Einfach reich mit Luise Kinseher

Luise Kinseher freute sich über das Publikum
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  • hochgeladen von Gerhard Fritsch

Wie war das gleich mit der niederbayerischen Liebeserklärung? Wenn ein niederbayerischer Jungmann in voller Zuneigung zu seiner Herzdame steht, sagt er: „Wenn's magst, könn' mer jetzt schmus'n.“ Nun, zu Schmusereien zwischen Luise Kinseher und dem Publikum in der Stadthalle Gersthofen kam es nicht. Aber die Chemie stimmte auf jeden Fall. Kinseher hatte ihre Fans gut im Griff; sie zog alle Register ihres kabarettistischen Könnens. Ihr Programm „Einfach reich“ ließ das Publikum im Minutentakt zu Lachsalven hinreißen. Das „Energiebündel“ im schwarzen Hosenanzug mit roten Schuhen lachte, kicherte und prustete los, um wenig später wieder schüchtern und verlegen zu wirken. Sie ließ in atemberaubendem Tempo stimmgewaltige Schimpfkanonaden auf Unsympathen prasseln und schnurrte anschließend wie ein Kätzchen, ganz wie es die jeweilige Bühnenfigur, in die sie wechselweise schlüpfte, erforderte.

Anfangs informierte sie, dass diese Vorstellung eine ihrer letzten sein wird. Sie würde sich auf eine Almhütte zurückziehen - zu „Heidi“, die in der Nachbarschaft wohnt. Sie habe das Hinterherjagen nach Geld satt. Sehnsucht nach einfachem Leben usw. Sie gab einige Jodelkostproben von sich; Jodeln dient der Kommunikation zwischen den Bergler'n. Sie bewundert das Rindvieh, das den ganzen Tag mit Wiederkäuen beschäftigt ist. So könne man zufrieden sein, mit dem was man hat. Sie hat Gefallen an dem meditativen Schlachtruf „Muuuh“ (nicht Oooohm“) und findet dadurch zu ihrer Mitte...Nur der tägliche Speiseplan, „Almkas und an Brocken Brot“ schien ihr nicht zu gefallen. Ist also gar nicht so einfach, aus dem täglichen Leben auszusteigen. Das Leben, das in erster Linie auf der Jagd nach Geld besteht. Kinseher empfiehlt, kein Geld auf der Bank zu lassen. Denn „bevor sie meines verzocken, verzocke ich lieber ihres.“ Noch ein anderer Kernsatz, den man vielleicht in ähnlicher Weise schon mal gehört hat: „Wir brauchen mehr Bescheidenheit, besonders bei denen, die es gewöhnt sind.“ Dazu gehört auch die Fernbedingung, über die man vieles bequem einstellen kann. Kinseher „Gab`s früher auch nicht, ich war die Fernbedingung für meinen Vater.“ Kurzum: Einfach reich sein ist auch nicht so einfach. Aber schön ist es doch...

Nach der Vorstellung hat Kinseher noch etwas Zeit für den myheimat-Mann. Sie war offensichtlich sehr angetan vom Publikum. Grund nachzufragen, wo sie eigentlich ihr Herzblut vergieße: auf der Kabarettbühne, im Fernsehen oder im Film. „Ich vergieße es immer. Aber eine Vorliebe habe ich für die Bühne.“ Hier habe sie angefangen und ihre ersten Erfolge erzielt. Wo bekommt sie den Stoff für ein abendfüllendes Programm her. „Ich suche ein Thema, das die Menschen bewegt. Über einen längeren Zeitraum, ein bis zwei Jahre vielleicht, sammle ich dann Informationen.“ Diese würden aus Gesprächen, Literatur und Medien bezogen werden. Dann ist genügend Material für ein Programm vorhanden. Dabei versucht sie, ihren Vortrag als eine Art Botschaft an die Besucher zu vermitteln. Sie sollen zum Nachdenken bewegt werden. Also ähnlich wie eine „Hilfestellung zum Leben?“ Sie bejaht. Wünscht sie sich zu den vielen verliehenen Auszeichnungen noch einen besonderen Preis? „Nein, ich freue mich zwar über jede Anerkennung, aber ich arbeite nicht darauf hin.“ Hat sie ein Lebensmotto? Nach längerem Überlegen: „Nein, mir fällt keines ein.“ Sie lebe ihr Leben der jeweiligen Situation gemäß. Also doch ein "Motto"....Dazu würde gut das gefühlvoll vorgetragene Lied passen, mit dem sich Kinseher von ihrem begeisterten Publikum verabschiedete. „Jetzt gehn` wer no wo nei.“ Wer wäre da nicht gerne mitgegangen....

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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