Die Swedenborgianer

Die Kirche des neuen Jerusalem ist eine christliche Glaubensgemeinschaft, die sich auf die Aussagen des schwedischen Naturphilosophen Emanuek Swedenborg neruft. Die erste Gemeinde entstand im Jahre 1788 im Londoner Vorort Great Eastchap. Erst 1848 wurde die "Generalversammlung der Neuen Kirche in Deutschland und in der Schweiz" gegründet.

Swedenborg wurde am 29. Januar 1688 in der schwedischen Hauptstadt Stockholm geboren. Sein Vater war Jesper Swedberg, der Bischof von Västergötland. Swedenborg studierte Philologie, Philosophie, Mathematik, Theologie und die Naturwissenschaften. Nach Reisen nach England, Holland, Frankreich und Deutschland wurde er 1716 Assessor des Bergwerkskollegium zu Stockholm. Er fiel durch mehrere mechanische Erfindungen auf. Als Frederikshall 1718 belagert wurde, ließ Swedenborg sieben Schiffe auf Rollen fünf Stunden lang über Berg und Tal transportieren. Dies alles und seine Schriften über Algebra, Münzkunde, den Plantenlauf, Ebbe und Flut sowie andere führten dazu, daß Königin Ulrike ihn 1719 adelte. In den folgenden Jahren besichtigte er Bergwerke in Schweden, Sachsen und Böhmen.
Seine Werke ab 1740 sind nicht mehr naturwissenschaftlich orientiert. Swedenborg wandte sich theosophischen Studien zu - er meinte, er wolle sich seinem neuen Beruf zuwenden, der darin besteht, eine neue Kirche zu gründen. Um dieses Ziel erreichen zu können, gibt er 1747 seine amtliche Stellung auf und lebt von einer königlichen Pension. Bei einer Missionsreise stirbt er am 29. März 1772 in London.

"Die göttliche Weisheit ist in Swedenborgs Schriften eines der beiden Wesensmerkmale Gottes – das andere ist die göttliche Liebe. Neben diesen Haupteigenschaften des Urgrundes, werden die Attribute Gottes Einheit, Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit, Unendlichkeit und Ewigkeit genannt. Weisheit und Liebe werden als untrennbar eins beschrieben: „Die göttliche Liebe gehört der göttlichen Weisheit an, und die göttliche Weisheit der göttlichen Liebe“. In Swedenborgs Entsprechungslehre wird Gott (Christus als geistige Sonne geschaut) in Entsprechung zur natürlichen Sonne gesetzt. Wie die Strahlen der natürlichen Sonne vom Menschen als Licht und Wärme wahrgenommen werden, so werde die geistige Sonne als geistiges Licht (= die göttliche Weisheit) und als geistige Wärme (= die göttliche Liebe) in der „Welt der Geister“ erlebt. Die göttliche Weisheit und Liebe sei Substanz und Form, welche sich in das geschaffene Weltall ergießt. Engel, Geister (Menschen ohne physischen Körper) und Menschen sind nach Swedenborg Aufnahmegefäße dieses göttlichen Stromes. Daher werde das Leben eines jeden Menschen und vor allem auch seine Entwicklung nach dem Tod davon bestimmt, wie viel er von dieser Weisheit und Liebe in freiem Wollen in sich aufnehme. Da die Wesen in ihrem Willen frei seien, könnten sie sich auch gegen die göttliche Weisheit und Liebe entscheiden, indem sie sich, anstatt den „himmlischen“ Formen der Liebe, der Gottesliebe und Nächstenliebe (= Altruismus), den „höllischen“ Formen der Liebe, der „Weltliebe“ und „Selbstliebe“ (= Selbstsucht) zuwenden.

Eine wesentliche Rolle in Swedenborgs Schriften spielt die Lehre von den Entsprechungen. Danach hat sich alles Sein und Leben von Gott aus abwärts entfaltet. Vom Herrn geht das Himmlische, das Geistige und das Natürliche aus. Das Himmlische ist die göttliche Liebe und das Gute. Das Geistige ist die göttliche Weisheit und das Wahre. Das Natürliche ist die unterste Stufe.

Der Mensch ist ein Abbild Gottes und enthält eine Entsprechung dieser drei Elemente der Schöpfung. Der „innere Mensch“ bildet das Himmlische und Geistige, der „mittlere“ das Vernünftige und der „äußere“ das Sinnliche. Das Innere des Menschen lebt nach dem Tod und in Ewigkeit. Das eigentliche Leben eines Menschen ist seine Liebe, womit die Liebe zum Guten oder Bösen gemeint ist. Gott hat ihm den freien Willen verliehen, damit er sich als selbständiges Wesen fühle und aus eigener Entscheidung Gott liebe.

