War der S-Bahn Held selbst Schuld an seinem Tod?

Kickboxen ist Sport und wird nach Regeln ausgeübt, damit dient es der Selbstverteidigung nur sehr eingeschränkt
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"Herr Brunner stand plötzlich mit erhobenen Fäusten vor mir ...., Dann schlug er mir die Faust ins Gesicht, dass das Blut runterlief. Es hat voll weh getan." schrieb die BILD Zeitung am 14.Juli 2010, dem ersten Tag nach dem ersten Prozesstag gegen die beiden Jugendlichen Schläger."Unfassbar: die Täter geben dem Opfer die Schuld."

Natürlich können wir uns kein Urteil zum tatsächlicher Tathergang machen, weil wir eben nicht dabei waren. Und selbst wenn wir Augenzeuge geworden wären, ist der gesamte Hergang mit unter einer Minute so schnell abgelaufen, dass hier nur ein Videomitschnitt, wie zum Beispiel im Fall des U-Bahnüberfalls auf den Rentner in München eine genauere Analyse zulassen würde.

Aber eines ist sicher, auf Grund der zahlreichen Aussagen der vergangenen Wochen und Monate: Es waren mehrere Unglückliche Zufälle und Fehleinschätzungen auf beiden Seiten die zum tragischen Ausgang führten; jedoch die Schuld liegt einzig und allein bei den beiden Tätern.

Aber davon hat Dominik Brunner leider nichts mehr. Ihm ist das wiederfahren, was ich den Supergau für einen Kampfsportler nenne. Er ist durch Zufall in eine Situation geraten, die für ihn nur schlecht ausgehen konnte. In eine Konfrontation mit Jugendlichen.

Welche Schlüsse und Lehren können wir für die Selbstverteidigung daraus ziehen und wie kann man sich auf eine solche Situation besser vorbereiten, damit sie nicht eskaliert und wenn, dass die Chancen für den Angegriffenen besser stehen?

Als Kickboxer mit offensichlich langjähriger Erfahrung vertraute er auf sein Können, dass er sich in einer Umgebung erworben hatte, in der nach festen Regeln gekämpft wird: im Ring. Einer Umgebung, die von sportlicher Fairness und einem darauf achtenden Ringrichter geprägt ist und in der es keine Hindernisse und Einengungen gibt, keine Unebenheiten im Boden und in der immer andere bereit sind, sofort helfend einzugreifen.

Die Notwehrsituation auf der Strasse hat jedoch nichts von alledem. Im Gegenteil. Auf der Strasse muß der Angegriffene sich zu allererst mit dem oder den Angreifern, die keine sportliche Fairness walten lassen auseinander setzen und dann, egal wie es ausgeht, mit einem Heer von Anwälten, dem Staatsanwalt und den Richtern welche oft auch politisch korrekt entscheiden obendrein auch noch mit den Medien, deren Interesse daran besteht, mit der Berichterstattung möglichst viel Geld zu verdienen.

Um diesem Szenario gerecht zu werden, müsste eine rießige Anzahl von möglichen Situationen immer und immer wieder geübt und durchgespielt werde, um die eigenen Chancen im Fall eines möglichen Übergriffes zu verbessern. Und trotzdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass in einem effektiven, realistischen Selbstverteidigungs Training nur Standardsituationen durchgespielt werden können.

Aber selbst dann ist der Ausgang immer noch ein Glücksspiel. "Der später getötete prallte gegen das Wartehäuschen und dann gegen das Metallgeländer" weiter in der BILD.

In einer realen Angriffssituation ist einer der beiden Beteiligten innerhalb der ersten 3 - 5 Sekunden auf dem Boden. Bei zwei oder mehr Angreifern kann es noch viel schneller passieren. Einmal am Boden ist es nur sehr schwer, wie hoch zu kommen und sich noch effektiv gegen skrupellose, eventuell sogar unter Drogen oder Alkohol stehende Täter zur Wehr zu setzen.

Also war es grundsätzlich schon gerechtfertigt von D. Brunner, dieser Situation durch einen Präventivschlag zuvor zu kommen, um einen der Angreifer auszuschalten. Leider ist es ihm nicht gelungen, sondern er hat genau das Gegenteil bewirkt.

Sebastian L. : "Herr Brunner hat seinen Rucksack abgelegt und eine Boxhaltung eingenommen. Ich sagte zu ihm: Bist ein ganz Harter, oder? Dann hat er Markus ins Gesicht geschlagen. Markus hat zurück geschlagen. Ich hab gesehen dass der Markus unter ihm gelegen ist und dann bin ich auch auf Herrn Brunner losgegangen."

Das bedeutet nichts anderes, als dass vom Ersten Schlag bis zum Eingreifen des zweiten Täters weniger als 5 Sekunden vergangen waren. Und leider bedeutet es auch, dass alle die Stärken auf die sich D. Brunner als trainierter Kickboxer verlassen hatte, von der ersten Sekunde an bedeutungslos waren.
Kickboxer arbeiten hauptsächlich mit den Beinen und niemals am Boden. Kickboxer treten und Schlagen hart aber nur auf die Körperpartien, die als Trefferflächen freigegeben sind. Alle Techniken, Tritte und Schläge, die gefährlich sind, wurden im Regelwerk entfernt und das zu Recht, denn lebensbedrohliche Tritte und Schläge haben im Sport nichts verloren.

