„Kulturelle Bildung ist unverzichtbar, da wir sonst ganze Altersgruppen einbüßen.“

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Ein Interview mit Peter Bannwarth, Kulturamtsleiter im Forum am Hofgarten

Unter der Leitung von Peter Bannwarth entfaltet die Stadthalle Günzburg bereits seit vielen Jahren ihr gesellschaftliches und kulturelles Angebot. Berühmte Unterhaltungskünstler, Musiker, Theaterschauspieler und auch Comedians, wie Oliver Pocher, gastierten bereits im Forum am Hofgarten. Die myheimat-Redaktion unterhielt sich mit Günzburgs Kulturreferent über die Bedeutung der Begegnungsstätte für die Stadt, Perspektiven, die sich ergeben, wenn „über den Tellerrand“ geschaut wird, und den Stellenwert eines Kulturauftrages für alle Altersklassen.

myheimat: Herr Bannwarth, als Leiter des Kulturamtes in Günzburg sind Sie für das kulturelle Image der Stadt verantwortlich. Wie würden Sie dieses Image im Raum Bayern bewerten?
Bannwarth: Wenn ich mich im Land so umschaue, stelle ich fest, dass es eine Vielzahl an vergleichbaren Angeboten gibt, natürlich auch viele über Jahrzehnte gewachsene und finanziell sehr gut ausgestattete Kulturofferten. Darunter sehe ich in den Wintermonaten Indoorangebote (wie im Forum am Hofgarten, dem Heimatmuseum und der Stadtbücherei) und in der warmen Jahreszeit Freiluftveranstaltungen wie unseren Kultursommer. In Günzburg hat sich in den letzten Jahren dank einer Großzahl an Sponsoren viel bewegt und ich möchte behaupten, dass das kulturelle Image der Stadt sehr gut ist und Günzburg keinen Grund hat sich zu verstecken. Das bestätigen viele auswärtige Besucher bei den verschiedensten Gelegenheiten.

myheimat: Kultur ist eng verbunden mit Kreativität. Durch welche Einflüsse lassen Sie sich bezüglich kultureller Möglichkeiten inspirieren?
Bannwarth: Man schaut natürlich auch über den Tellerrand, spricht mit Kolleginnen und Kollegen oder pflegt intensive Kontakte zu Gastspieldirektionen, Tourneeveranstaltern oder, um nur ein Beispiel zu nennen, direkt zu Ensembles oder Theatern wie das Chiemgauer Volkstheater, das in Günzburg immer gern gesehen ist und ein festes Publikum hat. Das Fernsehen, die Presse, heute mehr denn je ebenfalls das Internet und private Veranstaltungsbesuche z. B. in München helfen dabei, den aktuellen Markt einschätzen zu können.

myheimat: Jährlich gehören das Guntiafest und die beliebten Open-Air-Konzerte als fester Bestandteil zu Günzburgs Kultur. Über welche Schwierigkeiten und Pannen, die über die Jahre hinweg aufgetreten sind, können Sie uns berichten?
Bannwarth: Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Kulturgeschäft und Veranstaltungsbereich tätig, weiß ich nur zu gut, dass bei jährlich hunderten (nicht nur kulturellen) Veranstaltungen im Forum am Hofgarten, auf dem Marktplatz, in der Jahnhalle und an anderen Orten an denen es Angebote gibt unvorhersehbare Probleme nicht ausbleiben. Dazu gehören leider auch unliebsame Absagen oder Terminverschiebungen, insbesondere wenn der Ticketverkauf schon begonnen hat. Die meisten Jahre waren in dieser Hinsicht aber relativ entspannt und mit Routine, auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen, und einem „dicken Fell/Nervenkostüm“, begegnet man solchen Schwierigkeiten viel entspannter. Manchmal muss auch festgestellt werden, dass man es sowieso nie allen recht machen kann.

myheimat: Kunst und Kultur sind oft eine Sache der Attraktivität, nicht nur auf die äußere Ästhetik bezogen. Es gilt, das Interesse dafür zu wecken. Wie „jugendfreundlich“ ist Günzburgs sonstiges Kulturangebot und welche Verlockungen bietet es für andere Altersgruppen?
Bannwarth: Wenn Sie einen Kulturauftrag haben, müssen Sie für alle Altersklassen ein Angebot bilden. Das ist in Günzburg mit der Stadtbibliothek, dem Heimatmuseum und im Forum gegeben. Andere Anbieter möchte ich da natürlich nicht vergessen. Wir sind stets bestrebt, schon an die Kleinen zu denken und haben hier seit Jahren eine wunderbar funktionierende Kooperation mit der Kolpingbühne Günzburg, die in der Vorweihnachtszeit wieder im Forum für Kinder ab 3 Jahren spielen wird. Rockkonzerte, hier ist insbesondere die Veranstaltung „Rock gegen Rechts“, die kürzlich in der Jahnhalle angeboten wurde, zu nennen und weitere Jugendkultur aus den örtlichen Vereinsangeboten begleiten wir aufmerksam und nach Möglichkeit und wenn gewollt unterstützend. Die Angebote für die heutige Jugend in der Stadt sollen Anreize schaffen, sie ist unser Publikum von Morgen.

