Warum Bayern auf Andreas Giebel abfährt

Andreas Giebel (Bildquelle: http://www.andreas-giebel.de/presse.htm) | Foto: http://www.andreas-giebel.de/presse.htm
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Die Bayern stehen auf Andreas Giebel. Denn der füllige Münchner zeigt Typen-Kabarett. In der Stadthalle Gersthofen überzeugte Andreas Giebel die gut 800 Besucher mit seinem Programm „Das Rauschen in den Bäumen“, das perfekt durchkomponiert war und die Fähigkeiten von Andreas Giebel als Geschichtenerzähler mit Humor unterstrich.

Von der Haushälterin über Akt-Maler Max Glogowatz, der sich dem Pointilismus verschrieben hat, über Ärzte, Verkäufer, einen verschrobenen Bruder oder einen Sizilianer strickte Andreas Giebel eine heitere Geschichte rund um den Karl-Dingshammer-Platz, der Stonehenge ähnelt.

Andreas Giebel nahm in Gersthofen Verkaufstechniken im Blumenladen, in der Drogerie, im Supermarkt und am Kiosk ins Visier und schlüpfte dabei stimmlich permanent in unterschiedliche Rollen, erzählte die Geschichte aber aus seiner Sicht. So als läge der Karl-Dingshammer-Platz und all die Charaktere direkt vor seiner Haustür. Der Zuhörer meint schon vor der Pause, sämtliche Typen im Programm von Andreas Giebel persönlich zu kennen, zu detailliert und glaubwürdig macht der Kabarettist die Charaktere zugänglich.

Für Pointilist – kurz: Pointer – Max Glogowatz, dessen Maltechnik daraus besteht, Bilder in Punkten darzustellen, die nur bei Betrachtung aus der Entfernung zu erkennen sind, bringt sich Andreas Giebel gerne als Nacktmodell vom Typ griechischer Pan, nur mit Jagdgewehr statt Querflöte, in Pose. „Ich spüre beim Abtasten Körperteile, die ich gar nicht kannte“, schildert Andreas Giebel seinen Arztbesuch beim Doktor Müller und fügt an, dass er die „neuen“ Körperteile zur Kenntnis nimmt und merkt, dass diese krank werden könnten.

Für pointierte Lebensweisheiten ist dann Sizilianer Antonio Graziano in der Kneipe „Weser-Eck“ zuständig. Für andere kuriose Einflüsse sorgen beispielsweise Penner-Klaus oder Professor Geenewein, der gerne den fragmentierten Roman „Das Rauschen in den Bäumen“ von der Hauptfigur Andreas Giebel für 10 Euro pro Stunde und einen „Fuhrmann“ lektorieren würde.

Gibt es in Hollywood Notdurft-Komparsen?
Darüber hinaus beschäftigt sich ein Teil des Programms mit Notdurft-Komparsen. Da werden die Lachmuskeln in Beschlag genommen, wenn Andreas Giebel beschreibt, wie er Angelina Jolie bei einer Toiletten-Pause ersetzt. Bei Politikern funktioniert das System mit den Notdurft-Komparsen allerdings nicht. Bei weltpolitisch bedeutsamen Verhandlungen würden Akteure wie Willy Brandt oder Egon Bahr Windeln tragen. Schließlich könne ein Leonid Breschnew mit einem Notdurft-Komparsen am Verhandlungstisch wenig anfangen.

Eine interessante Brücke schlug Andreas Giebel zudem zwischen Essen und Fernsehen. Welche Mahlzeit passt zu welcher TV-Sendung? Blutwurst und Leberwurst genießt Andreas Giebel, während Pathologie-Bilder vom „Tatort“ über den Bildschirm flimmern, für Utta Danella und Rosamunde Pilcher empfiehlt er Schmalzbrot, wobei diese Filmreihe nur ganz Harte ohne Wodka schauen würden.

Auch Haushaltstipps hat Andreas Giebel parat. Seine Medikamente im Schrank sortiert er beispielsweise nach „scho lang abglaufen, no net so lang abglaufen und probier’s halt a mol“. Er liefert auch eine Erklärung dafür, warum das Wesen des Bayern große Freude nicht ersichtlich äußert: „Der Bayer hebt sich Überschwänglichkeit für den besonderen Moment auf – in Kauf nehmen, dass dieser nie stattfindet.“

Andreas Giebel flechtet alle Charaktere vom Karl-Dingshammer-Platz, die er im ersten Teil von „Das Rauschen in den Bäumen“ aufgreift, auch nach der Pause wieder ins Programm ein – nur schneller hintereinander. Bei der Beerdigung von Max Glogowatz kommen von Caterer Antonio Graziano, Professor Geenewein, Aktmodell Lydia vom Blumenladen, bis zu Josef Dödelein vom Kiosk und zusätzlich noch der verschrobene Bruder des Pointilisten alle Typen noch einmal vor. Nur mit den Sargträgern kann Andreas Giebel nichts anfangen. Denn das sind 1-Euro-Jobber, die den Friedhofsplan während der Beerdigung mehrfach lesen müssen, bis der Trauerzug am richtigen Grab ankommt.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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