen sich ein letzte Mal vor diesem großen Sportler: Franz Beckenbauer, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und natürlich Jogi Löw und Oliver Bierhoff.
Inzwischen ist die Arena gut gefüllt. 35 000 sind es, die Robert Enke die letzte Ehre erweisen wollen. Darunter Vertreter aller Bundeligaklubs. Delegationen aus dem Ausland von den Clubs, bei denen Enke gespielt hat. Viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und anderen Gebieten. Und natürlich die Mannschaft von 96, in der Robert Enke sechs Jahre lang Mannschaftskapitän war.

Der katholische Pfarrer, der vor drei Jahren schon Enkes Tochter beerdigt hat, eröffnet die Trauerfeier. Danach sprechen Martin Kind, der 96-Präsident, Theo Zwanziger, der DFB-Präsident, Christian Wulf, unser Ministerpräsident und schließlich der Oberbürgermeister von Hannover, Stefan Weil. Besonders Theo Zwanziger findet die richtigen Worte, die so anrühren und das sagen, was am wichtigsten ist. Er spricht von der Menschlichkeit. Der schönsten Nebensache der Welt, die der Fußball für viele nun mal ist, aber die auch nicht überbewertet werden darf. Er sagt, dass Siege schön sind, aber genauso Niederlagen zugelassen werden müssen, ohne dass die Akteure dafür verurteilt oder verachtet werden. Er spricht über Krankheiten, Depressionen und über Homosexuelle. Andersartigkeit muss zugelassen und akzeptiert werden. Die Menschen sind so vielschichtig, und alles ist normal. Und dass betroffene Menschen den Mut haben sollten, ihr Leiden preiszugeben und dass die Öffentlichkeit lernen muss fair damit umzugehen. Das und vieles mehr führt er auf. Alle sind wohl beeindruckt und betroffen zugleich von dieser Rede. Aber auch die anderen Redner finden die richtigen Worte. Unterbrochen werden sie immer wieder durch das gedämpfte Klatschen der Zehntausende. Hätte ich vor der Feier gedacht, dass das fehl am Platze gewesen wäre, so ist es nun nicht so. In diesem Rahmen passt es tatsächlich. Dass Publikum muss irgendwie ausdrücken, dass es mit dem Gesagten einverstanden ist. Es ist eine ganz außergewöhnliche Stimmung.
Zwischendurch werden von der siebzehnjährigen Schülerin Alina Schmidt Lieder gesungen. Die 96-Vereinshymne "Alte Liebe", "The Rose", das sich Teresa Enke gewünscht hat, und schließlich "You`ll never walk alone", der Fußballklassiker. Besonders das geht unter die Haut. Wohl kaum ein Auge bleibt trocken.
Anschließend treten die Spieler und der ganze Stab von Hannover 96 an den Mittelkreis. Es ist schon seltsam. Sonst in Rot, sind sie heute, wie alle, in schwarze Mäntel gekleidet. Sie bilden eine Gasse. Sechs treten heraus: Steven Cherundolo, Altin Lala, Hanno Balitsch, Jiri Steiner, Arnold Bruggink und Mannschaftsbetreuer Thomas Westphal. Sie nehmen den Sarg auf und tragen ihn durch die Gasse der Mitspieler über den Rasen, dem Ausgang entgegen. Dazu lang anhaltender Beifall des Publikums. Es ist das letzte Mal, dass Robert Enke das Stadion verlässt. Seine Mannschaftskameraden folgen ihm. Am Nachmittag soll er in seinem Dorf Empede im engsten Familienkreis neben seiner Tochter Lara beigesetzt werden.
Zum Abschluss sehen wir Robert Enke auf den Großbildschirmen. Szenen aus seinen Spielen, die großartigen Paraden und Schwarz-Weiß-Fotos. Dazu die passende Musikuntermalung. Ein ganzes Stadion trauert. Viele Tränen fließen.
Es war eine eindrucksvolle Trauerfeier. Ergreifend, immer wieder tief berührend, aber, soweit es eine solche Feier auch sein kann, sehr schön. Es war ein würdiger Abschied für diesen großartigen Menschen, für Robert Enke.

Seit dem Tod von Altbundeskanzler Conrad Adenauer 1967 hat es eine solche Medienpräsenz um einen Trauerfall in Deutschland nicht mehr gegeben. Seit Mittwoch schien alles andere nebensächlich. Viele Sondersendungen im Fernsehen, jeden Tag. Die Trauerfeier wurde auf fünf Kanälen live übertragen. Die Zeitungen berichteten seitenweise von Enke. Die Todesanzeigen in der Tagespresse füllten viele Seiten. Aber trotz dieses Aufwandes, der natürlich auch seine Kritiker hatte, war es eine stille und ruhige Berichterstattung, keine reißerische. Sämtliche Medien waren zwar präsent, aber in einem Rahmen, der pietätvoll war. So auch diese leise Abschlussfeier, die dem Menschen Robert Enke würdig war. Ganz Deutschland hat mit ehrlicher Trauer daran teilgenommen. Und nicht deswegen weil Robert Enke ein Sportheld war, sondern weil er viele Tiefen im Leben durchleiden musste. Das war es, was ihn so sympathisch gemacht hat und das die Menschen so tief bewegt und berührt hat. Robert Enke, wir werden dich nicht vergessen.

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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