Mörderisches tafeln

der alte Backofen, extra für's Lindenblütenfest angeheizt, in der Francke Stiftung
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  • der alte Backofen, extra für's Lindenblütenfest angeheizt, in der Francke Stiftung
  • hochgeladen von Yvonne Rollert

Bei europäischen mittelalterlichen Banquetts kamen die verschiedensten Wildtiere, wie Igel, Dachs, Eichhörnchen, Singvögel, Schwan, Kranich, Reiher, Bär und natürlich auch Nutzvieh auf den Tisch. Man tafelte nicht nur, vielleicht wurde man Zeuge eines Auftragsmordes. Leonardo da Vinci beschrieb die Vorgehensweise einen Gast vom Diesseits ins Jenseits zu befördern. Der Mörder saß rechts oder links vom Gast; um diesen ganz geschickt zu vergiften. Nachdem dies gelungen war, trugen Bedienstete ihn davon und ein Fremder in selbiger Kleidung nahm seinen Platz ein. Bei anregter Unterhaltung und guten Essen sollte dies schnell vergessen werden. Ambroglio Descarte brachte es zu einer Kunst, noch nicht einmal die anwesenden Gäste sollen es bemerkt haben.

Es gab nicht nur den Knigge beim Auftragmord, die  "Zucht" beschrieb genaustens die Verhaltensweisen bei Tische. Einige Beispiele, saubere Fingernägel und Hände, kein Fluchen, angebissene Speisen nicht zurück legen, nur die Speisen vor seinen Teller auswählen, nicht rülpsen, maßvoll essen, trinken und zwischendurch die Hände in den Schüsseln waschen. Textur, Farbe und Formen bestimmten die Speisen, ebenso wie eingefärbte Gerichte.
Bekannt wurde die Landshuter Hochzeit* (1474) mit wahrscheinlich mehr als 6000 Gästen. Das Ganze soll 61.000 Gulden verschlunge hanben. Das Banquet bestand aus Vogelstücken, Eier in Schmalz gebraten, Mandelgemüse im 1. Gang und Hühner in weißer Soße und in Essig, braunes und weißes Mus, Lebersülz, gebratener Kalbskopf, Schweinskopf, Siedfleisch, Wildschwein, drei Pasteten mit dreierlei Füllungen, Forellen, heiße Fische und Krebse, gefüllte Oblaten u.v.a. im 2. Gang.

Natürlich mußen dieses Speisen auch tranchiert werden, da Fleischgerichte als Ganze auf die Tafeln kamen. Um diese Profession zu erlernen besucht man die berühmte Schule in Padua. Ein Huhn wurde auf eine Gabel gespießt, senkrecht tranchiert und das auf Knien senkrecht. Es zogen auch Fachlehrer von Hof zu Hof, um diese Kunst zu vermitteln. Kein Küchengeselle tranchierte, es gab Obervorschneider, die aus "bester" Gesellschaft kamen. So tranchierten Kavalliere und Standespersonen. Für die Tafel Ludwigs XV. oblag es dem Marquis de Chenay.

Schaustücke auf den adligen Tafel war keine Seltenheit. Es wurden Pasteten mit allerlei Getier gefüllt, z.B. mit Tauben, die beim Anschneiden aufflogen. Jeffry Hudson, der kleinwüchsige Gentlemen, entstieg einer riesigen Pastete bei einem Banquet am Hofe des englischen Königs Charles I. Elisabeth I suchte manchmal ihre Lordschaften heim, um bei diesen mit ihren riesigen Gefolge zu dinieren. Die Finanziereung einer solch riesigen Gesellschaft, nicht nur für die Banquette, auch Geschenke wollte E I, war unermäßlich.  Der in Ungnade gefallenen verkaufte manchmal Land zu einem lSpottpreis nur um flüssig zu werden und alle Mäuler zu stopfen, was seinen Bankrot nach sich zog. Es kam auch vor, das sich man sich auf ein Krankenlager begab, es war also unmöglich ein Banquet zu veranstalten. Noch einbißchen Englisch. Arthur Chapell, 1. Baron of Hadham servierte seinen Gästen 331 Gerichte am 1. Weihnachtsfeiertag und am 2. sogar 350.

Bauern aßen meist Roggenbrote, Gerste- oder Haferbrei, Kohl, Rüben, Käse, weniger Schwein, Rind, Schaf und Ziege. Nutzen wahrscheinlich eine große Holzschüssel und Holzlöffel.

Kochbücher, Rezeptsammlungen
Das älteste Rezept, 2000 v. Chr. stand auf einer Tontafel, in babylonischer Keilschrift, eine Suppe ohne Mengenangabe. Aus Indien das Vasavarajeyam und das chinesische Buch der Riten, 500-100 v. Chr., Galen (129-199 AD) hinterließ medizinische Kuren
Apicius (1. Jhd v. Chr.) verfasste De re coquinaria
Albert Magnus um 1230, Hildegard von Bingen, Konrad von Mengenfeld ( 1309-1374),    als ältetses dt. Kochbuch wird das von Hanko Dobringer im Jahr 1398 erwähnt, Guillaume Tirel, Koch Karl V. schrieb Le Viander, ein Kochbuch um 1530 mit Fischgerichten aus dem Bodensee von Georg Mangolt, es gab ein Bierkochbuch von  H. Kraust mit 260 Rezepten das 1580 verlegt wurde, Confekt - 1544 von Walter Ryfef, das erste dt. Gemüsekochbuch verfasste Johannes Royer, es erschien 1648, mit Auflagen in 1651 und 1655
ein Kochbuch mit Kartoffelgerichten von Verenne de Beost, 1706 erschien das Leipzigerkoch Buch von Susanne Eger
ein Kinderkochbuch von Henriette Davidis
von 1886

* bayrischer Herzog Georg, der Reiche ehelichte die polnische Prinzessin Hedwig Jagiellonica

Bürgerreporter:in:

Yvonne Rollert aus Halle

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