Ideen zu einer neuen Unternehmenskultur: Vortrag des Weihbischofs Dr. Dr. Anton Losinger im Wirtschaftsforum Donau-Ries

Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger bei seinem Referat
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Innovation - Kreativität - Geist:
Eine neue Kultur der Arbeit
Vortrag des Weihbischofs Dr. Dr. Anton Losinger im Wirtschaftsforum Donau-Ries

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Wirtschaftsforums Donau-Ries in der Aula des Gymnasiums Donauwörth referierte Dr. Losinger zu der “brandaktuellen” Thematik der Unternehmenskultur, wie Landrat Stefan Rößle treffend in seiner Einführung hervorhob.

“Die hohen Managergehälter oder die Verlagerung von Firmen ins Ausland, siehe Nokia, bewegen Menschen. Der Ruf nach gelebter Unternehmenskultur wird lauter,” führte der Landrat aus.

“Die Verpflichtung zu sozialverantwortungsvollem Handeln, das Bewusstsein der Unternehmen, ein Teil der Gesellschaft zu sein und die Eigenwahrnehmung des Unternehmens als Bürger - diese Erkenntnis hat bei vielen mittelständischen und erfreulicherweise auch bei großen Firmen gerade in unserer Region in den vergangenen Jahren zugenommen. [ ... ] (die Menschen) erwarten immer mehr, dass die Unternehmen ihren aktiven Beitrag zum Gelingen unseres Gesellschaftsmodells leisten.”

Landrat Stefan Rößle nannte die “Firma Schwaben Präzision in Nördlingen, eng verbunden mit der Fritz-und-Liselotte-Hopf-Stiftung” als positives Beispiel, ebenso wie die neuesten Stiftungen der Sparkasse und der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth und Rain. Zahlreiche weitere Beispiele ließen sich nennen. So aber stellt sich die Frage: “Gibt es eine neue Kultur der Arbeit?”
Und dort knüpfte der Vortrag des Weihbischofs an, der im übrigen auf ein Honorar für sein Referat verzichtete: eine Spende von 1000 Euro geht an ein Waisenhaus in Uganda.-

Wie sahen Wirtschaftsstrukturen in der Vergangenheit aus? Dr. Losinger zeigte deutliche Verschiebungen in der Arbeitsstruktur auf: 1960 arbeiteten 8, 1% der Berufstätigen beim Staat, 1999 waren es bereits 19, 0% (!).
Im Sektor Dienstleistungen waren im Vergleich 9, 2% bzw. 1999 mehr als doppelt so viele, nämlich 25, 1% beschäftigt.

Entgegengesetzt zu dieser enormen Zunahme verlaufen Tendenzen in der Land- und Forstwirtschaft mit 1960 bei 13, 5% und 1999 mit rund 2, 6% der Beschäftigten.

Ebenso signifikant zeigt sich, dass niedrig Qualifizierte besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind: 10% der Arbeitslosen 1980 bzw. 37, 6% 1999.
In einer postindustriellen Gesellschaft wie der unseren finden Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung kaum mehr Arbeit und sind primär von Arbeitslosigkeit betroffen.

Drei Thesen führte der Referent auf, um die zentralen Herausforderungen auf dem Weg in die Zukunft zu veranschaulichen:

These 1: “Ein gravierendes marktwirtschaftliches Dilemma hoch entwickelter Industrieländer ist das Problem der hohen Lohnkosten. [ ... ] Nur durch intelligente Wege zur Steigerung der Arbeitsproduktivität auf vielen Gebieten kann es gelingen, die Lohnstückkosten so zu senken, dass der wachsende internationale Wettbewerbsdruck bestanden” werden kann, so Losinger, und die “Arbeitsplätze als auch das hohe Lohnniveau gesichert werden kann.”

These 2: Verstärkter Innovationsdruck. “Zukunftsorientierung” sei absolut erforderlich, verbunden mit Flexibilität und Innovationskraft. Eine verantwortliche Nutzung neuer Technologien stehe an.

These 3: Verstärkter Qualifizierungsdruck. A und O sei eine intensivere Förderung des “Humankapitals”, gute Aus- und Weiterbildung, eine adäquate berufliche Qualifikation der Arbeitnehmer.

Verstärkte Solidarität sei daher notwendig. Als den “Geist der sozialen Marktwirtschaft” charakterisierte Losinger durch seinen Appell: “Das soziale Netz muss gespannt bleiben!” und durch die zweite Conditio humana der sozialen Marktwirtschaft: die “Sicherung gegen die Grundrisiken des Lebens”.

Der Mensch im Mittelpunkt des Unternehmens der Zukunft

Dr. Losinger zitierte aus Werner Thens: “Der Betrieb und seine Organisation und Führung”:

“Mehr als das Sachkapital wird darum unter künftigen Entwicklungsbedingungen [ ... ] das Humankapital in den Vordergrund treten und über den Zukunftserfolg von Unternehmungen entscheiden.”

Weiterhin zitierte er: “Eine Arbeitsorganisation auf der Basis von Eigenverantwortung, kooperativem Führungsstil und partnerschaftlicher Integration der Mitarbeiter bringt nicht nur eine Verbesserung des Betriebsklimas, sondern gleichzeitig eine messbare Steigerung der Produktivität des Unternehmens.”

Der Weihbischof antizipierte mit Werner Thens Worten ein neues Zukunftsbild:
“Es wrid in den nächsten Jahren erstmals in der Geschichte der Industrienationen nicht nur um den Wettbewerb von Preis, Menge oder Qualität gehen, sondern auch um den Wettbewerb der Arbeitskultur, der Unternehmenskulturen und des Verständnisses vom Menschen und seiner Würde in der Arbeitswelt.”

Eine Fülle beachtenswerter Ideen brachte der Weihbischof in seinem Vortrag zum Ausdruck, Impulse, wie sie auch im Kontext des Wirtschaftsforums Donau-Ries als fruchtbar erweisen können. Neben bekannten Grundthesen und Fakten kulminierte sein Referat in einer konkreten Zukunftsvision der Unternehmenskulturen und künftiger Wirtschaftskonzeptionen, wie sie sich in Ansätzen eben bereits in der Gegenwart zeigen.-

Foto: Einen ebenos eloquenten wie kompetenten Referenten konnte Landrat Stefan Rößle zur Mitgliederversammlung des Wirtschaftsforums Donau-Ries e. V. in der neuen Aula des Gymnasiums Donauwörth gewinnen: Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger analysierte die moderne Wirtschaftswelt, zeigte Entwicklungen auf und konzipierte Prognosen auf die Ökonomie von morgen.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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