"Eine positive und fruchtbare Zusammenarbeit ist immer von Vorteil" - Interview mit Peter Bannwarth vom Forum am Hofgarten

Manfred Mann´s Earthband
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Zum Jahresende trafen wir uns mit Peter Bannwarth, der das Forum am Hofgarten in Günzburg leitet. Wir zogen eine kulturelle Bilanz zum Jahr 2009.

Kultur ist der Ausdruck der kreativen Menschen. Das kulturelle Leben verändert sich ständig genau wie das gesellschaftliche. Wie hat sich das Programm des diesjährigen Kultursommers von dem vorherigen unterschieden? Was waren die Höhepunkte für Sie?

Peter Bannwarth: Es kommt immer auf eine für jeden Geschmack ausgewogene Mischung an. So hat sich manches Angebot auf Grund der großen Nachfrage wiederholt, Neuerungen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Für mich persönlich das Klassik-Open-Air mit den 5 Tenören, das FORUM GUNTIANUM und das Open Air mit den Augsburger Domsingknaben und der a capella-Gruppe JUKEVOX.

Während des Kultursommers zeigte sich die Stadt Günzburg von ihrer besten Seite. Waren Sie zufrieden mit dem diesjährigen Angebot und dem Interesse der Bevölkerung?

Sehr sogar. Immerhin haben wir heuer fast 30.000 Besucher bei allen Veranstaltungen gezählt, so viel wie noch nie.

Das Kulturamt hat dieses Jahr bereits zum dritten Mal zusammen mit dem Kooperationsteam Provinztour/GernGeschehen Open Air-Konzerte auf dem Günzburger Marktplatz organisiert. Wie wichtig sind für Günzburgs Kulturleben solche Zusammenarbeiten?

Eine positive und fruchtbare Zusammenarbeit ist immer von Vorteil. Kooperationen, gerade in finanziell schwierigen Zeiten, sind mittlerweile unerlässlich, will man nicht auf Dies und Das verzichten.

Mit Auftritten der Spider Murphy Gang, der Nacht der 5 Tenöre und der Scarabeus + Joe Gleixner Big Band ist das musikalische Angebot des Kultursommers sehr vielseitig. Welchen Bezug nimmt dies zu den verschiedenen Interessen der unterschiedlichen Generationen?

Wir sind stets bestrebt, für jedes Alter und für jeden Geschmack etwas im Angebot zu haben. So konnte das Programm für Jugendliche, übrigens auch hier in Partnerschaft mit dem jungen Günzburger Verein Rock City e. V., erweitert werden, indem wir eine Plattform zur Verfügung stellen und die Veranstaltung mit in unsere Werbung einbeziehen.

Herr Bannwarth, gab es Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Forum im Hofgarten? Haben gleichbleibend viele Menschen ihr Kulturangebot wahrgenommen oder ist der Besucheransturm aufgrund mangelnder finanzieller Mittel der Bevölkerung gesunken? Oder haben vielleicht besonders viele ihre Veranstaltungen besucht, da sie ihren Urlaub in Deutschland verbracht haben?

Wir merken die Auswirkungen der Wirtschaftskrise ganz deutlich an Hand der Besucherzahlen und der Belegung im Forum am Hofgarten. Es wird fast überall gespart. Manche Firmenveranstaltung wird insge-samt kleiner ausgelegt und der Besucher kultureller Veranstaltungen überlegt sich auch, ob er sich ein Ticket leistet. In Zahlen ausgedrückt heißt das, etwa 9 bis 10.000 Besucher weniger als 2008 (59.000 Besucher) und einen Rückgang von rd. 20 Veranstaltungen auf 320 im Vergleich zum Vorjahr. Die Touristen haben keinen entscheidenden Anteil an der Forumsstatistik, da die Mehrzahl der kulturellen Veranstaltungen im Winter-halbjahr stattfinden, aber das Angebot im Kultursommer wird sehr gern und häufig angenommen.

Das 1. große Römerfest „Forum Guntianum“ war ein Highlight dieses Jahr. Woher kam die Idee für das Römerfest? Soll die Veranstaltung ein Mittel sein sich von Mittelalterfesten abzuheben? Wie ist das Römerfest ihrer Meinung nach verlaufen? Sind Sie zufrieden mit der Resonanz des Festes?

