Schwester Pascalina - des Papstes “Guardian Angel”

Schwester Pascalina - des Papstes “Guardian Angel”
Dr. Martha Schad präsentierte ihr neuestes Buch

Im Kontext des 2. Donauwörther Kulturfrühlings präsentierte die prominente Autorin Dr. Martha Schad ihr neuestes Buch “Gottes mächtige Dienerin - Schwester Pascalina und Papst Pius XII.” ihrem aufmerksamen Publikum. Anhand einer Powerpoint-Präsentation skizzierte die beliebte Biografin ein detailliertes, lebendiges und aussagekräftiges Portrait, gestützt auf zahlreiche bisher noch unveröffentlichte Dokumente, Briefe und Quellen.

»Die Frau, die hier gegen das Vergessen großer Frauen anschreibt, weiß worauf sie sich einlässt. Die Intensität ihrer Arbeit entspringt den Lebenserfahrungen einer Frau, die erst im Alter von 40 Jahren zur historischen Wissenschaft gefunden hat.« So ließe sich ebenso kurz wie treffend Dr. Schads Grundintention als Autorin definieren, wie Journalistin Elisabeth Morhard es ausdrückte und wie sie auch in dieser besonderen Buchsoiree im Zeughaus letzten Donnerstag durch ihr spannendes, inhaltsreich und argumentativ schlüssiges Referat maßgeblich war.

40 Jahre lang stand Schwester Pascalina an der Seite des Papstes Pius XII. - inmitten einer Männerwelt, mitten im Vatikan, eigenwillig, engagiert, immer mit Leib und Seele ambitioniert. 1919 kam sie als Haushälterin zu Nuntius Eugenio Pacelli, gewann dessen Vertrauen und stieg zu einer einflussreichen Privatsekretärin auf, die ihn auf seinen apostolischen Reisen begleitete, das päpstliche Hilfswerk in Rom mit viel Umsicht und Leidenschaft für alle Hilfsbedürftigen führte, organisierte und als des Papstes “Guardian Angel”, wie ein Jesuit sie als Rezensent der Arbeit Dr. Schads sie in einer englischen Zeitschrift sie betitelte.

Das Buch von Martha Schad stellt mehr als nur eine bedeutende Biografie dar: es wirft ein erhellendes Licht in eine Zeit der Katastrophen und Zäsuren, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs, skizziert Beziehungs- und Sozialformen, wie sie durch Schwester Pascalina im Vatikan und in der Kirche erlebt worden sind, und eröffnet für den Leser Sichtweisen eines “weiblichen Insiders”, blickt quasi vom Innern der Kirche auf diese und die damalige Zeit.

Auch eine zweifellos zentrale und zugleich problematische Fragestellung berührt Dr. Schad in ihrem Referat - das “Schweigen der Lämmer”, die Haltung des Papstes Pius XII. gegenüber dem Nationalsozialismus in Deutschland.
Schweigen? Unterlassungssünden während des Holocaust? Eine oft diskutierte und keineswegs historisch letztgültig beantwortete Problematik.

Signifikant ist zweifellos die berühmte Enzyklika des Papstes “Mit brennender Sorge”, ebenso aber eine Szene, die Schwester Pascalina selbst erlebt hat und die Dr. Schad ausführlich in ihrem Referat darlegt: Die Schwester beobachtete, wie Papst Pius XII. Dokumente verbrennt, Dokumente, die dessen kritische Haltung gegenüber dem Naziregime unterstrichen haben und von denen er befürchtete, obwohl sie zunächst im Vatikan sicher vor dem Zugriff der Nazis schienen, sie könnten weitreichende negative Konsequenzen - für die Kirche, für die Katholiken, aber eben auch für die verfolgten Juden in Italien und Nazideutschland provozieren.

Warum hat die Kirche zu oft geschwiegen? Zu wenig g e g e n den Faschismus unternommen? Hätte ein Aufruf zum Widerstand wirklich mehr Schaden angerichtet, noch mehr Opfer gefordert - mehr zerstört, als Rettung gebracht? Papst Pius XII. verwies im Gespräch mit Schwester Pascalina auf einen historischen Präzedenzfall, der sich in den von Nazideutschland besetzten Niederlanden ereignet hatte: Holländische katholische Bischöfe hatten gegen den Holocaust protestiert, die Deportation von 40 000 Juden und deren Ermordung war die direkte Folge dieses Protests der Bischöfe.

“Was würde geschehen, wenn der Papst protestieren würde, wenn der Protest der Bischöfe solche menschenverachtenden Konsequenzen nach sich gezogen hat?”

Es bleibt wohl kontrovers diskutiert, ob nicht eine klare Haltung der katholischen Amtskirche gegen den Holocaust und den Nationalsozialismus erforderlich gewesen wäre oder eben nur eine für viele weitere Menschen verhängnisvolle “Geste”.

Bedeutsam und aussagekräftig stellt sich dieses Portrait der Schwester Pascalina und Pius XII. jedenfalls dar, lesenswert, da es inhaltsvoll Kirche und Zeitgeschehen manifestiert.-

Martha Schad: Gottes mächtige Dienrin. Schwester Pascalina und Papst Pius XII. F. A. Herbig: München 2007, 255 Seiten, 19,90 Euro.

Foto: Kulturfrühling im Zeughaus: Dr. Martha Schad präsentierte ihr neuestes Buch über Schwester Pascalina und Pius XII. Wie gewohnt, lockte die prominente Autorin ein zahlreiches Publikum zu ihrem Referat. Ein überaus spannender, lehrreicher Abend.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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