Worüber diskutieren wir eigentlich, wenn es um die Familie geht?

Familie hat Vorfahrt

„Worüber diskutieren wir eigentlich, wenn es um die Familie geht?“ Mit dieser einleitenden Frage überraschte die Referentin Dr. phil. Marion Schnarrenberger. Eingeladen hatte die Kreis-Frauenunion mit ihrer Vorsitzenden Christa Wenninger mit dem Lokalen Bündnis für Familie. Die Organisation lag bei Meinrad Gackowski vom Landratsamt und Hans Joas von der Hanns-Seidel-Stiftung. Erfreulicherweise fanden Landrat Hubert Hafner, die Bürgermeister Hans Klement (Ichenhausen) und Robert Strobel (Bibertal), die zuständige Fachbereichsleiterin aus dem Jugendamt, Barbara Hellenthal, sowie Bezirksrätin Dr. Ruth Niemetz Interesse am Informationsangebot. Die klare Gliederung der Ausführungen der Referentin führte zu einer regen Diskussion.

Warum diskutiert Deutschland plötzlich wieder über die Familie? Alarmierend sei der seit 30 Jahren anhaltende Rückgang der Geburtenzahlen. Der „Generationenvertrag“ kommt bedenklich ins Wanken. Die Zukunft mit sinkender Zahl von Erwerbstätigen im aktiven Alter, steigender Zahl an Rentenempfängern mit drohender Mindestrente, sinkenden Leistungen aus Kranken- und Pflegeversicherungen, dafür steigenden Beiträgen für Schul und Universitätsbesuch habe bereits jetzt begonnen. Dies sei wahrlich wenig verlockend für junge Paare um in der Heimat zu bleiben, wenn das Ausland locke. Ein gesundes Gemeindeleben sei am verblühen.

Was ist gegen diese Entwicklung bisher unternommen worden und mit welchem Erfolg? Der Staat, ob Bund oder Land, habe vielfältige Formen an Finanzmitteln an Eltern bezahlt, sei es Bundes- oder Landeserziehungsgeld, sei es Elterngeld oder das seit 1964 bestehende staatliche Kindergeld. Alle Maßnahmen konnten den Trend beim Rückgang der Geburtenzahlen nicht umkehren. Auf kommunaler Ebene könnten vielfältige und phantasievolle Maßnahmen entwickelt und angeboten werden. Allerdings seien den Kommunen in der Regel durch die bestehenden Pflichtaufgaben die Hände finanziell stark gebunden. Die wenigen Maßnahmen, die in der Vergangenheit bereits kommunal durchgeführt wurden, wie Angebot von Sport, Bildung, Radwegen und ÖPNV seien ebenso wirkungslos für eine Trendumkehr bei den Nachwuchszahlen gewesen.

Ein Blick auf die Realität in Deutschland war sehr aufschlussreich. Was soll überhaupt gefördert werden, um eine Trendumkehr zu erreichen? Das Statistische Bundesamt liefert die Zahlen: In Deutschland leben 42,8 Millionen Bürger in einer Paar-Beziehung, davon 88 % mit einem Trauschein. Von diesen hätten 43 % Kinder im Alter bis zu 18 Jahren. Nur 4 % der Paar-Beziehungen mit Kindern hätten keinen Trauschein, der Anteil an Alleinerziehenden liege bei 15 %. Familien seien eher in kleineren Kommunen zu Hause, die Großstädte hätten einen Anteil an Singlehaushalten bis zu 60 %. Der Anteil an Ehen mit einem bzw. zwei ausländischen Partner sei nur jeweils 6 %. Der Schluss der Referentin: Die deutsche Familie lebe mit zwei Generationen v.a. in ehelicher Gemeinschaft in kleineren Kommunen. Dem widerspreche leider die gängige Darstellung in den Medien, wo der Fokus meistens auf die Patchwork-Familie gelegt werde. Damit liege der Schwerpunkt zur Trendumkehr bei der Kinderzahl im Bereich der kommunalen Ebenen.

Was aber drückt die jungen Paare, wenn sie den Kinderwunsch verneinen? Häufig verschwiegene Ursache sei die mit dem Alter ab 30 steigende Unfruchtbarkeit beider Partner. Einfachste Lösung wäre hier, den Kinderwunsch früher zu verwirklichen und nicht bis zum Ende des vierten Lebensjahrzehnts zu warten. Neben persönlichen Ursachen dafür seien hier genannt die von der Wirtschaft oft geforderte Mobilität, die dann in Wochenendehen gipfelt, die geringe Akzeptanz des Berufs Mutter, die teilweise immer noch unflexible Arbeitszeitgestaltung zur Fortsetzung des erworbenen Berufs, und nicht zuletzt Unentschlossenheit der Paare.

Was also könnten Kommunen im Rahmen der Finanzierbarkeit tun? Was erwarten Paare heute von einer Kommune, damit Kinder ein attraktives Lebensziel würden? Hier ist ein wesentlicher Punkt die Hilfe zu Selbsthilfe vor Ort, die dann ganz unterschiedlich ausfallen könne. Eine Kommune könne beispielsweise Drei-Generationen-Häuser fördern, eine familienfreundliche Abgabenerhebung ansteuern, Firmen vor Ort in der Arbeitszeitgestaltung beraten, private Elternaufsicht und mobile Pflegedienste unterstützen. Hier konnte dem Landkreis Günzburg die Erledigung vieler Hausaufgaben bereits bescheinigt werden. Einen wesentlichen Beitrag könnten die Medien für ein positives Image von Familie erbringen. Daher bedanke man sich bereits im Voraus für eine entsprechende Berichterstattung in der Presse sehr herzlich.

Bürgerreporter:in:

Ruth Niemetz aus Günzburg

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