Die Wurzeln der Stadt reichen bis in die Römerzeit zurück. Wichtige Standortfaktoren der damaligen Stadtgründung waren die Lage Günzburgs an der Do-nau sowie an strategisch wichtigen Römerstraßen. Zwei dieser Straßen, die VIA DANUBIA und die VIA JULIA, werden heute touristisch vermarktet. Günzburg war in den fast vier Jahrhunderten blühender römischer Kultur ein wichtiger Siedlungsplatz. Das bezeugen die vielen Grabungsfunde, die in den letzten 150 Jahren ans Licht gekommen sind. Dies und das „Varus-Jahr“, das römische Spuren in ganz Deutschland wieder stärker ins Bewusstsein rückt, waren für die Stadt der Anlass, am 18. und 19. Juli ein großes Römerfest, das FORVM GVNTIANVM, auszurichten. Es ging also nicht darum, sich von mit-telalterlichen Festen abzuheben. Mit dem Verlauf und der Resonanz des Festes bin ich sehr zufrieden, bedingt durch das schlechte Wetter konnten aber leider nicht die gewünschten und auch kalkulierten Besucherzahlen erreicht werden.

Die Stadt Günzburg hat ca. 20 000 Einwohner. Sind die Besucher ihrer Veranstaltungen hauptsächlich aus der Stadt Günzburg selbst oder reisen diese von weiter her an? Wie entwickelt sich das Forum am Hofgarten, wenn man seinen Bekanntheitsgrad betrachtet? Sind die kulturellen Angebote der Stadt nur im Raum Günzburg bekannt?

Uns ist bekannt, dass viele Veranstaltungsbesucher aus dem Ulmer und dem Augsburger Raum nach Günzburg kommen. Im Sommer nehmen aber auch, wie schon gesagt, Touristen sehr gerne das Angebot an und verweilen bei schöner Musik auf unserem wunderschönen Marktplatz. Durch zufriedene Kunden und gezielte Werbung machen wir deutschlandweit auf unser Haus und unseren Service aufmerksam. Dies haben wir in der Ver-gangenheit mehrfach bei Innungsveranstaltungen, die zum Teil überregional stattfinden, erfahren dürfen. Ansonsten kann unser Angebot im Internet weltweit abgerufen werden.

Am 17. Mai 2002 wurde das Legoland Deutschland in Günzburg eröffnet. Wie wurde das Kulturleben Günzburgs vom Legoland geprägt? Sind dadurch vielleicht Menschen aus der gesamten Bundesrepublik auch auf andere kulturelle Angebote aufmerksam gemacht worden? Gibt es einen Austausch von Legoland-Touristen und Stadt-Besuchern?

Vor LEGOLAND hatten wir einen kleinen Musiksommer. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig hatte die Idee, diesen Musiksommer zeitlich auszuweiten. Dieses erweiterte Angebot, der Kultursommer, fand und findet großen Anklang bei den LEGOLAND-Besuchern, bei Radtouristen, bei Einheimischen und hat nicht zuletzt auch zu Synergieeffekten in der Innenstadt geführt.

Als Kulturamtsleiter haben Sie einen Bildungs- und Unterhaltungsauftrag. Gibt es Veranstaltungen, die erfolgreich sein könnten, die sie aber als zu albern oder zu niveaulos empfinden?

Das liegt wohl jeweils im Auge des Betrachters. Persönlicher Geschmack darf bei der Programmwahl keine Rolle spielen.

Wie sieht das Programm für 2010 aus? Geben Sie abschließend einen Ausblick auf die Kultursaison 2010.

Im Juni, Juli, August und September wird es wieder den Kultursommer geben, den 7. übrigens, und das Programm im Forum am Hofgarten hält neben Klein-kunst, Konzerten, Ausstellungen, Shows, Volksmusik, Lesungen und Theater wieder viele Highlights bereit. Open-Air-Anhänger dürfen sich auch wieder freuen, denn mit Manfred Mann´s Earthband und Haindling stehen schon wieder besondere Tourneetermine fest, die ein Publikum aus nah und fern ansprechen.

Bürgerreporter:in:

Juan Carlos Oliver-Vollmer aus Augsburg

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