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Kinderschicksal in Ladakh, Himalaja

  • Lobzang im Hospital in Leh, gut versorgt von den Therapeutinnen
  • Foto: Julia Blach
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Die bedrückende Not und Hilflosigkeit der Kinder in Ladakh motiviert uns immer wieder aufs Neue, mit voller Kraft voraus die Arbeit unseres Vereins Ladakh-Hilfe e.V. anzugehen. Armut und Mangelernährung als Ursache für schwere Behinderungen - das gibt es bei uns in Deutschland nicht. Aber in den entlegenen Gegenden der Bergregionen des indischen Himalajas begegnen wir immer wieder Kindern wie in der folgenden Geschichte.

Die deutschen Therapeutinnen und einheimischen Angestellten von Ladakh-Hilfe wurden im Juni 2008 wieder mit einem schweren Kinderschicksal konfrontiert. Während einem der so genannten „Fieldtripps“ in das entlegene Zanskargebirge beobachteten sie einen kleinen Jungen, der in den Bergen Ziegen hütete und beim Gehen sehr stark hinkte. Als sie nachforschten, hörten sie eine erschütternde Geschichte.
Als Lobzang’s Mutter starb, heiratete der Vater wieder und gründete eine neue Familie, in der der Junge nicht mehr erwünscht war. Er wurde zu seiner alten Tante geschickt, die in bitterer Armut lebt und sich um das Kind kümmern sollte. Vor und nach dem Schulbesuch war es Lobzang’s Aufgabe, die Ziegen der Tante zu hüten. Vor etwa einem Jahr fingen die Schmerzen in der Hüfte an. Aber für Rücksicht auf schmerzende Hüften war keine Zeit und ihm blieb nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen wie bisher. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und er konnte ohne Stock gar nicht mehr laufen.
Die Therapeutinnen von Ladakh-Hilfe e.V. arrangierten den Transport des Jungen nach Leh in das Government-Krankenhaus, wo die Diagnose Knochentuberkulose gestellt wurde. Das bedeutet für Lobzang einen monatelangen Krankenhausaufenthalt.

Aber wer kümmert sich um ihn, wer bezahlt die Medikamente für seine Behandlung, die bis heute noch nicht aufzutreiben waren und wer sorgt sich um eine nährstoffreiche Ernährung? Nur die ärztliche Behandlung und das Bett in den Krankenhäusern ist umsonst.
Eine erwachsene Schwester, die sich noch nie für das Schicksal ihres Bruders interessiert hatte, wurde in Leh, der Hauptstadt Ladakhs, ausfindig gemacht. Um Lobzangs Pflege zu übernehmen, muss sie ihren Job aufgeben, denn die Zustände im Krankenhaus sind mit den europäischen nicht vergleichbar. 20-30 Patienten liegen allen in einem großen Saal mit einer Toilette. Da für diese Patienten nur eine Krankenschwester zuständig ist, die allerdings weder die Patienten wäscht, noch sich um deren Toilette oder um Essen kümmert, sind pro Patient meist mehrere Angehörige anwesend, die diese pflegerischen Tätigkeiten übernehmen und sich ums Essen kümmern. Betten für die Angehörigen gibt es keine, sie schlafen auf dem Steinboden neben den Patienten.
(Anmerkung: Soviel zu den Meckereien in unseren deutschen Krankenhäuser. In Indien und Ladakh können sich nur besser Verdienende eine gute Behandlung durch Ärzte und Privatkrankenhaus leisten)

Der Verein beschloss, die Kosten für den Verdienstausfall der Schwester und die Behandlung des Kindes zu übernehmen. Auch die Therapeutinnen betreuen den Jungen regelmäßig, sprechen im Mut zu, bringen Spielsachen, hochwertige Nahrungsmittel. Lobzang kannte solche Dinge wie Obst, Süßigkeiten, Fruchtsäfte und frisches Gemüse nicht und weigerte sich anfangs, diese fremden Sachen zu essen.

