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Heute vor 75 Jahren: Wie Gemünden(Wohra) am 30.März 1945 nur knapp einer Katastrophe entging.

Gemünden(Wohra) in den Wirren der letzten Kriegswochen 1945. Der Bahnhof der Kleinstadt am Südrand des Kellerwaldes mit damals ca. 1700 Einwohnern war bis zur Streckenstillegung im Jahr 1972 Betriebsmittelpunkt der Kellerwald- und Wohratalbahn. Die Streckenführung zwischen den jeweiligen Endstationen Zimmersrode und Kirchhain verlief in einem Bogen parallel zur Hauptstrecke, der “Main-Weser-Bahn“. Als gegen Ende des 2.Weltkrieges alliierte Flugzeuge die Lufthoheit über Deutschland übernahmen, häuften sich die Luftangriffe auf alles, was sich auf Straßen und Schienen bewegte.

Die Nebenstrecken der damaligen Deutschen Reichsbahn wurden daher immer wieder zur Umleitung der Züge genutzt, wenn die Hauptstrecken nach Bombardierungen unpassierbar waren. So war es auch auf der Wohratal- und Kellerwaldbahn, als in der letzten Märzwoche 1945 die Nachricht eintraf, dass die Stadt Kirchhain, ca. 20km südlich von Gemünden(Wohra) gelegen, von amerikanischen Truppen besetzt worden sei. Der planmäßige Bahnverkehr auf der Strecke war somit nicht mehr möglich und wurde daraufhin eingestellt. Bis zur Besetzung Gemündens war es daher nur noch eine Frage von kurzer Zeit, verbunden mit der Gefahr vorausgehender Bombardierungen.

In dieser Situation entschloss sich Heinrich Töpfer, als damaliger Stationsvorsteher in Gemünden auch den Bahnhof zu schließen und das Personal nach Hause zu deren Familien zu entlassen. Doch dann erreichte ein umgeleiteter Munitionszug, aus Zimmersrode kommend, die Stadt. Da eine Weiterfahrt nach Kirchhain nicht mehr möglich war, kuppelte das Zug- und Begleitpersonal die Lokomotive kurzerhand ab und verschwand mit ihr in die Gegenrichtung. Der Zug mit der hochexplosiven Fracht blieb herrenlos in Gemünden(Wohra) zurück. Nicht auszudenken die Folgen, wenn nur ein einziger Treffer die Kettenreaktion auslöste. Es musste schnell gehandelt werden.

Heinrich Töpfer bat den noch auf dem Bahngelände befindlichen Heizer, Heinrich Gimpel, um Hilfe, und gemeinsam heizten sie die im Lokschuppen verbliebene Reservelok an. Obwohl keiner der beiden Fahrpraxis besaß, gelang es, nach Stunden des Anheizens die Maschine in Gang zu setzen. Sie setzten die Lokomotive vor den Munitionszug und schoben ihn Richtung Zimmersrode in ein, für Flugzeuge nicht einsehbares Waldstück. Nachdem sie den Zug mittels Hemmschuhen gesichert hatten, fuhren beide mit der Lokomotive zurück nach Gemünden und informierten die Zugleitung in Kassel, die die Rückführung des Zuges veranlasste. Am Karfreitag, dem 30.März 1945 rückten amerikanische Truppen in Gemünden(Wohra) ein, ein Tag vor einem für den 31.März 1945 angesetzten Bombardement. Die Stadt sowie die Bahnanlagen blieben verschont.

Die beiden Eisenbahner, die quasi in letzter Minute den Munitionszug aus der Stadt schafften, taten nur was getan werden musste und verloren keine weiteren Worte über diesen Vorfall, so dass die Geschichte, selbst in Gemünden, weitgehend unbekannt geblieben ist.Heinrich Töpfer war mein Großvater, er wohnte in jener Zeit mit seiner Familie im Bahnhofsgebäude. Gemünden(Wohra) besitzt einen malerischen Stadtkern, zählt heute ca. 4000 Einwohner und liegt im Landkreis Waldeck-Frankenberg.

  • Heinrich Töpfer, Stationsvorsteher in Gemünden(Wohra) von 1934 - 1947
  • hochgeladen von Karl-Heinz Töpfer
  • Bild 2 / 9

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4 Kommentare

Ein schöner Beitrag, gefällt mir sehr. Es gab immer einige wenige, die für die Gemeinschaft Gutes, manchmal sogar Entscheidendes getan haben. Aber der Dank blieb aus. Natürlich war, als die Amerikaner kamen, nicht an Dank zu denken. Da gab es andere Sorgen. Aber es hat sicherlich Zeiten gegeben, dass man an diese Taten sich hätte erinnern sollen.

Gut gemacht, das muss man sagen,
so eine Geschichte bringt Wohlbehagen!

Nicht zu vergessen, dass es leider auch Menschen gab, die sich nicht schnell genug aus dem Staub machen konnten, um sich später, mit fremden Federn geschmückt, als Helden zu präsentieren.

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