Zeitreise: Paradehengst Stallion – Fahrbericht über eine Ur-Er-Fahrung

Ein Paradehengst im mondänen Monte Carlo: Der Stallion begeistert Sportwagen-Liebhaber auf der ganzen Welt. | Foto: © Stallion TRD Klassik
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By (TRD) Pressedienst Blog News Portal
Neues von Gestern: Am 7. November 1988 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 37. Jahrgang über den damals brandaktuellen Sportwagen Stallion.

/TRD/MID) Zwar ist es angesichts von Waldsterben, kilometerlangen Autobahnstaus und zahlreichen Verkehrsunfalltoten nicht mehr opportun, ja schon fast anachronistisch, von einem Automobil zu schwärmen, aber im Falle des Stallion sei eine Ausnahme gestattet und die alte oberbayerische Weisheit zitiert: Für den, ders moag, das Höchste! 300 PS aus einem chromglänzenden Chevy V8, der so weit hinter der Vorderachse sitzt, dass man fast schon von einem Mittelmotor-Sportwagen sprechen kann; dazu ein elegantes, mit Wurzelholz und feinem Leder ausgestattetes Cockpit mit serienmäßiger Klimaanlage, zwei wohlgeformte mit ebensolchen Tierhäuten bespannte Sessel, das ganze verpackt in eine Karosserie, die mit ihren gelungenen Proportionen und schwellenden Rundungen zu gewissen Vergleichen einlüde, wenn nicht das im Zeitalter der Emanzipation wieder unangebracht wäre, mit einem Wort: Ein Traumauto, für das der unverbesserliche Autonarr allerdings stolze 180.000 DM auf den Tisch der Firma Stallion Cars im oberbayerischen Cadolzburg schichten muss.

Zur prägenden Erfahrung wird der Kontakt zum gleichnamigen Firmenprodukt (Stallion = Zuchthengst) in dem Moment, in dem man mittels eines kräftigen Tritts auf das Gaspedal den „Pferdchen“ unter der Haube die Sporen gibt. Bereits nach knapp sechs Sekunden rufen Gesetzgeber und Vernunft energisch: „Halt“!, denn 100 km/h sind erreicht und sollten auf der Landstraße tunlichst nicht überschritten werden. Das Potenzial für 225 km/h ist laut Hersteller vorhanden, jedoch erscheint es geradezu ein Sakrileg, einen derart gelungenen Roadster zum profanen Autobahnreisen oder -rasen zu missbrauchen. Für das Top-Vergnügen auf kurvigen Landstraßen wird dafür einiges geboten. Die bereits erwähnten Ledersitze sind gut geformt und bieten ausreichend Seitenhalt.

Eigentlich vermisst man nur die Kopfstützen, die wohl der besseren Optik des Schaustücks zum Opfer gefallen sind. Platz für zwei Personen und leichtes Reisegepäck ist vorhanden, mehr allerdings auch nicht. Die Innenraum-Verarbeitung entspricht bestem deutschen Standard. Die Platzierung der Instrumente nicht vor, sondern quasi rechts neben dem Fahrer ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ohne Tadel dagegen das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorn und hinten an Doppeldreiecksquerlenkern mit Schraubenfedern und verstellbaren Koni-Dämpfern. Vier innen belüftete Scheibenbremsen sind für eine der Motorleistung entsprechende Verzögerung verantwortlich, haben allerdings mit den zirka 1.300 Kilogramm des trotz Fiberglaskarosserie nicht gerade leichtgewichtigen Renners manchmal ihre Mühe. Das Doud-Nash-Fünfganggetriebe lässt sich leicht und präzise schalten, soll aber wahlweise auch durch ein Viergang-Automatikgetriebe ersetzbar sein. Angesichts der im Überfluss vorhandenen Leistung sicherlich keine schlechte Alternative.

Eine beeindruckende Technik macht aber sicherlich nur einen Teil der Faszination des Stallion aus: Nicht messbar, aber dennoch im Überfluss vorhanden, ist die schon so oft beschriebene innere Freude bei Offen-Fahren, diese Mischung von Freiheit, Unvernunft und Sehen und Gesehen werden, die seit kurzem wieder fast jeden namhaften Automobilhersteller mindestens ein Cabrio ins Programm nehmen lässt. Fazit: Ungeachtet der auf den ersten Blick erkennbaren Verwandtschaft zum legendären AC Cobra erhält man mit dem Stallion einen eigenständigen Vollblut-Sportwagen der Luxusklasse, der seine amerikanische Abstammung nicht verleugnet, aber dank zweijähriger Germanisierungsarbeit der jetzt deutschen Hersteller auch den gehobenen Ansprüchen von Porsche, BMW oder Mercedes-Klientel gerecht werden kann.

Bürgerreporter:in:

Heinz Stanelle aus Düsseldorf

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