Abschied von Gersthofen

Pfarrer Heinrich Weiß

Pfarrer Weiß –er legt nicht Wert auf den „Monsignore“- empfängt den Pressemann gut gelaunt im Pfarrhaus. „Es wurde einfach zuviel für mich“, bekennt der Geistliche auf das „Warum“. „Gesundheitliche Probleme, die Zusammenlegung der beiden Pfarreien St. Jakobus und Maria, Königin des Friedens (MKdF) mit ca. 10.500 Gläubigen und keine Aussicht auf personelle Entlastung machten mir sehr zu schaffen. Die eigentliche Seelsorge kam zu kurz. Außerdem habe ich die durchschnittliche „Verweildauer“ in einer Pfarrei von ca. 15 Jahren erreicht. Das alles zusammen bewog mich, nach einer neuen Pfarrei zu suchen.“ Bedauern ist mit dabei. „Ich hatte gute und engagierte Leute im Pfarrgemeinderat sowie hoch motivierte ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer und Mitarbeiter.“ Er schätzt die Teamarbeit und behält dabei sein Motto „Wo die Pferde versagen, schaffen es die Esel“ im Auge – wobei er sich zu den Letzteren zählt. Angesprochen auf die Ökumene gerät Pfarrer Weiß richtig ins Schwärmen. „Die Zusammenarbeit mit den evangelischen Brüdern war für mich eine große Bereicherung.“ Es gab viele Berührungspunkte, wie z. B. gemeinsame Gottesdienste, Besinnungstage, ökumenische Sozialstation usw. Erfreuliche Rückblicke sind auch die Errichtung des Oskar-Romero-Hauses, das Unterstützungsprojekt San Salvador, die Zusammenarbeit mit Weihbischof Chavez und der Aufbau des Caritaszentrums. Die nächste Frage ist heikel. Es geht um die Unstimmigkeiten zwischen Pfarrer Weiß und Pfarrer Manfred Trettenbach, dem ehemaligen Pfarrer der Pfarrei MKdF. Sie blieben den Gläubigen nicht verborgen und sorgten für Unruhe. „Pfarrer Trettenbach und ich sind grundverschiedene Typen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen“, erklärt Pfarrer Weiß. Was das Miteinanderauskommen teilweise erschwerte, waren unterschiedliche Auffassungen in theologischen Bereichen wie z. B. beim Gottesdienst. „Ich wollte und musste einiges nach der Ruhestands-Versetzung von Pfarrer Trettenbach ändern, im Interesse einer einheitlichen Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft“, so Pfarrer Weiß. Das Feiern der Gottesdienste wurde einvernehmlich mit Dekan Mair von der Diözese, Pfarrer Trettenbach und Pfarrer Weiß geregelt. Es war natürlich für Pfarrer Trettenbach ungewohnt, dass nun ein anderer Amtsbruder das „Sagen“ hatte, wofür Pfarrer Weiß bis zu einem gewissen Grad Verständnis hat. Neu auch deshalb, weil Pfarrer Trettenbach als „Einzelkämpfer“ bisher mehr oder weniger allein als Geistlicher in „seiner“ Pfarrgemeinde agierte. Erschwerend kam die Beibehaltung des Wohnsitzes im Pfarrhaus hinzu. So musste er hautnah miterleben wie einiges „umgekrempelt“ wurde. Die Bildung der Pfarreiengemeinschaft, der organisatorische Aufwand und Irritationen durch unterschiedliche Gewichtungen in theologischen Ansichten machten beiden Geistlichen das Leben schwer. Ich blicke aber nicht mit Groll zurück“, versichert Pfarrer Weiß. „Ich schaue jetzt vorwärts und freue mich auf die neue Herausforderung.“ Nicht allzu gut war zu Beginn seiner Amtszeit auch der Draht zu 1. Bürgermeister Siegfried Deffner. „Das stimmt“, gibt Pfarrer Weiß unumwunden zu. „Ich war damals nicht mit dem Informationsstand der Scientology-Bewegung auf dem Rathausplatz einverstanden.“ Inzwischen kommen sie jetzt gut miteinander aus. Kann es sein, dass er Konflikten nicht unbedingt aus dem Weg geht? „Das ist so. Ich liebe das offene Wort und verfolge meine Ziele konsequent und entschlossen. Vielleicht bin ich dabei etwas zu ungeduldig“, fügt er nachdenklich hinzu. Themenwechsel, die Zeit wird knapp. Die große Abschiedsfeier findet am 16.9.07 mit Festgottesdienst und anschließendem Empfang der Stadt Gersthofen mit der Pfarreiengemeinschaft in der Stadthalle statt. Eine letzte Frage: Was gibt er seinem Nachfolger gerne auf den Weg? „Er muss sich unbedingt Schwerpunkte setzen. Sich um alles selbst zu kümmern ist unmöglich. Er muss delegieren können“. empfiehlt Weiß. „Ich wünsche meinem Nachfolger viel Erfolg bei seiner sicherlich nicht leichten Aufgabe.“ Den Gersthofern legt er ans Herz, unvoreingenommen auf seinen Nachfolger zuzugehen. Vielleicht könnten sie mehr Mut zeigen, sich auf etwas Neues einzulassen.“ Ist da vielleicht etwas dran...?

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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