Interview mit Gersthofens Kulturreferenten Helmut Gieber

"Gefeiert wird erst nach 25 Jahren": Helmut Gieber im Interview
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mh-bayern-Team: Auf stolze 15 Jahre darf die Stadthalle Gersthofen in diesem Jahr zurückblicken - ein besonderes Jubiläum. Was wünschen Sie sich für die Stadthalle in den nächsten 15 Jahren?

Helmut Gieber: 15 Jahre sind noch kein rundes Jubiläum, gefeiert wird erst beim 25-jährigen. Bis dahin wünsche ich mir, dass der Erfolg anhält und ich das Jubiläumsprogramm zum nahen Ende meiner beruflichen Laufbahn mit großer Begeisterung ausrichten darf.

mh-bayern-Team: Wenn Sie rückblickend die letzten Jahre betrachten, wie hat sich der Stellenwert von Kultur bei den Gersthofer Bürgern verändert?

Helmut Gieber: Die anfängliche Skepsis gegen die großen Gersthofer Kulturbetriebe - Stadthalle, Bibliothek und Ballonmuseum - ist meines Erachtens bei der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger einem gewissen Stolz auf „ihre“ erfolgreichen Kultureinrichtungen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlen, gewichen.

mh-bayern-Team: Zuletzt zog es sogar das Philharmonische Orchester Augsburg aus mangelndem Platz in Augsburg nach Gersthofen. Wird die Gersthofer Stadthalle Augsburg von nun an auch in anderen Bereichen Konkurrenz machen?

Helmut Gieber: Wir sehen uns weniger als Konkurrenz zu Augsburg, sondern als Erweiterung des Angebotes im Großraum. Auch wenn es zunächst sogar politisch etwas umstritten war, war der Umzug des Philharmonischen Orchesters Augsburg letztlich eine logische Konsequenz, da es wenige Alternativen in der Region gibt. Das Orchester mit GMD Kaftan fühlt sich sehr wohl in unserem Haus und es macht wirklich Freude, mit dem Theater Augsburg und seiner Leitung zusammen zu arbeiten.

mh-bayern-Team: Am 15. Januar titelte die Augsburger Allgemeine „Flucht aus der Stadthalle wird leichter“. Erfreulich ist, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Falle eines Brandes auf den neuesten Stand gebracht wurden. Darüber hinaus ist eine Flucht aus der Stadthalle aus anderen Gründen sicherlich in diesem Jahr nicht notwendig gewesen. Welche Bilanz ziehen Sie ganz allgemein für 2010?

Helmut Gieber: Innerhalb von ca. zwei Monaten haben wir im Sommer die umfangreichen Auflagen zur sogenannten Brandschutzertüchtigung umgesetzt. Die Maßnahmen waren leider unabdingbar. Salopp gesagt war die Stadthalle vorher sicher und jetzt ist sie bombensicher. Da das Haushaltsjahr noch nicht abgeschlossen ist, kann noch keine genaue Bilanz gezogen werden. Die Veranstaltungsausfälle während der Umbauphase konnten durch eine sehr enge Belegung insbesondere ab Ende September ausgeglichen werden. Bei Auslastung, Rechnungsergebnis und Besucherzahlen rechne ich mit einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr.

mh-bayern-Team: Gibt es Tendenzen, die auf eine Trendwende hindeuten? Finden heute Veranstaltungen Anklang, die früher kaum besucht wurden oder umgekehrt?

Helmut Gieber: Diese Frage lässt sich pauschal so nicht beantworten. Ich freue mich aber sehr über die zahlreichen Besucher der Abonnementreihe des Philharmonischen Orchesters Augsburg. Klassisches Publikum konnte in der Vergangenheit nur in unzureichendem Maße für die Angebote gewonnen werden. Wir hoffen natürlich, dass ein Teil dieses Publikums auch nach der Rückkehr des Orchesters in die Kongresshalle Interesse am Programm der Stadthalle behält. Bei den Kindertheatern hoffe ich, dass die rückläufige Nachfrage kein dauerhafter Trend ist.

mh-bayern-Team: Wirtschaftlichkeit und Kultur sind nicht immer in Einklang zu bringen. Bereits in diesem Jahr kam das Thema Sparen immer wieder zur Sprache. Gibt es 2011 Veranstaltungen, die dem Rotstift zum Opfer fallen?

Helmut Gieber: Als gelernter Diplom-Finanzwirt versuche die Kulturbetriebe der Stadt seit meinem Amtsantritt vor siebzehn Jahren im Rahmen der vom Stadtrat beschlossenen Zielvorgaben nach dem Prinzip "größtmögliches Angebot bei geringstmöglichen Kosten" zu führen. Die Kulturabteilung hat für das Haushaltsjahr 2011 ihren Beitrag im Bestreben der Stadt nach Einsparungen und Optimierungen geleistet. Die abverlangten maßvollen „Opfer“ gefährden die Kulturarbeit keinesfalls existenziell und dafür bin ich der Stadtspitze und dem Stadtrat dankbar, die den Bereich Kultur als gewichtigen weichen Standortfaktor und nicht als Sahnhäubchen kommunaler Politik betrachtet.

mh-bayern-Team: Die Veranstaltungsreihe „Formel Erfolg“ wird auch 2011 fortgesetzt. Was ist die Erfolgsformel von „Formel Erfolg“?

Helmut Gieber: Kurz gesagt: hervorragende, prominente Referenten, interessante Themen, gutes Marketing und mit der Augsburger Allgemeinen ein starker Medienpartner.

mh-bayern-Team: Sie wurden dieses Jahr bei der Tagung der INTHEGA, die Interessengemeinschaft der Städte mit Theaterspielen, zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bayerischen Landesgruppe gewählt. Welche Aufgaben sind damit verbunden?

Helmut Gieber: Die Inthega vertritt derzeit 375 Mitglieder aus überwiegend kleineren und mittleren Städten mit Theaterbetrieb ohne eigenes Ensemble in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie ist Interessenverband und Sprachrohr, Informationsquelle, Kommunikationsplattform und Streiter für ansprechendes Kultur-, insbesondere Theaterangebot in der sogenannten Provinz. Als stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Bayern setze ich mich gerne für diese Ziele ein.

mh-bayern-Team: Können Sie uns schon einen Vorgeschmack auf das nächste Jahr geben? Was ist für 2011 bereits geplant?

Helmut Gieber: Nach dem derzeitigen Stand können wir für 2011 bereits rund 120 kulturelle Veranstaltungen aus allen Sparten anbieten. Meine persönlichen Favoriten sind die Komödie "Oskar & Felix" mit den TV-Stars Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister, das Musical "Jekyll & Hyde", die Kabarettisten Andreas Giebel, Willy Astor und Bruno Jonas, TAO - die sensationellen japanischen Trommler, die Liedermacher Angelo Branduardi und Peter Cornelius... und wenn der Auftritt von Weltstar Ute Lemper im Rahmen des Augsburger Brecht-Festivals zustande kommt, bin ich happy.

mh-bayern-Team: Herzlichen Dank für das Interview, Herr Gieber!

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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