Tankrabatt und 9-Euro-Ticket - bringen diese Maßnahmen was?



Maßnahmen wie der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket sind sicherlich gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. 

Ich finde es ja gut, dass die Regierung etwas tut, um die Bürger zu entlasten und will das auch gar nicht schlechtreden. Und selbst profitiere ich natürlich auch vom 9-Euro-Ticket, denn ich spare 3 Monate lang 60 Euro im Monat und gönne mir zudem den einen oder anderen Ausflug, den ich vielleicht sonst nicht gemacht hätte. 

Ich frage mich allerdings, wieso man nicht auf naheliegende Maßnahmen kommt, die wirklich JEDEN entlasten würden? Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel einschließlich Obst und Gemüse würde zum Beispiel Familien mit geringem Einkommen helfen, ihre Kinder weiterhin gesund zu ernähren. 

Und wenn man die Menschen nicht nur in der gegenwärtigen Krise, sondern aus Klimaschutzgründen auch dauerhaft dazu bewegen will, auf den ÖPNV umzusteigen, muss man längerfristig planen. Statt für einen begrenzten Zeitraum Tickets zum Dumpingpreis anzubieten, dann aber wieder zum früheren oder sogar einem noch höheren Preis zurückzukehren, sollte man prüfen, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Ticketpreise dauerhaft zu senken. Österreich kriegt das auch hin mit dem 365-Euro-Jahresticket, warum wir nicht?

Zudem ist der ÖPNV, gerade im ländlichen Raum, oft nicht attraktiv genug. Das liegt nicht allein an der Häufigkeit, wie oft dort ein Bus fährt, sondern auch an anderen Dingen wie zum Beispiel der Streckenführung der Busse. In der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es ein sternförmiges Bussystem, d.h. alle Busse trafen sich am Bahnhof und fuhren von dort in verschiedene Richtungen. Wenn man also nicht in die Innenstadt wollte, sondern, sagen wir, von einem südlichen in einen östlichen Stadtteil, war man oft mit dem Auto doppelt oder dreimal so schnell. Wenn es also statt ausschließlich der sternförmigen Linien auch ein oder zwei Ringlinien gegeben hätte, die alle Stadtteile und in gewissen Abständen auch die umliegenden Dörfer abklappern und an Knotenpunkten auf die Sternlinien treffen und zudem noch die Preise so gestaltet, dass man inklusive Parkgebühr mit dem Auto nicht billiger wegkommt, sondern eher teurer, wäre ich sicher auch dort öfters Bus gefahren. 

Ein weiterer Aspekt, der die Menschen dazu bewegen könnte, das Auto öfters mal stehenzulassen, wäre, das Fahrradfahren so sicher zu machen, dass jeder von 8 bis 80 bequem und ohne Angst zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sport...mit dem Fahrrad fahren kann. Umfragen haben ergeben, dass sich die meisten Fahrradfahrer sicherer fühlen, wenn sie von den Autos getrennt sind. Dafür muss man nicht gleich die ganze Welt verändern, sondern es genügt, Projekte wie den RS1 voranzutreiben, Fahrradstraßen einzurichten, auf denen man aus jeder Himmelsrichtung in die Innenstadt kommen kann und die Ampelschaltungen so zu verändern, dass die rechtsabbiegenden Autos nicht gleichzeitig mit Fußgängern und Fahrradfahrern Grün haben, sondern erst danach.

Und oft genügt, einfach mal einen Blick in andere Länder zu werfen, was diese vielleicht besser machen und was man davon auch bei uns umsetzen könnte. 

P.S. Dass es auch Fahrradfahrer und Fußgänger gibt, die sich nicht an Verkehrsregeln halten, weiß ich. Aber wir kommen nicht weiter, wenn wir uns streiten und gegenseitig die Schuld zuweisen, sondern wir müssen einfach lernen, mehr miteinander zu reden und sich in den anderen hineinzuversetzen. Und dass wir, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, den Autoverkehr reduzieren müssen, ist nun mal eine Tatsache. 

Bürgerreporter:in:

Astrid Günther aus Duisburg

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