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Bothfeld: Vollmeierhof 7 und Kleinkötnerhof 34 ereilen das gleiche Schicksal.

  • Die Bestandsgebäude (Wohnhaus und Scheune) vor dem Abriss.
  • hochgeladen von Bernd Sperlich


Im April 1987 wurde das alte Fachwerkhaus des ehemaligen Vollmeierhofs 7 (Wedemeyer), Sutelstraße/Ecke Burgwedeler Straße, abgerissen. Man wolle, so hieß es damals, das alte Fachwerkhaus abtragen und um 2 Meter versetzen, weil es zu sehr in die Straße ragt. Nichts davon geschah. Das alte Bauernhaus wurde gegen den Willen der alteingesessenen Bothfelder Familie Wedemeyer von dem neuen Besitzer, der das Grundstück in Erbpacht übernommen hatte, komplett abgerissen. "Ein Wortbruch, eine ganz unglückliche Geschichte", bedauerte Georg Martins vom städtischen Bauordnungsamt die Aktion, der Bezirksbürgermeister Hans-Georg Schütze (SPD) nannte das Ganze "Eine Sauerei". Das alte Bauernhaus wurde zwar neu errichtet, äußerlich ähnelt es nur in den wesentlichen Strukturen dem historischen Vorbild, wie es ein Fotovergleich zeigt. Vom alten Gebäude blieb kaum ein Stein und Balken erhalten.

So ähnlich lief es auch beim Wohnquartier „Teilerhöfe Bothfelder Kirchweg“ ab. Wohnhaus und Scheune des ehemaligen Kleinkötnerhofs 34 am Bothfelder Kirchweg sollten saniert werden. Was passierte? Beide Gebäude wurden vor kurzem abgerissen. Stellungnahmen sucht man, im Gegensatz zu 1987, vergeblich. Was sagt das Bauordnungsamt zum Abriss? Was sagt der Bezirksrat dazu? Behandelt er in einer seiner nächsten Sitzungen diesen Vorfall, in der letzten Sitzung am 28. August geschah das (vermutlich) nicht, wie es das Sitzungsprotokoll zeigt. Auch die örtliche Presse bleibt seltsam stumm, wie beim Abbruch des Homeyer-Hauses in der Gernsstraße. Die Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Presse sind inzwischen sehr eng geworden.
Wie konnte es zum Abriss kommen?

Ein Blick in die Website des ausführenden Wohnungsbauunternehmens Gundlach verrät folgendes:

2016

Mit der Planung der Sanierung der Bestandsgebäude ist das Architekturbüro N2M aus Hannover beauftragt.

2017

Gundlach gibt sich dialogbereit. In einem Frage- und Antwortspiel heißt es bei der Frage „Was passiert mit dem Altbau“?
„Dazu sind wir mit unterschiedlichen Anbietern sozialer Wohnform wie Wohnen für Demenzkranke oder Wohngruppen für Jugendliche im Gespräch“.
Man muss genau lesen, was geplant ist. Von einer Sanierung ist nichts mehr zu lesen. Auch ein Abriss wird nicht angekündigt. Vermutlich fasste das Wohnungsbauunternehmen bereits in diesem Jahr den Entschluss, die Altbauten nicht mehr sanieren zu wollen.

2018

„Die verfallene Hofstelle mit zwei Bestandsgebäuden wird in gleicher Kubatur aufwendig wiederhergestellt, da sie ortsbildprägend ist und identitätsstiftend wirkt. Die Neubauten orientieren sich an den Größenverhältnissen der wiederhergestellten Bestandsgebäude sowie der umgebenden Bebauung und werden somit genauso wie die wiederhergestellte Hofstelle passend in die Nachbarschaft eingebunden.“

Aha, jetzt ist die Katze aus dem Sack.

Ein Mitarbeiter der Fa. Gundlach gibt zu Protokoll:
"Die Gebäude mussten wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Alte Materialien werden für den Aufbau der Neubauten nach historischem Vorbild nicht verwendet. Ausnahme: Eingangstür Wohngebäude, sie soll renoviert werden".

Fazit

Eigentlich wird die Fa. Gundlach wegen ihrer Transparenz sehr geschätzt. Bürger erhalten im Vorfeld einer Maßnahme Kenntnis über den Ablauf der einzelnen Bauschritte. Bei den Bürgergesprächen (Uestra-Zentrale Hannover, Goethestraße und Bothfeld) wurde verkündet, dass die Bestandsgebäude erhalten bleiben sollen. "Notfalls müsse man halt die alte Scheune abtragen und dann mit überwiegend alten Materalien wieder neu aufbauen", hieß es lange Zeit. Das alte Wohnhaus könne, abgesehen von notwendigen Reparaturen, äußerlich erhalten bleiben.
Innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich an der Bausubstanz kaum etwas verändert! Eine Einsturzgefahr und erhebliche Schäden an der Bausubstanz wären schon früher erkennbar gewesen. Warum informierte man die Öffentlichkeit über den geplanten Abriss so spät? Fürchtete man Auseinandersetzungen mit einer eventuell sich bildenden Bürgerinitiative „Pro Erhalt der alten Gebäude“, die zu langwierigen Debatten hätte führen können?