Und der getätigte Präventivschlag war zwar im Ansatz die richtige Entscheidung aber offensichtlich zu schwach ausgeführt, möglicherweise deshalb, weil D. Brunner als Sportler tagtäglich mit Jugendlichen zu tun hatte und aus Skrupel davor zurückgeschreckt ist, bei dem jungen Burschen mit voller Kraft zuzuschlagen. Und möglicherweise auch aus Angst vor den Konsequenzen, die es gehabt hätte wenn die Situation anders ausgegangen wäre. Wenn der Junge Markus mit seinen 17 Jahren mit dem Kopf auf dem Geländer aufgeschlagen wäre und Tot am Boden liegen würde.

Dann hätte die Schlagzeile im BILD und anderen Medien etwa so ausgesehen: "Wildgewordener Kampfsportler schlägt Kind nach Meinungsverschiedenheit tot!" Dann wäre aus dem U-Bahnhelden durch diesen Treffer in einer Millisekunde ein brutaler Mörder geworden, der einem armen Kind mit zerrütteter Kindheit aus bloser Lust den Schädel eingeschlagen hat.

Abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen und dem finanziellen Bankrott hätte er als anständiger Mensch mit der Tatsache leben müssen, dass er das Leben eines Jugendlichen mit einem Schalg ausgelöscht hat.

Aber statt dessen ist jetzt Brunner ein toter Held und die beiden Jugendlichen werden, zu Recht, zu einer hohen Haftstarfe verurteilt und haben ihr Leben verpfuscht noch bevor es richtig begonnen hat.

Aber begonnen hatte das Drama schon eine ganze Zeit davor, als die Jugendlichen " statt Frühstück Wodka und O-Saft tranken und anschließend den ganzen Tag über Bier und Wodka". Und dann passierten eine Kette von Ereignissen die letzendlich zu dieser Eskalation führten; der versuchte Straßenraub an den vier Kindern , die Aufforderung des Dritten inzwischen als Anstifter der Tat verurteilten Christoph T. ,und dem Dazwischengehen von Dominik Brunner, das nach meiner Meinung daruf basierte, dass er sich auf Grund seiner sportlichen Qualifikation als Herr der Lage fühlte.
Dafür spricht, das Ablegen des Rucksacks und die Einnahme der "Kampfstellung" wie es im sportlichen Kampf üblich ist.

Eine Menge richtiger Entscheidung wurden getroffen, aber auch einige Falsche, dazu kam noch dass der Polizei, die richtiger Weise sofort alarmiert wurde, nicht genügend Zeit gelassen wurde, zum Tatort zu kommen.

Beim Besuch eines Selbstverteidigungskurses als Einsteigehilfe, und dem anschließenden regelmäßigen Besuch eines Selbstverteidigungsprogrammes, kommt es also nicht nur darauf an, zu lernen, wie ich mich in letzter Konsequenz, mit effektiven Techniken verteidigen kann, und zwar so, dass ich mein Leben und Gesundheit verteidigen kann, aber auch dass ich im Anschluß keine rechtlichen Konsequenzen befürchten muss.

Mindestens genauso wichtig, wenn nicht wichtiger ist es, zu lernen, wie ich als Angegriffener oder aber als dritte Person, die helfend eingreifen muss, lange im Vorfeld eine solche Situation vermeiden kann oder, wenn sie nicht vermeidbar ist, wie ich Zeit, Umgebung, Umfeld und andere Menschen zum meinem Vorteil mit einbeziehen kann und die körperliche Verteidigung nur als wirklich allerletze Option, aber dann mit aller gebotenen Kompromisslosigkeit und Konsequenz einsetze.

Die Notwehr selbst, die Nothilfe und die unter diesen Begriffen möglichen Aktionen sind detailliert geregelt im Notwehrparagrafen, aber in einer wirklichen Notwehr Situation ist nur der gesunde Menschverstand und die gelernten und geübten Abläufe übrig. In diesen wenigen, zur Verfügung stehenden Augenblicken entschiedet es sich im Extremfall, ab ich als toter Held ende, als Totschläger oder aber die Situation zu einem für alle Parteien befriedigendem Ende geführt habe.

Mit darüber entscheidet also letzlich, ob ich mich für das richtige Selbstverteidigungs System oder Programm entschieden habe, in dem neben den effektiven Techniken auch die Strategien und die Psychologie in der Selbstverteidigung ausführlich behandelt wurden und auch vom Lehrer mit aller gebotener Professionalität, einfach und verständlich dargestellt werden.
Dabei ist auch mit der Preis entscheidend. Es gibt nichts auf der Welt was nicht jemand ein bisschen schlechter machen kann und damit auch billiger. Es ist natürlich unklug zu viel zu bezahlen. Aber in der Selbstverteidigung kann es fatal sein, wenn Sie zu wenig bezahlen und dann das Erlernte den Zweck nicht erfüllen kann.

Darum sollten Sie bei der Auswahl des Selbstverteidigungs Programms sehr stark darauf achten, was die Inhalte sind und wie gut sie vermittelt werden. Das erfahren Sie am besten wenn Sie eine Probestunde besuchen oder einen Einführungs Kurs.

Bürgerreporter:in:

Self Defense Germany Federation e.V. (Pressestelle) aus München

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