myheimat: Das kulturelle Leben in Günzburg ist sehr abwechslungsreich. Welchen Bezug nimmt die Vielfalt des Kulturprogramms zur multikulturellen Gemeinde?
Bannwarth: Anders als in den 70er Jahren ist die Frage nicht mehr „Kultur für alle oder Hochkultur für wenige“ und anders als in den 80ern müssen wir uns nicht um den Begriff „Multikultur“ streiten. Es geht darum, unter den jetzigen Gegebenheiten überhaupt Kultur anzubieten oder zu ermöglichen. Ganz wichtig ist dabei die nächste Generation mit Kulturangeboten, und zwar alle –auch die mit Migrationshintergrund- zu erreichen. In Günzburg sehe ich da glücklicherweise viele Ansätze. Von der Kontaktgruppe über die Vereinsangebote über Schulen und Kindergärten. Kulturelle Bildung ist unverzichtbar, da wir sonst ganze Altersgruppen einbüßen. Denn, wenn Kinder mehr im Internet und am Computer spielen als ins Museum, ins Theater oder in die Bücherei zu gehen, heißt das nichts Gutes für Museen und Literatur.

myheimat: Das Forum am Hofgarten ist als gesellschaftliche, politische und kulturelle Begegnungsstätte konzipiert. Wie sieht die Nachfrage für Tagungen und Veranstaltungen im Hofgarten aus?
Bannwarth: Wir sind sehr zufrieden. Das Forum hat einen guten Ruf und das Personal ist äußerst qualifiziert und motiviert, das schätzen unsere Veranstalter und Vertragspartner die deshalb zum Teil schon viele Jahre in unser Haus kommen. Natürlich gehen auch die wirtschaftlichen Veränderungen nicht spurlos an uns vorbei, es wird gespart und damit manche Veranstaltung auch kleiner. Der aktuelle Belegungsplan und die Statistik für 2008 geben Auskunft über die Auslastung des Forums: 340 Veranstaltungen, 250 Belegungstage und deutlich über 50.000 Besucher.

myheimat: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird von Politikern nur allzu schnell die Forderung erhoben, im kulturellen Bereich Einsparungen vorzunehmen. Die Ausgaben für kulturelle Einrichtungen stehen auf dem Prüfstand. Inwieweit ist auch Ihr Kulturreferat von diesen Einsparungsmaßnahmen betroffen?
Bannwarth: Das wird noch aufkommen, denn die Haushaltsberatungen für 2009 stehen erst noch an. Tatsache ist aber, Kultur kostet Geld. Wir rechtfertigen diese Ausgaben, indem wir hohen Ansprüchen gerecht werden. Die in Verwaltung und Kommunalpolitik Verantwortlichen unterstützen dies bis heute. Aber natürlich wird auch bei uns gespart. Selbst bei gleichbleibendem Budget konnte man früher mehr machen, denn die Mehrausgaben, denken Sie z. B. einmal an die Entwicklung der Energiekosten oder nach 17 Betriebsjahren des Forums an die Reparaturausgaben, müssen an anderer Stelle eingespart oder als zusätzliche Einnahmen gegenfinanziert werden. Letzteres lässt sich in der heutigen Zeit allerdings nicht einfach gestalten, auch deshalb, weil sich das Publikum (nicht nur in Günzburg) gegenwärtig eher kurzfristig entscheidet und gezielter einen Veranstaltungsbesuch auswählt.

myheimat: Welche Projekte konnten dieses Jahr realisiert werden? Wie sieht Ihr Resumee für die Kultursaison 2008 aus?
Bannwarth: Ich freue mich besonders, dass die Stadt eine große Anzahl an Kunstwerken aus dem Skulpturenpark erwerben konnte, dass der Kultursommer mit etwa 40 Einzelveranstaltungen, die vielen gesellschaftlichen und kulturellen Anlässe im Forum wieder viele tausend Besucher angelockt haben. Aber auch die Traditionspflege der vielen Vereinsaktivitäten, die Aktivitäten Privater und die weiteren Angebote in allen städtischen Einrichtungen dürfen hier nicht fehlen. Kultur ist in Günzburg eben durch Vielfalt geprägt.

myheimat: Zum Schluss würden wir gerne noch wissen, was für die Kultursaison 2009 geplant ist.
Bannwarth: Eine ganze Menge wird für Jung und Alt geboten werden:
Partys, Ausstellungen, Theater, Musicals, Operetten, Tanz, Lesungen, Konzerte, Brauchtum,
Willy Astor und Jürgen von der Lippe werden in Günzburg gastieren, Hannes und der Bürgermeister werden unser Publikum wieder zum Lachen bringen, der Moscow Circus On Ice wird Station machen und auch Queen-Freunde kommen mit einer fulminanten Show auf ihre Kosten. Open-Air-Konzerte auf dem Marktplatz und das Stadtfest im Rahmen des 6. Kultursommers sind ebenso in Planung wie ein landkreisweites Kulturfestival der Partnergemeinden mit einer zentralen Veranstaltung in Günzburg. Ein Klassikbonbon wird das Preisträgerkonzert des 7. Internationalen Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs 2009 sein, bei dem sich Weltklassesolisten messen.
Und wer jetzt neugierig geworden ist, dem empfehle ich einen Blick in unser umfangreiches Werbematerial oder einen Klick auf unseren städtischen Veranstaltungskalender unter www.guenzburg.de.

Bürgerreporter:in:

Gülcihan Ördek aus Augsburg

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