Der menschliche Körper besteht aus vielen einzelnen Zellen, durch deren Zusammenspiel der ganze Körper funktioniert. Swedenborg überträgt dieses Bild auf die geistige Welt. Für ihn gruppieren sich Geistwesen zu Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften schließen sich wiederum zusammen im „Größten Menschen“ (lat. homo maximus), dessen Glieder Geistergemeinschaften sind und dessen Zellen die einzelnen Geister sind.

Swedenborg unterscheidet zwischen einem inneren (geistigen) und einem äußeren (natürlichen) Menschen. Der geistige Mensch sei „im Glanz des Himmels“ er werde in der Lehre des Christus lebendig genannt. Der natürliche Mensch, welcher bloß im Licht der Welt sei, wird „tot“ genannt. Der innere Mensch sei ein „Engel des Himmels“ und der Mensch dazu bestimmt, dieser Engel in seinem Inneren zu werden, indem er die göttliche Weisheit und Liebe lebe. Swedenborg postuliert einen ewigen Fortschritt aller Wesen in Wachstum und Entfaltung der göttlichen Weisheit und Liebe. Alle Engel sind früher auch einmal Menschen gewesen und haben sich seitdem durch Liebtätigkeit hinauf entwickelt. Besonderes Aufsehen und den Widerwillen der schwedischen Reichskirche rief die mit geistiger Schau begründete Lehre hervor, dass im Himmel nicht nur Christen, sondern auch Nichtchristen und Heiden anzutreffen seien, da Gott nicht auf die Glaubensüberzeugungen sehe, sondern darauf, ob der jeweilige Mensch im Guten der himmlischen Liebe sei.

Die Seele ist der eigentliche Mensch, und der Körper ist nur sein Organ, durch das er in der irdischen Welt tätig ist. „Hieraus erhellt, dass der Mensch, wenn er stirbt, nur von einer Welt in die andere übergeht“.

Seine Herausführung aus dem irdischen Körper in die geistige Welt ist die Auferweckung. Dabei wird das Bewusstsein nicht unterbrochen, so dass er zunächst nicht den Eintritt des Todes wahrnimmt. Auch in der geistigen Welt erscheint er völlig in menschlicher Gestalt. Er kann aber nicht mit leiblichen Augen gesehen werden, sondern nur von Geistern.

Zuerst betritt der Abgeschiedene die Geisterwelt. Sie ist „ein Mittelort zwischen Himmel und Hölle und ist auch ein Mittelzustand nach dem Tode“. Beim Übergang kommt es zum Jüngsten Gericht. Hierunter wird das Letzte Gericht eines Menschen verstanden, das kurz nach seinem Ableben stattfindet und nicht erst am Ende der Welt, wie es in anderen Glaubensrichtungen dargestellt wird.

Das Gericht ist die Selbstenthüllung des inneren Menschen. Alle Masken fallen, und er wird nun auch äußerlich zu dem, was er innerlich ist. Jeder Mensch hat ein „inneres Gedächtnis“, ein „Buch des Lebens“, in dem sein Leben und seine Taten aufgezeichnet sind. Das Gericht findet ohne Richter und Urteil statt. Es ist vielmehr eine Klärung seines Lebens, in dem die Seele ihre innere Neigung voll entwickelt.

Weil die meisten nicht eindeutig nur das Gute oder das Böse liebten, wird bei denen, die überwiegend das Gute liebten, „das Falsche entfernt, und werden ihnen die aus ihrem Guten übereinstimmenden und gleichförmigen Wahrheiten gegeben, und bei den Bösen daselbst werden die Wahrheiten weggeschafft, und es wird ihnen das mit ihrem Bösen übereinstimmende Falsche gegeben“.

Nun ist die Grundrichtung festgelegt, und fortan gilt der Grundsatz „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Jeder Geist wird von einer Sphäre seines Inneren und somit des Wahren oder Falschen umgeben. Daran wird er erkannt und erkennt er auch die anderen. Den Bösen zieht es zu den Bösen, und es entsteht eine Gesellschaft von Teufeln, die sich gegenseitig quälen. Die Höllenqual ist keine von Gott verhängte Strafe, sondern eine Selbstbestrafung des bösen Menschen, der seiner falschen Liebe folgte und sich selbst in die Hölle stürzte.

