Eine Zeit voller Montage

Das Ballonmuseum bei Nacht | Foto: M. Wiesenstein
3Bilder

„Was machen Sie eigentlich montags?“ Das wird er immer wieder mal gefragt, erzählt der Leiter des Ballonmuseums Gersthofen, Dr. Thomas Wiercinski. Schließlich sind montags die allermeisten Museen geschlossen. Hinter den Kulissen wird jedoch voll gearbeitet. Der Corona-Lockdown wurde also zu einer Zeit voller Montage, die nicht ohne Ergebnis blieben.

Aktuell wird eine neue kompelett neue Station im Museum fertig gestellt. Mit ihr werden inhaltliche Lücken in der Präsentation geschlossen, denn sie behandelt das Thema Ballonwettfahrten, das eine lange Tradition hat. Den Entwurf lieferte der Augsburger Künstler Felix Weinold. In der neuen Station sind die Gasballonhülle des farbenprächtigen „Rosie O’Grady“, der Heißluftballon „Tassilo“ und eine spannende Einzelanfertigung eines Wettbewerbskorbs für Weltmeisterschaften vereint. „Gut Land!“ ist das Motto der Station. Mit diesem Gruß wüschen sich Ballonfahrer beim Start Glück. Den Grundstock für dieses neue Element in der Dauerausstellung lieferten einige Neuerwerbungen der letzten Zeit.

Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind auch wichtige Anliegen des Ballonmuseums. So wird zurzeit nicht nur auf energiesparende LED-Beleuchtung umgerüstet, sondern auch das Recyclingprojekt „Ballontäschle“ entwickelt, die ja bereits bei dem vorweihnachtlichen Sonderverkauf der Stadt Gersthofen großen Anlklang fanden. Sie wurden aus ehemaligen Ballonhüllen geschneidert und sind deswegen extrem leicht, farbenfroh und wasserfest. Zur Wiedereröffnung des Museums sind sie zukünftig für Museumsbesucher im Museumsshop für 10 € erhältlich.

Führungen durch das Haus sind in Corona-Zeiten zwar nicht möglich. Dafür aber wurde eine Serie von Video-Clips „Wissen macht Määh!“ entwickelt, mit der „Graf Schaf und Ida“ per Bildschirm zu den Museumsliebhabern nach Haus kommen. Bisher wurden sechs Folgen veröffentlicht und eine siebte Folge steht kurz vor der Fertigstellung.

Neue Schätze für das Archiv und ein neuer Mann im Team

Das Ballonmuseum Gersthofen ist bekanntlich das einzige Spezialmuseum für Ballonfahrt in Deutschland und das älteste weltweit. Und so verfügt es auch über eine Sammlung zur Geschichte der Ballonfahrt, die stetig wächst. In den letzten Monaten galt es, den historischen Ballonkorb „Stadt Essen“ für die Sammlung des Museums zu sichern. Mit diesem Objekt ist man außerordentlich glücklich, denn dieser Ballonkorb hat eine Menge zu erzählen. Beschriftet mit „Stadt Essen“ auf der einen und „Ruhrgas AG“ auf der anderen Seite, ist er ein wunderbares Beispiel dafür, dass das Ruhrgebiet ein bedeutender und traditionsreicher Standort der Ballonfahrt ist; schließlich konnte hier die Industrie in ganz besonderem Maße das Gas liefern, das man für das Befüllen der Ballone benötigte. Auf die häufig gestellte Frage; „Was ist eigentlich, wenn man unterwegs in der Luft mal muss?“, gibt der Korb eine Antwort. Er verfügt nämlich über eine Außentoilette – eine wahrhaftige Rarität. Die vielen Jahre haben an dem Korb aus den 1930-er Jahren allerdings ihre Spuren hinterlassen und so muss er von einem Restaurator wiederaufgearbeitet werden, bevor er in die Schausammlung des Ballonmuseums gelangt.

Daneben verfügen Museen in der Regel auch über ein Depot, denn lange nicht alles kann in der Dauerausstellung gezeigt werden. In einem mehrjährigen Projekt, gefördert von der
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, ist zurzeit die freiberufliche
Kulturwissenschaftlerin Lisa Wagner damit beschäftigt, den gesamten Sammlungsbestand
des Ballonmuseums in ein modernes Inventarisierungsprogramm einzupflegen. Dabei treten immer wieder ungewöhnliche Stücke zutage, zum Beispiel eine bemalte Sektflasche, mit der die 500. Gasballonfahrt Alfred Eckerts gefeiert wurde. Die Stücke werden ausgemessen, deren Vorbesitzer ermittelt, sie werden datiert und schließlich fotografiert. Teile der Sammlung des Ballonmuseums werden später auf einem Internetportal der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Diese Projekte aber lassen sich nur im Team stemmen, zu dem seit dem 15. Januar auch
Jörg Götze als wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Leiter zählt. Man sieht:
Auch montags ist hinter den Kulissen im Ballonmuseum einiges los. (Text: Dr. Thomas Wiercinski, Sebastian Kochs)

myheimat-Team:

Katharina Soffer aus Augsburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.