Im Mittelpunkt steht der Patient

Alexander Schmidtke in der Eingangshalle "seines" Klinikums
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Wer geht schon gerne in eine Klinik? „Klinik“: ein Ort an dem Empfindungen wie Angst und Trauer aber auch Hoffnung und Dankbarkeit nahe beieinander liegen. Fast jeder begibt sich irgendwann in ein Krankenhaus, vertraut sich Ärzten, Schwestern, Pfleger oder Therapeuten an. Und da ist es gut zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Sorge dafür, dass man es mit den „richtigen Leuten“ zu tun hat, wird im Klinikum Augsburg mit seinen ca. 1.740 Betten ganz groß geschrieben. Patienten aus Augsburg und den umliegenden Regionen äußern sich immer wieder dankbar über die ihnen zuteil gewordene Pflege. Etwa 5.300 Mitarbeiter sorgen dafür, dass es so bleibt oder gar noch besser wird. Zuallererst Alexander Schmidtke, der Vorstand des Klinikums.

Trotz eines übervollen Terminkalenders fand er Zeit, dem myheimat-Mann ein Interview zu geben. Schmidtke, 46 Jahre alt, seit ca. 500 Tagen Vorstand des Klinikums Augsburg, sitzt in seinem Büro entspannt dem Pressemann gegenüber und pariert gleich schlagfertig die erste Frage. Würde er nochmals den Vorstandssessel im Klinikum Augsburg einnehmen, wenn er die Wahl hätte? „Ja“ kommt es, ohne zu zögern. “Nachdem der FCA nun in der Bundesliga spielt...“ Im Ernst: Schmidtke hat sich ja viel vorgenommen: Raus aus dem Millionen-Defizit, Sanierung verschiedener Klinikbereiche, Strukturen und Prozesse müssen sich mehr am Patienten orientieren und und... Übernimmt er sich da nicht etwas? Immerhin gab es ja schon Ärger mit den Chefärzten. Die Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro für Bauarbeiten wurde aufgekündigt. Der Plan, am Klinikum eine chirurgische Arztpraxis einzurichten, scheiterte am Widerstand der örtlichen Ärzte.

Schmidtke, zuversichtlich. „Ich würde mich wieder für Augsburg entscheiden. Unser Haus ist gut positioniert, hat einen ausgezeichneten Ruf und hoch qualifizierte Mitarbeiter zu denen ich volles Vertrauen habe. Das Gebäude hat eine gute Bausubstanz. Es gibt nur ein Problem: wir müssen die wirtschaftliche Entwicklung verbessern um konkurrenzfähig zu bleiben. Organisation und Strukturen müssen verändert werden um vorhandene Ressourcen vernünftig einzusetzen. Es muss u. a. auch der geänderten demographischen Entwicklung Rechnung getragen werden.“ Dass Schmidke mit seinen Mitarbeitern auf einem guten Weg ist, zeigt die Reduzierung des Defizits um ca. 10 Millionen von 2009 auf 2010. Der „Umgang“ mit den Chefärzten erwies sich etwas problematisch. „Vielleicht war die Kommunikation zwischen uns nicht ganz optimal; allerdings wurde auch viel hinein interpretiert“, gibt Schmidtke zu bedenken. Er findet es im übrigen ganz normal, dass sich bei Strukturveränderungen Konflikte ergeben können. Etwas nachdenklich: „Man hätte vielleicht schon in den letzten 10 Jahren den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen müssen.“ So müssten jetzt die Anpassungsprozesse unter Zeitdruck erfolgen. Inzwischen sind die Wogen wieder geglättet - alle ziehen am gleichen Strick. Das gemeinsame Credo lautet: Im Mittelpunkt steht der Patient. Schmidtke zeigt einen Vergleich auf: Das Klinikum ist ein Patient, das bestimmte Krankheits-Symptome zeigt, die verordnete Therapie hat leider auch Nebenwirkungen. Man muss sie aber in Kauf nehmen, um die Gesundung zu ermöglichen. Wenn keine „Gesundung“ sprich Wirtschaftlichkeit erreicht wird, droht am Ende die Privatisierung, die keiner will.

„Therapeut“ Schmidtke weiß, wovon er spricht. Er ist als gelernter Krankenpfleger medizinisch vorbelastet. Der Krankenpfleger ließ sich im Krankenhausmanagement ausbilden und absolvierte erfolgreich das Studium für Betriebswirtschaft. Über verschiedene Stationen hat er sich einen guten Ruf als Sanierer und Modernisierer von Kliniken erworben. Die Einführung moderner Krankenhausstrukturen, betriebswirtschaftlicher Steuerungs- und Kontrollmechanismen und leistungsfähiger Netzwerke im Gesundheitswesen vervollständigen sein Leistungsprofil. Hat er sich als Krankenpfleger diese Karriere träumen lassen? Er lacht: „Nein, bestimmt nicht.“ Lediglich sein Kompaniechef bei der Bundeswehr sagte einmal: „Schmidtke, in Ihnen steckt noch viel mehr drin als Krankenpfleger.“ Womit der Mann zweifellos recht hatte. Eine etwas provokante Frage: Was macht Sanierer Schmidtke wenn alles saniert und umstrukturiert ist? Lehnt er sich dann zurück und genießt die Früchte seiner Arbeit? Nein. Zunächst werden die angestoßenen und noch vorzunehmenden Maßnahmen mindestens 10 Jahre andauern. Und dann wird man die Dinge in die Hand nehmen -mit etwas mehr Zeit- die zu kurz gekommen sind. Im übrigen wird ein Großklinikum wie das in Augsburg einem ständigen Anpassungsprozess unterworfen sein.

Zurück zur „Person“ Schmidtke. Er ist kein „workaholic“ - er gehört nicht zu denen, die als Erster in das Haus kommen und als Letzter wieder verlassen. „Ich habe meinen eigenen Biorhythmus und der bedingt morgens eine längere Anlaufphase“, gesteht er. Vieles wird schon von zuhause vorbereitet wie z. B. Terminvereinbarungen oder das Beantworten von Emails. Von zuhause? Wann schaltet dann der Klinikmanager eigentlich ab? „Ich spiele am Wochenende Golf, samt Ehefrau, Tochter und Sohn. Das gibt mir Ruhe und Entspannung“, erzählt Schmidtke. Er liebt die unmittelbare Nähe zur Natur; sein Wohnsitz liegt nahe beim Siebentischwald. Wichtig ist ihm auch die Gesellschaft mit guten Freunden. Und noch ein kleines Geheimnis verrät er dem myheimat-Mann: „Ich spiele Gitarre und singe hin und wieder dazu.“ Die Zeit wird knapp, Schmidtkes nächster Gesprächspartner wartet bereits. Der Pressemann verabschiedet sich. Er lässt das Interview Revue passieren. Schon beachtlich: Hochgearbeitet vom Krankenpfleger zum Klinikvorstand. Kliniken saniert und und aus den „roten Zahlen“ geholt. Nur eine Überlegung – könnte es sein, dass unsere Gesundheitspolitiker einige Nachhilfestunden brauchen...?

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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