Gundlach kündigt an, dass die Bestandsgebäude nach historischem Vorbild wieder neu aufgebaut werden sollen. Gut so! Aber die Rumeierei mit der Sanierung hätte nicht so ablaufen dürfen. Sie wirft einen Schatten auf die Öffentlichkeitsarbeit Gundlachs. Da hilft auch eine nachträgliche Rechtfertigung nach Abriss kaum etwas (Bürgeranfrage "Warum Abriss, es sollte doch saniert werden", Antwort  Website Gundlach) https://www.auf-gute-nachbarschaft.info/projekte/w...  Pinnwand anklicken.

Und noch dies: In Bothfeld gibt es noch ein weiteres Gundlach-Bauprojekt. Erst kürzlich änderte man wohl aus kommerziellen Gründen die Bezeichnung des Projekts von "Hilligenwöhren" (alter Flurname) in "Herzkamp". Dieser neue Name hat keinen Bezug zu Bothfeld.
So stirbt Historie.

Literatur: HAZ 23.4.1987

Weitere Informationen hier, als die Welt noch in Ordnung war
https://www.myheimat.de/hannover-bothfeld/kultur/m...

  • Die Bestandsgebäude (Wohnhaus und Scheune) vor dem Abriss.
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  • Bauplatz vor den Bestandsgebäuden ausgekoffert, Winter 2017/2018, hier sieht es noch nach einer Sanierung der Altbauten aus. Leider ein Trugschluss.
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  • Die Wirtschaftsräume (oder Ställe?) sollen nicht mehr aufgebaut werden.
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  • Die Eingangstür soll renoviert werden. Warten wir es ab!
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  • Die alten Gebäude sind abgerissen worden.
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  • Im Vordergrund soll die Scheune nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden. Mal sehen, ob es Abweichungen gibt.
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  • Hier entsteht eine neue Wohnanlage, vielversprechend konzipiert.
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  • Das alte Wedemeyer-Fachwerkhaus vor dem Abbruch (1987). Foto in HAZ, 23. April 1987.
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  • Neubau Wedemeyerhaus. Bitte Fotos vergleichen, um feststellen zu können was sich alles verändert hat. Übrigens: Im Vordergrund ist "Das Beast" zu sehen.
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4 Kommentare

"Hillingenwöhren" kann wohl niemand bei Gundlach schreiben. Darum jetzt "Herzkamp"?

In Bothfeld hat Gundlach viel Kredit bei historisch Interessierten verspielt. Erst die Umbenennung des Wohnprojekts "Hilligenwöhren", dann der überraschende Abriss der Bestandsbauten am Bothfelder Kirchweg. Diese Maßnahmen geschahen immer erst nach den Bürgeranhörungen, Zufall?

Heute erschien im HAZ-Stadtanzeiger Ost ein Artikel, der an eine Hofberichtserstattung längst vergangener Zeiten erinnert. Es wird das neue Wohnquartier "Teilerhöfe Bothfelder Kirchweg" vorgestellt. Im Artikel ist keine kritische Distanz zu erkennen. Es kommen nur Mitarbeiter des Wohnungsbauunternehmens zu Wort. Keine DIREKTE Erwähnung, dass dort früher stehende historische Gebäude durch Gundlach abgerissen wurden, obwohl sie saniert werden sollten (siehe Beitragstext). Interessant, wie man diesen Tatbestand durch nebulöse Formulierungen verschleiern kann. So steht es im Stadtanzeiger:

"Auf dem Gelände in direkter Nachbarschaft zum Bothfelder Anger befand sich früher eine Hofstelle mit Scheune und Wohnhaus Sie wird in gleicher Kubatur an einem etwas versetzten Standort wiederhergestellt. Die zweigeschossigen Neubauten orientieren sich in den Größenverhältnissen an den Bestandsgebäuden sowie der umliegend Bebauungen".
(Anmerkung Berichterstatter: Es wurde nicht erwähnt, dass sich dort auch separate Wirtschaftsräume und Ställe befanden).

Jetzt darf man gespannt sein, wie die "neugebauten Altbauten" aussehen werden.

Der Berichterstatter wird weiter am Ball bleiben. Leider bringt es die historischen Gebäude nicht mehr zurück.

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