Vogelexkursion mit dem LBV im Offinger Auwald

Alle lauschen andächtig
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Die Kreisgruppe des LBV lud am Sonntag, den 29.03.2009, unter der fachkundigen Leitung von Stefan Böhm zu einer Vogelexkursion durch den Offinger Auwald ein. Im zeitigen Frühjahr lohnt sich eine Pirsch durch den Wald, die ersten Frühjahrsboten der Natur wollen entdeckt werden, ob auf dem Boden, zwischen den Zweigen der kahlen Bäume oder in der Luft.

Trotz Regen, früher Stunde und Zeitumstellung trudelten neun interessierte Teilnehmer ein, um gemeinsam die Eröffnung des Vogeljahres im Auwald zu erleben.

Unglaublich verlässlich suchen sich die kleinen Gesangstalente den erwachenden Tag für ihre Übungen aus und lassen sich keineswegs vom Regen aufhalten.

Unsere ersten Schritte durch den feuchten Morgen begleiten das Hämmern der Spechte. Wir lernen, dass die Spechte keine Singvögel sind und deswegen nicht über Gesänge balzen. Der Buntspecht balzt über das Trommeln, und er trommelt scheinbar „kopflos“ gegen alles was es gibt. Bei verschiedenen Anlässen meldet sich der Buntspecht mit einzelnen „Kick“ Rufen.

Die unterschiedlichen Spechtarten sind durch ihre verschiedenen Trommelwirbel zu erkennen. Zur Kategorie "Schwarzweißspechte" gehören der Bunt-, Mittel und Kleinspecht. Um diese Arten wiederum zu unterscheiden, muss man den einzelnen Vögeln „auf die Hosen“ schauen und die Größenunterschiede beachten. Stefan Böhm sucht in seinem "Buch der Vogelarten" nach den passenden Bildern und als ziemlicher Laie und einzige ohne Fernglas stecke ich meine Nase dankbar in diese Orientierungshilfe.

Der Mittelspecht ist einer der seltensten Spechtarten in unserer Region und fast nur in unseren Donauwäldern zu finden ist. Er meldet sich beim Platzwechsel oft durch „gägägäg“ Rufe. Auch in seinen Fressgewohnheiten unterscheidet sich der Mittelspecht von seinen Artgenossen. Während die anderen Spechte von Insekten und Sämereien leben, ernährt sich der Mittelspecht das ganze Jahr über nur von Insekten.

Die vielen Trommelwirbel im Wald bilden den Hintergrund zur Kakofonie im Frühlingswald, der wir andächtig lauschen. Stefan Böhm lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den „Schlag“ der Kohlmeise mit ihrem Taktgesang „zi zi be…“, ein ständiger Auf- und Abgesang. Er erklärt uns die Melodien der Singdrossel, die sich aus der Tiefe des Waldes bemerkbar macht. Sie wiederholt jedes einzelne Element 2-3-mal und jedes neue Element unterscheidet sich vom vorherigen. Die hohen Töne des musikalischen Rotkehlchens perlen zwischen den Buchen und Weiden, scharf metallisch klingend und dann tiefer abfallend.

Immer wieder zücken die Vogelkundler ihre Feldstecher und entdecken an den Rinden der Weiden, Buchen oder Ulmen kleine Löcher zu den Eingängen der Nisthöhlen. Ein Baumläufer krabbelt den Stamm hoch, ein Kleiber herunter, Gezeter resultiert aus der Begegnung.
Der Kleiber trägt seinen Gesang in großer Lautstärke vor. Mit seinem „tjuit-tjuit“ in schneller Folge begleitet er unseren gesamten Rundgang. Der Schlag des Buchfinken dominiert den Frühlingswald mit seinem energischen und lebhaften Vortrag der „Würzgebier“ Strophe.

Mit ihren Ferngläsern beobachten die Teilnehmer auf einem Ast einen Kernbeißer, der mit seinem auffallend großen Schnabel leicht zu erkennen ist.

Begeistert fotografiere ich einzelne Nester schlohweißer Märzenbecher, die zusammen mit dem Blaustern zwischen frischen Bärlauchplatten dem noch kahlen Wald ein Gefühl von Frühling einhauchen.

Heute haben wir Glück, ein Förster weilt in unserer Mitte. Sachkundig führt er uns zu einem Stand von Flatterulmen mit ihren ausgeprägten Brettwurzeln und erklärt das Ulmensterben, ausgelöst von einem Pilz, von dem die Flatterulme bis jetzt verschont blieb. Auch einzelne Stände des Bergahorns leiden unter einer Pilz-Krankheit. Die Rinde platzt auf, beim nächsten Sturm knickt der Ahorn um. Wir erfahren, dass wir uns in einem FFH-Gebiet befinden (http://de.wikipedia.org/wiki/Fauna-Flora-Habitat-R...), das europaweit unter einem speziellen Schutz steht. Trotzdem bleibt der Auwald ein Nutzwald und wird durch die forstwirtschaftliche Nutzung und Fürsorge genau zu dem, was er im Moment ist.

Wir wandern weiter bis zum Offinger Stausee. Die meisten Wasservögel befinden sich bereits an ihren Brutplätzen an den Waldweihern, aber trotzdem entdecken die Vogelkundler Blässhühner, Schnatter-, Reiher-, Stock- und Krickenten, Haubentaucher und die ersten Rauchschwalben.

Nach zwei äußerst interessanten und informativen Stunden richte ich meine letzte Frage an Stefan Böhm, und diese gilt unseren bekannten Hausvögeln:
„Gibt es einen Unterschied zwischen einem Spatz und dem Sperling oder sind die beiden das Gleiche?“
Ich möchte die Antwort hier nicht verraten, vielleicht googelt sich der eine oder andere Leser die Lösung des Rätsels selbst und schreibt uns über seine Entdeckungen…

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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