Christian Springer:"Ohne Wut im Bauch gäbe es mich auf der Bühne nicht"- Ein Interview mit dem Kabarettisten über sein Programm mit dem er in Leipheim gastiert und über die politische Lage

Christian Springer kommt am 7. Mai um 19 Uhr in den Leipheimer Zehntstadel. Ein Interview mit dem Kabarettisten | Foto: Foto@K.Ziedek
  • Christian Springer kommt am 7. Mai um 19 Uhr in den Leipheimer Zehntstadel. Ein Interview mit dem Kabarettisten
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Zusammen mit Michael Altinger moderiert er den Schlachthof im Bayerischen Fernsehen. Er ist aber auch in vielen anderen Kabarettformaten wie kürzlich in der Anstalt im ZDF zu Gast. Christian Springer. Springer ist mehr als ein Kabarettist. Er hat einen Verein wegen der Syrienkrise gegründet. Er war auch schon in Syrien. Am 7. Mai um 19 Uhr kommt Christian Springer in den Leipheimer Zehntstadel mit seinem Programm " Trotzdem" kommen. Über sein Programm und die Erlebnisse in Syrien habe ich mit Christian Springer ein Interview geführt.

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Thomas Rank:Sie kommen mit dem Programm“ Trotzdem“ nach Leipheim. Im Pressetext heißt es sie seien der Aufreger unter Deutschlands Kabarettisten. Sind sie das?

Christian Springer Ich denke ja. Ohne Wut im Bauch gäbe es mich auf der Bühne nicht. Diese Wut kennt jeder, aber nicht jeder hat die Möglichkeit auf die Bühne zu gehen. Das ist natürlich ein bisserl unfair.
 
 
Thomas Rank: Wie lange haben sie an dem jetzigen Programm gearbeitet?
 
Christian Springer: Das kann ich nicht sagen. Manchmal sind es Ideen und kleine Gedankenfetzen, die 20 Minuten vor dem Programmbeginn kommen. An anderen Programmteilen feilt man Monate.

Thomas Rank: Wer sie im Schlachthof erlebt, merkt schon das sie nicht besonders gut auf die Politik zu sprechen sind. Wird ihr Programm eine Abrechnung mit der Politik?

Christian Springer:Das ist nur halb richtig. Ich bin gut auf die Politik zu sprechen und ein glühender Verteidiger unseres Rechtsstaats und unserer Demokratie. Ich bin viel in Ländern unterwegs, in denen junge Leute auf die Straße gehen und ihr Leben riskieren, um so ein System, wie wir es haben, zu erkämpfen. Allerdings sind so manche unserer politischen Zeitgenossen armselige Amateure, und denen hau ich die Pointen um die Ohren.   
 
Thomas Rank:Im Pressetext zum Programm steht, dass sie dem Bayerischen Ministerpräsidenten einen Brief geschrieben haben. Haben sie denn eine Antwort bekommen?

Christian Springer:Es gibt ein Rückschreiben, aber nicht von ihm. Aber ich habe ja gar keine Antwort erwartet. Und das ist auch das unwichtigste daran. Wichtiger wäre mir, dass man meinen Appell für mehr Menschlichkeit erhört.

Thomas Rank: Wie geht ihrer Meinung nach die Regierung um mit der Flüchtlingspolitik?

Christian Springer:Der Schutz von Menschen in Not und das Gewähren von Asyl sind extrem wichtige Pfeiler unseres Grundgesetzes. Man vergisst in der Debatte immer, dass mit den Forderungen nach Einschränkungen des Asylrechts unser Grundgesetz geändert werden müsste. Das finde ich gefährlich und absurd. Vor allem, wenn man von den Geflüchteten verlangt, dass sie das Grundgesetz lesen und einhalten sollen. Konkret: aus der Wirtschaft und der Industrie weiß ich, dass wir locker noch mehr Flüchtlinge aushalten können. Das Geschrei ist nichts als Panikmache mit falschen Zahlen.
 
Thomas Rank:Sie haben den Verein Orienthelfer gegründet. Was verbirgt sich dahinter?

Christian SpringerWir sind ein gemeinnütziger Verein, den ich 2012 wegen der Syrienkrise gegründet habe. Damals wollte noch niemand was davon wissen. Wo Aleppo liegt, hat damals noch niemand interessiert. Und ich habe damals bereits wie eine Irrer gepredigt: Wenn wir ihnen kein Brot geben, werden sie es von Al-Qaida nehmen. Genauso kam es. Nur dass Al-Qaida heute IS heisst.Wir helfen mit Feuerwehrausrüstung, bringen Kinder zur Schule oder in den Kindergarten, helfen mit Winterschuhen und bezahlen medizinische Behandlungen, wenn sonst niemand da ist, der hilft.  
 
 
Thomas Rank: Sie waren schon mehrmals in Syrien. Wie haben sie die Menschen erlebt?

Christian Springer:Was soll ich sagen? Es sind Menschen wie Du und ich. Aber es ist erschütternd und beschämend, dass wir tatenlos zusehen ,  wie sie selbst , ihre Kinder, ihre Schulen, ihre Familien in Grund und Boden bombardiert werden, und seit Jahren grenzenlosem Terror ausgesetzt sind. Anscheinend können wir nur Banken retten, aber keine Menschen.
 
 
Thomas Rank: Sie haben ein Buch mit dem Titel“ Nazi komm raus“ . Geschrieben. Darin geht es um den Massenmörder Alois Brunner den Assad leugnet. Weshalb haben sie sich mit diesem Alois Brunner befasst?
 
Christian Springer:O, das ist eine lange Geschichte, in der es vor allem darum geht, dass Nazis kein alter Hut von vorgestern sind. So lange nicht aufgeklärt wird, warum Deutschland einen der größten Massenmörder der Geschichte gedeckt hat und heimlich alle seine Akten beim BND vernichtet hat, ist der Deckel nicht zu. Vor allem nicht, wenn die Rechten wieder auf unseren Straßen marschieren.
 
Thomas Rank: In einem Fernsehbericht wurde gezeigt, das sie für die Menschen in Syrien z.b. eine Feldküche bekommen haben. Wie erleben sie die Hilfsbereitschaft der Menschen in Deutschland?

Christian Springer:Inzwischen haben wir mehrere Feldküchen von der Bundeswehr gespendet erhalten. Das ist großartig, und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist gewaltig. Wer behauptet, wir lebten in einem herzlosen Land, der schaut nicht richtig hin.
 
Thomas Rank: Wer sie bei dem Programm Trotzdem besucht, was bekommt man geboten?
 
Christian Springer:Es geht natürlich aktuell her. Wer zu mir ins Kabarett kommt, muss zwar keinen Doktortitel haben, aber wer zu mir kommt , um einzuschlafen, dann zwischendrin zu telefonieren oder gar nicht hinzuhören, der soll lieber daheim bleiben. Für die andern gilt: Gaudi mitbringen und das Hirn dabei nicht vergessen. Aber keine Angst, es geht nicht um ein Coaching Seminar, sondern um politisches Kabarett.
 

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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