Mangelernährung trägt zur Entstehung von Knochentuberkulose bei.

Lobzangs Schicksal steht nicht alleine da, vielen anderen Kindern geht es ähnlich. Wie z.B. Spalzes, eine aufgeweckte, kleinwüchsige Zehnjährige mit Osteogenesis imperfecta, der Glasknochenkrankheit. Ihre Knochen brechen bei Gehversuchen. Aber an eine Rollstuhlversorgung ist aufgrund der unbefestigten Wege im Dorf nicht zu denken.
Spalzes möchte aber unbedingt in die Schule, sie will lernen, die Eltern haben keine Zeit, sie täglich dort hin zu tragen. Die heiß umkämpften Behindertenplätze im Chuchot-Schulinternat in Leh sind belegt.

Die Freiwilligen von Ladakh-Hilfe e.V. stehen manchmal vor scheinbar unlösbaren Problemen. Aber sie geben nicht auf, sondern blicken weit in die Zukunft, Lobzang’s Zukunft. Nach seiner Behandlung kann sein Leben eine neue Wende nehmen: Mit Hilfe eines Sponsoren (40 Euro im Monat) kann Lobzang in Leh in einem Schulinternat bleiben, mit guter Ernährung und einer Ausbildung hat er eine Chance, aus dem Kreislauf von Armut und Not auszubrechen. Wir fanden sofort eine Sponsorin, nun muss Lobzang erst mal sanft an diese Veränderung herangeführt werden und seine Zustimmung geben.
Weitere Informationen unter www.ladakh-hilfe.de

  • Lobzang im Hospital in Leh, gut versorgt von den Therapeutinnen
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  • Lobzang in seinem Dorf
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  • Das mehr als dürftige Dorfkrankenhaus in den Bergen
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  • Das Innere des Berghospitals
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  • Die Kosten für einzelnen Service im Hospital aufgelistet
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3 Kommentare

Liebe Karola,
Dein Bericht macht sprachlos...
Das Leben, das die Menschen in anderen Regionen der Erde fristen müssen ist erschütternd.
Du hast recht: Wir jammern auf hohem Niveau!
Liebe Grüße und aufrichtigen Dank an Euer Team
Angelika

Liebe Angelika,
was ich hier im Bericht erzählt habe, ist nur die Spitze des Eisberges. Man fühlt sich so hilflos angesichts der vielen schrecklichen Schicksale, die uns in Ladakh begegnen - und der Indifferenz der Ärzte, die sich um diese arme Menschen kümmern sollten. Im neuen Bericht über "Nyoma" in unserer Homepage www.ladakh-hilfe.de ist noch einmal ein Bericht über einen jungen Mönch mit einem viel schlimmeren Problem.
Danke für Deine Interesse!
Gruß Karola

Und viele Leute in Deutschland, denen es immer nur gut gegangen ist, für die ist das alles so weit weg. Was geht mich das an?
Aber so ist es immer: Bevor man ein bestimmtes Problem nicht selber hatte, kann man sich nicht hineinversetzen.
Auch mein Blickwinkel hat sich durch den Gefängsnisaufenthalt etc. etwas gewandelt...
wobei man bei uns ja zumindest immer noch zu essen hat. Auch wenn es nicht besonders befriedigend ist, wenn dieses "zu Essen" zum größten Teil vom Amt kommt.
Aber so was wie in Ladakh kann ich mir auch kaum vorstellen. Ich war zwar früher auch im Ausland: aber da, wo ich war, galt zumindest ein Monatseinkommen von ca. 300 Mark (damals) als guter Durchschnitt.

Ansonsten interessiert mich (d. h. was außerhalb Europa betrifft) dieses Gebiet zwischen Himalaja und den südlich des Äquator gelegenen Inseln im Indischen Ozean mit am meisten. Hier Bollywood und dort bitterste Armut - schon krass.

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