Erinnerung an Gablingen

Unsere Nachbargemeinde Gablingen steht diesmal im Mittelpunkt des neuen „gersthofer“. Gablingen. Für den Pressemann Anlass, in seinen Jugenderinnerungen zu kramen die sich mit dem schmucken Nachbarort an der Schmutter verbinden. Besonders gerne erinnerte er sich an die Besuche bei der früheren Poststelle in der Lützelburger Straße, die von der Schwester seiner Großmutter betrieben wurde. Gefahren wurde mit dem Fahrrad; allein die Strecke war schon interessant, führte sie doch direkt an dem von den Amerikanern betriebenen Flugplatz vorbei. Flugzeuge konnten beobachtet werden und im Herbst war der Bereich um Gablingen oft Schauplatz von Manövern.

Leider dauerte die „Gablingen Airfield“ Ära nur einige Jahre. Die Flugzeuge verschwanden und es kamen die Fallschirmspringer, die das Gelände in den 50ger Jahren als Absprungzone nutzten. Für die Schulbuben, darunter auch der Pressemann, war es ein lukrativer Zeitvertreib, im Absprunggelände zwischen Bahn und alter B2 auf die abgesprungenen Fallschirmspringer zu warten. Bei der Landung liefen sie dann zu den Soldaten und halfen ihnen, den Schirm zusammen zu legen und in die Packtasche zu stopfen. Ganz Mutige liefen in den Schirm, wenn sich dieser durch Windböen auf blähte – der Soldat wurde dann nicht mitgeschleift. Die Springer waren froh über diese Hilfe und gaben den „Helfern“ ein Trinkgeld – oft eine oder zwei DM; für die damalige Zeit ein üppiges Taschengeld. Die amerikanische Militärpolizei war mit dieser „Dienstleistung“ nicht einverstanden und vertrieb immer wieder die unwillkommenen Helfer – die dann wieder heimlich in das Gelände einsickerten.

Die Fallschirmspringer verschwanden und das Gelände wurde total umgekrempelt. Es wurde eine Abhöranlage in den Jahren 1970/1971 errichtet. Die Anlage, 40 Meter hoch und im Durchmesser ca. 350 Meter, ist kaum zu übersehen. Sie wurde von den verschiedenen Nachrichtendiensten der Amerikaner betrieben. Abhörspezialisten der Marine, Luftwaffe, Armee und verschiedene anderen verbündeten Dienste gaben sich ein Stelldichein. Die Busse des Augsburger Busunternehmens „Domberger“ sorgten täglich mehrmals für den Transport zwischen den Augsburger Kasernen und der Anlage, um die „Schichtarbeiter“ zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen. Hin und wieder startete die US- Armee ein Körperertüchtigungsprogramm um ihren Soldaten mehr „Schliff“ zugeben. Dann wurde nicht mit Bussen gefahren sondern gelaufen. Man konnte dann auf dem Weg zwischen Augsburg und Gablingen die -mit Wimpel voran- marschierenden Soldaten sehen. Ob dann besser abgehört wurde bleibt dahingestellt...

Abgehört wurde rund um die Uhr. Die qualifizierten Soldaten, zuweilen auch Zivilisten, mussten mindestens eine, besser zwei, osteuropäische Sprachen beherrschen. Damit war es möglich, den Funkverkehr hinter dem Eisernen Vorhang abzuhören. Informationen über die Reichweite waren nur schwer zu erfahren. „No Comment“ hieß es; hin und wieder sickerten aber doch Einzelheiten durch. Den Funk der Moskauer Taxifahrer abzuhören war z. B. noch die leichteste Übung. Da war der „Lauschangriff“ bei Manövern der Warschauer Paktstaaten schon interessanter. Hier konnten Rückschlüsse auf die Kommunikationsstrukturen der teilnehmenden Truppen gewonnen werden. Eben so wichtig war die Arbeit der Computerspezialisten, die die Funksignale entschlüsselten. Die Gerüchteküche über Sinn und Zweck des brodelte in dieser Zeit hoch, zumal man wusste, dass unter der Erde der weitaus größere Teil der Anlage, ähnlich wie bei einem Eisberg, liegt. 1998 wurde die Anlage von den Amerikanern an die Bundeswehr übergeben; sie wird nun als „FmSt Süd“ bezeichnet. Neuer Hausherr ist der Bundesnachrichtendienst; die wahrgenommenen Aufgaben lassen der Phantasie viel Raum...

Das war nur ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Abhöranlage in Gablingen – von den Amerikanern auch etwas respektlos „Elephants cage“ genannt. Vielleicht war für den einen oder anderen etwas Wissenswertes dabei; im Internet lassen sich noch mehr Informationen finden. Sollte der myheimat-Mann mit seinen Erinnerungen „Geheimnisverrat“ begonnen haben, so wird er vielleicht einen Platz in der neuen JVA Gablingen bekommen. Dann wäre ein „Erfahrungsbericht“ fällig, für die Leser des „gersthofer“ bestimmt auch interessant...

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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