Für und Wider Windkraft

Walter Schorsch schildert die Folgen von Windkraftanlagen für die Menschen in der Region Hof
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ERBENDORF. Unterschiedlicher hätten die Argumente kaum sein können. Bevor Enoch zu Guttenberg seinen Vortrag über den Wert von Natur und Landschaft hielt, beleuchteten vier Redner das zentrale Streitthema Windkraft aus jeweils sehr unterschiedlichen Blickrichtungen. Eingeladen zu diesem Themenabend hatte der Verein „Unser Hessenreuther Wald“. Dessen Vorsitzender Johannes Bradtka freute sich über die zahlreichen Zuhörer, die dazu ins Kolpinghaus gekommen waren. Ihr Hauptinteresse galt natürlich dem Hauptredner des Abends. Doch bevor Freiherr zu Guttenberg aus der gleichnamigen fränkischen Ortschaft ans Rednerpult trat, gab es gewissermaßen zur Einstimmung vier Impulsvorträge: Auf der einen Seite bekennende Windkraftgegner und auf der anderen Seite Landtagsabgeordneter Tobias Reiß, der Vorsitzende der Energiekommission im Bayerischen Landtag.

Windräder soweit das Auge reicht

Walter Schorsch von „Aktionsbündnis Gegenwind Oberfranken“ schilderte hautnah die Folgen des Windkraftbooms im Landkreis Hof. Dieser sei mit derzeit 62 Windkraftanlagen schon jetzt der am stärksten mit Windrädern bestückte Kreis in ganz Bayern. Der Sprecher berichtete von Gemeinden die von Windrädern regelrecht umzingelt sind. So etwas müsse man erst einmal gesehen haben. „Hier gibt es Windräder, soweit das Auge reicht!“

Die Folgen für die oberfränkische Bevölkerung sind Besorgnis erregend und reichen von gesundheitlichen Beschwerden durch Infraschall, über Störungen durch Stroboskopeffekte und das nächtliche Blinkfeuerwerk bis hin zu einem drastischen Wertverlust von Haus und Grund.

In den bayerischen Norden abgeschoben

Während im bayerischen Nordosten die Windkraftanlagen gleichsam wie Pilze aus dem Boden schießen, bleiben „gehobene Regionen“ wie das Bayerische Oberland weitgehend verschont. Diese Abschiebung der ungeliebten Windkraftanlagen nach Franken und in die Oberpfalz sei ein Skandal, so Schorsch. Er forderte das Eingreifen der regionalen Politik, zumal die bayerische Verfassung eine Gleichbehandlung aller Regionen vorschreibe.

Kostenloser Windstrom ein Märchen

Vehement widersprach der Redner auch der These, dass die Windenergie quasi kostenlos sein, weil der Wind ja keine Rechnung schreibe. „Im Gegenteil“, so argumentierte Schorsch, „denn für den durch Wind erzeugten Strom müsse der Verbraucher sogar mehrmals zahlen.“ Der Redner unterstrich, dass die Windenergie ein reiner Kostentreiber sei und prognostiziert das die Strompreise noch explosionsartig steigen werden.

EEG: Selbstbedienungsladen für Spekulanten

Schuld an dem ganzen Unheil, sei nach Meinung von Walter Schorsch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Durch die unbegrenzten Subventionsgarantien wirkt das EEG wie ein Selbstbedienungsladen für Finanzspekulanten. Zur Beschönigung hängt man ihm nun den „Mantel der Bürgerbeteiligung“ um. Schorsch forderte eine sofortige Abschaffung dieses Gesetzes.