Während die Hölle von der Selbstliebe beherrscht wird, gibt es im Himmel die Gottes- und Nächstenliebe. Darum wird der Mensch den Menschen hier ein Engel. Schon im Mittelzustand fühlen sich die Guten bei den geistigen Engeln wohl. Sie werden dann für ihre Aufnahme in den Himmel vorbereitet. Wenn ihr Gewissen durch Unwissenheit oder Irrlehren entstellt wurde, müssen sie ihre falschen Grundsätze ablegen, was für manche ein sehr hartes Erlebnis sein kann. Danach werden sie unterwiesen, mit Engelsgewändern bekleidet und auf den Weg gebracht, der aufwärts zum Himmel führt.

Die Engel kommen alle aus dem menschlichen Geschlecht und wurden zu Engeln, weil sie in der Welt in himmlischem Lieben und Glauben gelebt haben. Die Kleider der Engel entsprechen ihren Einsichten. Die der Einsichtsvollsten schimmern wie Feuerglanz.

Mann und Frau sind in der irdischen Erscheinung unterschiedliche Wesen. Nach dem Tod erkennen sich die Ehegatten wieder, gesellen sich zusammen und leben meist einige Zeit miteinander. Wenn sie aber allmählich ihr Äußeres ablegen und in ihr Inneres eintreten, erkennen sie, welche Liebe und Zuneigung sie zueinander gehegt haben, und es entscheidet sich, ob sie zusammenleben können oder nicht. Wenn sie zusammenpassen, werden sie in Ewigkeit zusammenbleiben. Andernfalls trennen sie sich, und jeder wird sich einen passenden Partner suchen. Wer auf der Erde mehrere Gatten oder Geliebte hatte, nimmt in der anderen Welt entweder einen von diesen an oder verlässt alle. Solche Trennungen sind häufig, denn die im irdischen Leben geschlossenen Ehen sind meist äußerlich.

Die Ehe im Himmel ist notwendig, weil Mann und Frau alleine keine vollständigen Menschen sind. Zwei Ehegatten, die innerlich vereinigt sind, erscheinen im Himmel nicht als zwei Menschen, sondern als ein geschlechtsloser (androgyner) Engel.

Die Gatten, die in die Hölle kommen, werden dagegen voneinander getrennt, denn sie waren nur durch eine geschlechtliche, nicht aber durch die eheliche Liebe miteinander verbunden," ist in der Sekundärliteratur zu lesen.

Die Swedenborg-Kirche ist bei uns in Deutschland völlig unbekannt. Eine geringe Zahl an Gläubigen und wohl auch nur eine einzige Gemeinde in Berlin mögen der formale, äußerliche Grund dafür sein. Das Swedenborn-Zentrum Berlin ist im Internet unter www.swedenborg.de zu erreichen.

Warum dann darüber schreiben? So könnte man nun als Leser fragen. Ist eine so kleine, unbekannte und unbedeutende christliche Gemeinschaft überhaupt wert, vorgestellt zu werden?

Ja, durchaus. Die christliche Kultur gilt bei uns als Leitkultur. Sie bildet angeblich das geistige Fundament, das unsere Gesellschaft zusammenhält. Auch wenn immer behauptet wird, daß Bildung und lebenslanges Lernen wichtig seien, geht doch Herzensbildung verloren. Kirche wird verlacht, Gläubige verspottet.

Auch wenn die Swedenborgianer unbedeutend erscheinen, slo können sie - trotz ihrer vermeintlichen Randerscheinung - in einer Sache Gutes tun. Sie können Grund für einen Blick in die Kirchengeschichte und die Berichterstattung darüber sein.

Ein Wort über die tagesaktuelle Presse sei hier schon erlaubt. Insbesondere die Feiertage werden nicht genug dafür genutzt, um sich mit kirchlichen Themen zu gefassen. Es müssen ja nicht unbedingt kirchliche Glaubensgemeinschaften wie die Swedenborgianer sein, über die berichtet wird. Es können ja auch vermeintlich weltliche Themen sein. Wie sieht moderne Kirchenarchitektur aus? Gibt es noch Orgelbauer und Glockenbauer? Gibt es prominente Künstler, die sakrale Kunstgegenstände herstellen? Wie entstehen Printen und anderes Weihnachtsgebäck? Die Fragen ließen sich endlos festsetzen und seien daher hier auch nur beispielhaft genannt.

So wichtig es auch ist, für eine warme Stube und einen vollen Mage hzu sorgen, so sollte doch nicht vergessen werden, daß ein leeres Herz ein kaltes Herz ist.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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