Besichtigung Schloss Reisensburg mit Historischem Kabinett

Innenhof mit Blick auf das Haupthaus
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  • Innenhof mit Blick auf das Haupthaus
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Obwohl die Teilnehmerzahl auf 15 begrenzt war, erschienen knapp 40 Leute. Viele hatten sich aufgrund eines Zeitungsartikels der VHS am Freitagmorgen zur Besichtigung entschlossen, aber zur notwendigen Anmeldung bei der Geschäftsstelle nur einen Anrufbeantworter vorgefunden. Sie kamen trotzdem, und so forderte die riesige Gruppe vom überraschten Herrn Weichenmeier eine Entscheidung: Wegschicken oder nicht. Er brachte es nicht übers Herz und so dauerte die Führung gute 2 Stunden, von allen Teilnehmern mit Gelassenheit getragen.

Herr Weichenmeier ging sofort zur Sache und erklärte, dass Ausgrabungen auf dem Plateau der Reisensburg erste Siedlungsspuren schon 2000 vor Chr. in die Jungsteinzeit zurück datieren konnten.

Vermutlich bestand ca. 200 nach Chr. eine römische Straßenstation am Ort. Als eine Reihe alemannischer Burgen (Augsburg, Neuburg, Asperg, Aschaffenburg, Würzburg) wurde die „civitas ricinis“ sogar durch den Geographen von Ravenna 720 nach Chr. erwähnt.

Die Burg erhielt ihren Namen aus ihrer ursprünglichen Bauweise: Baumstämme, Buschwerk und „Reisig“: Früher „Ricinis“, dann „Risinspurch“, heute Reisenburg.

Auf dem Innenhof der Burg wanderte Herr Weichenmeier in den Zeiten hin und her, berichtete über die Renovierung der Anlage nach dem Verkauf durch die Fam. Vogel an das „Internationale Institut für wissenschaftliche Zusammenarbeit Schloß Reisensburg e.V.“ 1966 unter der Leitung durch den Ehrenbürger der Stadt Günzburg, Herrn Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Ludwig Heilmeier (1899-1969).

Heute dient das Schloss nicht mehr als Wohnort für adelige Familien, sondern als renommiertes Wissenschaftszentrum, ein Tagungsort für Wissenschaft, Industrie, Gesundheit und Medizin. Mit dem Umbau wurde ein neuer Gästetrakt mit 51 Gästezimmern, zwei Konferenzbereichen, Gruppenräume und vielen anderen Räumlichkeiten, notwendig für den Tagungsbetrieb, geschaffen. Historische Gemäuer wurden unter großem Aufwand restauriert, wieder aufgebaut und in die neue Bestimmung integriert.

Vorbei am 40 m tiefen Burgbrunnen ging die Führung durch das Hauptgebäude in den Hinterhof, stets begleitet von witzigen und informativen Kommentaren des ortskundigen Herrn Weichenmeier.

Die Freiherren von Eyb, die letzten Feudalherren auf der Reisensburg, bauten 1763 die Wagenremise, mit der der Hof zur Ostseite der Burg abschließt. Heute dient sie als Schulungsraum.

Zum Höhepunkt der Stunde wurde die Besteigung des „Bergfrieds“, erbaut im 12. Jh. Mit seinen „Pfefferbüchsen“ und Zinnen ragt er 30 m in die Höhe und bietet unglaublich schöne Sicht in die Weiten des Schwabenlandes.
Mit informativen und einfallsreichen Zeitsprüngen in den drei Etagen des Turms reisten die Besucher über ein paar Stufen durch die Jahrtausende und streiften dabei die verschiedenen Stadien des Standorts und die wechselnden Besitzer, von der Reisensburg überdauert.

Beim Rundblick vom alten Turm in unsere moderne Welt kommen manchem Teilnehmer Gedanken, was sich dem Auge wohl bieten würde, könnte man in der Zeit zurück reisen.

Als letzter Höhepunkt führte Herr Weichenmeier durch das historische Kabinett mit seinen Portraits, Bildern, Täfelungen und uralten, kunstvollen Keramiköfen, von denen der älteste aus der Zeit Ende 16., anfangs 17. Jh. stammt, damals im Besitz der Fam. Giel von Gielsberg. Diese Freiherren bauten die Reisensburg als freies Rittergut wieder auf, nachdem die Schweden am 23.05.1633 die Burg niedergebrannt hatten.

Mit strapazierter Stimme verabschiedete Herr Weichemeier nach der langen Führung die Teilnehmer mit einem Stück Heimatgeschichte in der Tasche und Gedanken über Ritter und Schlachten, Burgfräulein und Schlossleben in das Wochenende.

Tipp: Teilnahme an der Führung nicht nur für Reisenburger absolut empfehlenswert!

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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