Großer Erfolg für Filmemacher aus Gersthofen

Dreharbeiten zum prämierten Kurzfilm "Zahltag" (Foto: Cornelius)
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Selten ging ein Interview so schnell über die Bühne, wie das folgende. Der myheimat-Mann erfuhr, dass ein junger Gersthofer mit "Zahltag" bei der Berlinale 2013 in der Kategorie „Kurzfilme“ einen viel beachteten 2. Platz belegte. Der Name des Preisträgers: Marcel Cornelius. Eine kurze Anfrage bei Cornelius und am folgenden Tag sitzt der Preisträger in seinem Arbeitszimmer dem Pressemann gegenüber. Computer und eine große Filmkamera dominieren das Zimmer, das auch als Studio dient. Der myheimat-Mann lernt einen 26-jährigen Gersthofer kennen, der gerne lacht und mitreißend von seiner Arbeit erzählen kann. Man spürte deutlich seine Begeisterung für das Filmgeschäft, in das er erfolgreich eingestiegen ist.

Der sympathische junge Mann lebt seit einem Jahr in Gersthofen. Er ist noch ledig, aber nach eigenen Worten „glücklich vergeben“. In seiner Jugendzeit baute er gerne Plastikmodelle zusammen und fotografierte sie. Um spielerische Szenen festhalten und wiederholt abspielen zu können, drehte er „Filmchen“ mit einer kleinen Handkamera; der erste Schritt in das Filmgenre war getan... Sein Interesse an modernen Medien wurde immer größer und schließlich leitete der gelernte IT-Kaufmann die Fotoabteilung in einem großen Medienmarkt. Kreativität, Selbstvertrauen und Ehrgeiz bewogen ihn schließlich, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Er gründete eine eigene Firma und fand fähige Mitarbeiter, die seine Begeisterung teilten. Cornelius und sein Team produzierte von nun an Werbefilme und Spots für Industrie und Behörden. Zu seinem Repertoire gehört auch das Entwerfen von Internet-Auftritten. Mit Erfolg, der Job ernährt seinen Mann. Namhafte Firmen aus der Region zählen zu seinen Auftraggebern. Cornelius hatte jedoch mehr vor: Er wollte selbst Unterhaltungsfilme produzieren.

„Wer immer nur das macht was er schon kann, bleibt immer das was er ist“. So sein Leitspruch, der vieles über die Ambitionen des jungen Produzenten aussagt. Und dann geisterte 2010 auf einmal der Peitschen schwingende deutsche Indiana Jones über die Kinoleinwand – Made of Cornelius. Drehbuch, Finanzierung, Produktion und Schnitt; alles stammt aus seiner Hand. Der Film „Indiana Jones und der Speer des Schicksals“, zeigt Abenteuer von Indiana Jones alias Marcel Cornelius. „Es war ein enormer Aufwand, den Film zu machen; wir brauchten vier Jahre dazu“, erinnert sich Cornelius. Die Dreharbeiten fanden in Augsburg und Umgebung statt. Mühsam, die zeitgemäßen Uniformen für die Statisten zu besorgen. Hier griff die Mutter zu Nähnadel und Faden und schneiderte Dutzende von Uniformen. Der große Freundes- und Bekanntenkreis stellte die Statisten, alles Laienschauspieler. Museen, wie z. B. das Schulmuseum in Meitingen, halfen mit authentischem Equipment aus. Und es wurde natürlich viel mit Modellen (keine zweibeinigen) gearbeitet. Nur so gelang es, einen „low Budget“ Film zu produzieren mit Kosten unter 10.000 Euro. Der Streifen, sein Erstlingswerk, war ein voller Erfolg und wurde von tausenden Filmfreunden im Augsburger Cinemaxx-Kino gesehen. Sogar eine Open Air-Vorführung auf dem Rathausplatz begeisterte die Zuschauer. Cornelius, damals noch in Augsburg wohnend, erhielt von Oberbürgermeister Kurt Gribl ein Dankschreiben; er habe sich den Ruf eines „Filmbotschafters“ von Augsburg erworben. Cornelius freut sich noch heute über diese Anerkennung.

Der Wohnungswechsel nach Gersthofen scheint dem Filmbotschafter gut getan zu haben. Er beteiligte sich an dem Kurzfilm-Wettbewerb „99Fire Films Award“ auf der Berlinale in Berlin. Das Besondere daran: Es standen für Idee und Umsetzung des Kurzfilms nur 99 Stunden zur Verfügung und der Streifen durfte nicht länger als 99 Sekunden dauern. Die Überraschung war riesengroß als Cornelius mit seinem Team, bestehend aus Philipp Schuler, Andreas Melzer und Markus Görthofer, den 2. Platz unter 5.500 Teilnehmern errang. Der Kurzfilm „Zahltag“spielt im Chicago-Gangstermilieu der 30iger Jahre und nimmt den Waffenfetischismus der Amerikaner auf das Korn. Auch hier wieder Laiendarsteller, die sehr professionell agieren.

Die ersten Erfolge auf der internationalen Filmbühne haben sich somit eingestellt. „Es ist schwierig hier Fuß zu fassen. Man muss eine Nische entdecken“, erklärt Produzent und Regisseur Cornelius. Das ist ihm erfolgreich gelungen. Seinem Leitspruch folgend, hat er natürlich noch Visionen. „Ich würde gerne zusammen mit Steven Spielberg oder Quentin Tarantino einen Film drehen“. Sich Anregungen und Tipps geben lassen. Auf keinen Fall möchte er aber ihren Stil kopieren. „Ich will meinen eigenen Weg finden“. Der Pressemann ist überzeugt, dass ihm das gelingen wird. Aber, alles hat seinen Preis. Die Frage nach Freizeitgestaltung wird mit einem müden Lächeln beantwortet. „Ich würde gerne Sport betreiben, wie z. B. Jogging. Aber es fehlt halt die Zeit dazu.“ Manchmal reicht es ihm. Dann ist eine „Aus-Zeit“ fällig – ohne Kamera. Aber auch dann nur, wenn es die Termine zulassen.

Zurück nach Gersthofen. Der Pressemann muss noch eine Frage los werden: Kann sich der junge Regisseur vorstellen, in Gersthofen einen Film zu drehen? Vielleicht sogar über unsere „Wohlfühlstadt? „Aber ja“, kommt die spontane Antwort. „Die Stadt hat viel zu bieten. Und mit einem Film ließen sich Stadt samt Bürger gut präsentieren. Vielleicht besser als bisher.“ Hm, wenn das keine Botschaft ist...

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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