Plädoyer für eine einzigartige Kulturlandschaft

Den geschichtlich-kulturellen Wert unserer Kulturlandschaft beleuchtete der Neustädter Kreisheimatpfleger Peter Staniczek. Mit Verantwortungsbewusstsein und Liebe zur Heimat sei es den maßgeblichen Politikern der Region bislang immer gelungen diese gewachsene Kulturlandschaft einerseits zu schützen und andererseits behutsam weiterzuentwickeln. Die Schaffung von Natur- und Landschaftsgebieten, die Ausweisung von FFH-Gebieten und die Gründung von Naturparken löste nicht immer Begeisterung aus. Dennoch sei es geglückt, die Menschen unserer Heimat davon zu überzeugen, die Landschaft verantwortungsvoll und nachhaltig zu nutzen und sie nicht auszubeuten und damit zu zerstören.

Der Kreisheimatpfleger räumte ein, dass sich die Landschaft ständig verändere und auch nicht mehr überall intakt sei. Doch garantiere der strenge Schutz unserer Heimat Lebensqualität in Form von Ruhe, Ausgeglichenheit und Erholung. Touristikfachleute können den Wert in Euro und Cent genau beziffern. Besucher und Gäste aus anderen Regionen Deutschland erkennen und schätzen auch so den Wert und den Reiz der Nordoberpfälzer Landschaft. Selbst Ministerpräsident Seehofer erklärte vor kurzen, der Grund warum die Menschen so gerne nach Bayern kommen sei die Landschaft.

Behutsam planen

Staniczek rief dazu auf mit den neuen Architekturen, wie den umstrittenen Windkraftanlagen, sehr behutsam umzugehen damit sie uns nicht den Blick zum Horizont verstellen.

Erfolge durch Bürgeraktionen

Ludwig Hecht von der „Bürgeraktion Gegenwind Stiftland“ verwies auf die Erfolge seiner Initiative. Diese wurde erst im Jahr 2009 ins Leben gerufen, nachdem Investoren Windkraftanlagen bei Pfaffenreuth, Neualbenreuth und Waldsassen errichten wollten. Durch das Bürgerschaftliche Engagement konnten Windkraftanlagen an besonders sensiblen Bereichen im Stiftland verhindert werden.

Landschaft wird sich verändern

Landtagsabgeordneter Tobias Reiß, scheute sich nicht in einem Saal voll bekennender Windkraftgegner ans Mikrophon zu treten. Und er drückte sich auch nicht vor klaren Aussagen, auch wenn diese im völligen Gegensatz zu denen seiner Vorredner standen. Er nehme die Herausforderung der Diskussion gerne an. Der Abgeordnete warnte eindringlich davor, die Bevölkerung in Fragen der Windkraft zu spalten. „Ich möchte nicht, dass am Ende die Stühle fliegen und sich Bürger gegenseitig in die Haare bekommen.“ Er plädiere dafür, sich dem Thema behutsam zu nähern und das Thema Windenergie gemeinsam weiterzuentwickeln. Reiß machte aber auch deutlich, dass es die Energiewende ohne Veränderungen in der Landschaft nicht geben wird.

„Dagegen sein allein reicht nicht!“

Er rief alle Beteiligten zu mehr Sachlichkeit auf. „Wir dürfen die Diskussion nicht auf das beschränken, was wir nicht wollen!“ Viel zu wenig werde über die Möglichkeiten der Energieeinsparung gesprochen. Der Abgeordnete stehe voll und ganz hinter dem Konzept der Bayerischen Staatsregierung. Dieses biete den einzelnen Regionen die Möglichkeit selbst über den Energiemix und damit über die Art der Energiegewinnung zu entscheiden. Ihm seien die Bedeutung und die Alleinstellungsmerkmale der Landschaft durchaus bewusst. Allerdings würden lediglich zwei Prozent der Gesamtfläche Bayerns für Windkraftanlagenbenötigt. Er appellierte eindringlich an alle Beteiligten die Dinge konstruktiv anzugehen. „Dagegen sein alleine reicht nicht!“

Weblink: "Unser Hessenreuther Wald"

Bürgerreporter:in:

OberpfalzBild.de - Die Online-Bildagentur aus Erbendorf

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