Ein Allgäuer in Gersthofen

Schafroth informiert über das Allgäu
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Der bis dato relativ unbekannte Erdteil „Allgäu“ öffnet sich zunehmend: Werden mit den Allgäu-Krimis mit Kommissar Kluftinger von Klüpfel/Kobr die Abgründe der Allgäuer Volksseele offenbart, kommt mit Maxi Schafroth ein Botschafter des tiefgründigen Humors zu uns, den die Bewohner der Voralpenlandschaft pflegen.

So gesehen, war das Gastspiel von Schafroth im Ballonmuseum Gersthofen eine echte Allgäu-Entdeckungsreise. Dabei fing es recht beschwerlich an: die aufmerksame Gastgeberin Ingrid Gölitz vom Ballonmuseum musste ihm auf die Bühne helfen – das Bauerndasein hat seine Spuren hinterlassen. Dazu gehören die Erfahrungen mit der neuartigen Güllebehandlungstherapie für Rinder und Menschen. Gersthofen wäre ein idealer Standort für einen „Güllebehandlungskomplex“ , so der Kabarettist. Vielleicht interessant für den neuen Stadtentwicklungsplan...Er erzählte von seinen Erfolgen im Rinder-Coaching, das ihn bis nach Amerika führte. Dazwischen immer wieder eine herrlich dialektische Verballhornung von Nicht-Allgäuern, denen er in der Arbeit und in der Verwandtschaft begegnet. Besonders die Agenda-Anhänger bekamen ihr Fett weg. Aber auch seine Landsleute blieben nicht ungeschoren. „Legt man fünf Allgäuer übereinander, so ist der oberste genau so verdruckt wie der unterste“, resümierte Schafroth. Er schilderte Verhaltensweisen der „Eingeborenen“ und versuchte sie dem Publikum verständlich zu machen. Ob man nun stundenlang hinter einem Fendt-Traktor nach zuckelt (so könne man Zeit für sich selbst gewinnen) oder der Bursche um seine Angebetete wirbt („Do isch mei Hof, und do dr Ackr, jetzt überlegsch' ders“), das Publikum wurde nicht aus dem Lachen entlassen.

Ein kurzer Ausflug in die Allgäuer Gastronomie erstreckte sich vornehmlich auf Romadur und Kässpatzen – köstlich vorgetragen mit eigenen Songs. Er wurde begleitet vom Gitarristen Markus Schalk, der musikalisch und gesanglich keine Wünsche offen ließ. Ein hervorragend auf einander eingespieltes Duo. Halt, da war ja noch „Sergej“, ein großer, stoisch wirkender „Ukrainer“, der auf dem Bauernhof von Schafroths Eltern arbeitet. Sergej verzog keine Mine, sang aber dafür um so schöner Allgäu-Songs mit russischem Touch. Bei der Mimik von beiden, Sergej und Schafroth, blieb kein Auge trocken.

Dem myheimat-Mann erzählte Schafroth, dass er als Kabarettist eine ideale Ergänzung zu seinem Job in einer Bank sieht. Er hat sogar ein eigenes Programm für seine Bank auf die Beine gestellt, das er bei diversen Betriebsfeiern zum Besten gibt. Gut gelaunte Banker mit Leistung dank Schafroth...? Leider lassen ihm Bank und Kabarett keine Zeit, um endlich die Allgäu-Krimis zu lesen. Er findet es für gut, dass sich das Allgäu literarisch so gut präsentiert. Zeit nimmt er sich aber für sein Lieblingsgericht Kässpätzele mit viel Zwiebel, denen er auch einen eigenen Song gewidmet hat. Nach gut zwei Stunden verabschiedete sich Schafroth mit „kommet guat hoim, flaget ins Bett und schnaufet aus“, was denn die Zuschauer nach einer Zugabe auch taten.

Mit dem Gastspiel des Nachwuchskabarettisten Schafroth hat das Ballonmuseum einmal mehr gezeigt, dass es die ideale Bühne für Kleinkunst-Veranstaltungen ist. Eine große Schar von Anhängern möchte sich nicht mehr missen.

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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