Eurovision Song Contest 2012 – Die Großmütter Buranowski Babuschki treten für Russland an

“Party for Everybody!“ ist der russische Titel für den Eurovision Songcontest 2012 von „Buranowski Babuschki“. Als Folklore-Gruppe sorgen die sechs Omas seit dem Bekanntwerden ihrer Teilnahme für Furore. Wer sind die sechs Großmütter und wie weit werden es die russischen Omas beim ESC 2012 schaffen?

Die „Girlband“ der sechs kleinen über 70-Jährigen Omas aus Buranowo in der russischen Provinz Udmurtien will das Finale des ESC 2012 am 26. Mai in Baku erreichen. Vorher müssen sie aber im Halbfinale am 22.05.2012 bestehen. „Buranowski Babuschki“ machen schon seit rund 40 Jahren gemeinsam Musik. Sie haben beim Vorentscheid berühmte russische Künstler wie Dima Bilan geschlagen. Dieser hatte beim ESC 2008 in Belgrad den ersten russischen Sieg bei einem Eurovision Song Contest erreicht.

Mit einer “Party for Everybody“ auf dem Weg zum ESC 2012 nach Baku
„Party for Everybody“ schlug beim Vorentscheid 2012 ein wie eine Bombe. Der Refrain in englischer Sprache mit seinem „Come on and dance, come on and … Boom! Boom!“ hat dazu auch seinen Teil beigetragen.

Die Omas treten begeistert in traditionellem Gewand und Kopftuch auf. Sie singen den restlichen Text des Lieds in für die meisten Russen unverständlichem Udmurtisch. Sonst hüpfen sie und rudern mit den Armen. Laut eurovision.de geht es in dem Lied darum, dass die Omas sich und ihr Zuhause herausputzen, bevor sie sich auf den Besuch von Kindern und Verwandten freuen. Mit der Familie gibt es dann eine „Party for Everybody“, auf der jeder ausgelassen tanzt und singt. Der Eurovision Song Contest 2012 soll auch eine solche Party werden.

Der Song wurde nicht in Udmurtien, sondern in Moskau geschrieben und produziert. Für Liebhaber der traditionellen udmurtischen Volksmusik sind die Babuschkas ein mehr als fragwürdige Ensemble. Doch PR-Berater sehen darin eine Aktion, die die Region Udmurtien in der Welt bekannt macht und für diese vorteilhaft sein soll. Die
Frankfurter Rundschau urteilt allerdings:
„Ihr Lied war zwar ein einfallsloses Potpourri aus „House of the Rising Sun“ und traditionellen Melodien, schlecht gesungen und für die russischen Hörer unverständlich“.

Schon einmal beim Vorentscheid teilgenommen
2010 ging es für „Buranowski Babuschki“ zum ersten Mal in Russlands Hauptstadt Moskau. Sie besuchten dort die Eurovision-Vorentscheidung, nachdem eine Moskauer Produzentin auf die sechs Omas aufmerksam geworden war. Damals hatten sie eine 17-stündige Zugfahrt auf sich genommen, um ihr eigen geschriebenes Lied „Die lange, lange Birkenrinde und wie man aus ihr einen Kopfputz macht“ zu singen, das gut bei den Zuschauern ankam.

Wie bei eurovision.de zu lesen ist, mussten sie damals aber „The Peter Nalitch Band“ geschlagen geben, die beim ESC 2010 in Oslo den elften Platz erreichte. Seitdem hatten „Buranowski Babuschki“ Kultstatus in Russland. Sie sind im Internet präsent, bei Twitter und auf ihrer eigenen Website. Daher überraschte es in Russland - im Gegensatz zum Ausland - nicht, dass sie beim ESC 2012 in Baku antreten.

Der Ruhm im hohen Alter
Für Buranowo bedeutet die Berühmtheit ihrer Bewohner nun einen nie dagewesenen Besucheransturm. Agrafjona, Soja, Valentina und Galina Nikolajewna heißen die betagten Damen, die sich und ihren Heimatort in den Fokus der russischen und europäischen Öffentlichkeit rückten. Sie haben ihren Ruhm und das öffentliche Interesse an ihnen bisher kaum verstehen können. Bei der Rückkehr vom Vorentscheid wurden sie feierlich empfangen.

Omas von Buranowo unterscheidet sich von anderen udmurtischen Volksmusikinterpreten in der Hinsicht, dass sie seit vier Jahren Rock- und Popmusik in die unmurtische Sprache übersetzen und auf ihre Art interpretieren. Seither haben sie es durch ihre Auftritte zu regionaler Berühmtheit gebracht.

Mit Lebenserfahrung zum Erfolg?
Ihre Einnahmen spenden die Großmütterchen einem guten Zweck. Die Dorfkirche von Buranowo, die 1949 geschlossen und abgerissen wurde, soll wiederaufgebaut werden. Das Geld dafür haben sie längst beisammen. Wohin der Rest der Einnahmen fließt ist allerdings unbekannt. Dadurch wird auch der Neid auf die Großmütter geschürt.

Durch den Gesang können die Sechs Freude und Verzweiflung in ihrem Leben gleichsam ausdrücken. Die Großmütter sind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und haben bescheiden gelebt. Sie haben Stalin und den Kalten Krieg erlebt. In ihrer Altersklasse kann eigentlich nur Großbritannien mithalten. Jetzt sind sie zu Ruhm gekommen, was ihre Situation anders, wenn auch nicht leichter macht. Sind die udmirtischen Omas eine Waffe, die die Russen zum Sieg beim ESC 2012 führen können?

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Maya Sar – Sind aller guten Dinge drei beim ESC?

Dieser Beitrag wurde als Themen-Impuls von Daniel Männlein vom myheimat-Onlineteam verfasst.

Bürgerreporter:in:

Anna Lena Kraus aus Frankfurt am Main

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