MENSCHEN EINER STADT: Interview mit dem Kleinen Ritter

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Ein moderner, pädagogischer Kinderbetreuungsservice mit mittelalterlicher Kulisse

In die abenteuerliche Welt der Ritter dürfen Kinder eintauchen, wenn sie zum “Kleinen Ritter” kommen, ein Service zur Kinderbetreuung, den Alexander Kastl als Initiator bereits im April 2006 damals mit einem Betreuungsservice in der Donauwörther Sonnenstraße zum ersten Mal angeboten hat. Seither gibt es den "Kleinen Ritter", inzwischen mit einem echten Ritterlager an der Wörnitz (Höhe Tennisclub, am alten Bahndamm), angepachtet (Gärtnerei Selzle), romantisch mit weidenumwundenen Rittersaal, Feuerstelle, idyllisch mit Blick auf das Kloster Heilig Kreuz, ein Außengelände, das immer wieder zahlreichen kleinen Rittern zu Geburtstagspartys dient - natürlich wie im Mittelalter mit Festschmaus, Ritterspielen, Bogenschießen und vielem mehr!
Was steckt hinter dieser Idee der Kinderbetreuung, was motiviert Ritter Alex mit seinen Getreuen und welche Ziele sind gesetzt?
Für die WZ sprach Wolfgang Leitner mit Alexander und Siegfried Kastl über das große Abenteuer Pädagogik im Rittergewand.

WZ: "Wann, wo und wie hat alles angefangen mit dem Kleinen Ritter?"

Alexander Kastl [A. K. - Ritter Alex]: "Die Idee, eine Kinderbetreuung mit flexiblen Betreuungszeiten anzubieten, gibt es schon viel länger als dieses Ritterlager hier oder unseren inzwischen geschlossen Betreuungsservice in der Sonnenstraße. Mit dem Betreuungsservice dort im April 2006 ging es so richtig los, aber bereits lange zuvor gab es die Idee."

WZ: "Heute erkennen viele, wie wichtig es ist, nicht nur Erzieherinnen, sondern eben auch Erzieher - die inzwischen im Gegensatz zur Situation früher - gesucht werden. Erzieher, z. B. in Kindergärten, Kleinkinderbetreuung waren eher die Ausnahme, wenn überhaupt galten männliche Erzieher prädisponiert für schwererziehbare Kinder, in Heimen etc. Die Pädagogik wandelt sich, entwickelt sich allmählich und geht ebenso kontinuierlich, aber wohl eher langsam auf reale Gegebenheiten und Bedürfnisse der Kindergartenpädagogik ein."

Alex: "So ist es. Die Idee, Kinder bei uns damals in der Sonnenstraße vorbeizubringen, um z. B. ohne Stress einen Arztbesuch zu machen oder einzukaufen, wurde eher sporadisch angenommen. Nach einem Jahr stellten wir das Projekt Sonnenstraße ein. Aber bereits im Frühjahr 2007 pachteten wir von der Gärtnerei Selzle dieses Grundstück und bauten kontinuierlich den Kleinen Ritter, die "Ritterburg" hier, auf."

WZ: "Für den Leser ist zweifellos interessant zu erfahren, warum Ritterburg und nicht etwa Indianer- oder Western-Dorf? Warum gerade Ritter?"

Siegfried Kastl [S. K.]: "Von Anfang an unterstützten wir, die Familie Kastl, aber auch unsere Interessengemeinschaft, Grex Ferox Werd, Alex, wir standen und stehen hinter dieser Idee und tragen sie mit.
Bekanntlich sind wir, die Grex Ferox Werd, im Jahreslauf auch unterwegs auf Burg- und historischen Festen, etwa letztes Jahr auf dem Harburger Burgfest. Als IG wollen wir das Hochmittelalter (12. Jahrhundert), Lebensweise, Kultur, Kunst in allen Facetten nahebringen. Bekleidung und Bewaffnung, Essen, Wohnen, Leben - das alles soll auf Veranstaltungen der Grex authentisch veranschaulicht werden."

Alex: "Für den Kleinen Ritter bedeutet dieses Ritterlager eine pädagogische Kulisse, ein für die Kinder reservierter Raum, in dem sie Kind-sein leben dürfen. Auf den Kindergeburtstagen vor allem schaffen wir Raum und Zeit für die Kinder. Manche Eltern würden gerne dableiben, aber dann wäre diese pädagogische Atmosphäre dahin. Kinder blühen richtig auf, befolgen gerne die "Spielregeln", wie es sie hier auch ganz natürlich gibt und geben muss.

WZ: "Die Wörnitz ist hier ziemlich nah - eine Gefahrenquelle?"

Alex: "Nein, nicht wirklich. Die Kinder fügen sich gerne in Regeln, halten sich an die Ordnung, vielleicht auch deshalb weil sie voller Erwartung auf diesen Erlebnisnachmittag sind. Da existiert eine spannende, erlebnis- und abwechslungsreiche Atmosphäre, da gibt es Aufgaben für die Kinder, Bogenschießen, Lanzenstechen, mittelalterliches Lagerleben, Basteln, Feuerspucken - alles unter Aufsicht natürlich. Die Wörnitz hier ist aber allein schon wegen des dichten Schilfbestands keine Gefahr."

WZ: "Wie wissensdurstig sind die Kinder, die hier ihren Geburtstag feiern? Spielt da geschichtliches Wissen eine Rolle?"

Alex: "Auch Wissensfragen werden natürlich gestellt: Was hat es denn im Mittelalter gegeben? Dieses Sprechen und Fragen über das Mittelalter begleitet die einzelnen Programmpunkte, von der Begrüßung im Burghof hier, Anstoßen mit "Gänsewein", Holzsammeln und -verarbeiten - abends wird es benötigt zum Lagerfeuer - ja und dann kommen schon die Mittelalter-Spiele, Hufeisen-Werfen, Heusack-Schlagen, Steinschleuder-Schießen (auf einen Rost), krönender Abschluss heute am Nachmittag - aber auch sonst meistens - Bogenschießen. Denn bei den Spielen geht es um Geschicklichkeit, Konzentration, Bewegung, Koordination - und der Höhepunkt ist das Bogenschießen. Pädagogisch gesehen, wechseln wir im Spiel zwischen Anspannung und Entspannung, Austoben gehört dazu, aber ebenso konzentrierte Geschicklichkeit wie etwa mit Pfeil und Bogen oder Hufeisen-Werfen."

S. K.: "Den Kindergeburtstag gestalten eigentlich die Kinder, wir sind quasi nur Staffage, wir geben die Regeln vor, bieten die Spiele an, begleiten sie pädagogisch ..."

Alex: "Ja, wir bilden den Rahmen, wenn die Kinder keine Lust auf Bogenschießen haben, dann dürfen sie das auswählen, was sie wollen, etwa dann Versteckenspielen oder ähnliches. Wesentlich ist das, was und wie die Kinder ihren Geburtstag gestalten wollen. Und darin dürfte auch der Grund liegen, warum Kinder zum vierten, zum fünften, zum x-ten Mal hierher kommen."

WZ: "Die Kinder dürfen sich selber ausleben? Sich entfalten?"

S. K.: "Ja, aber sie stoßen auch auf Grenzen, und merkwürdigerweise werden bei uns hier diese Grenzen eingehalten! Wenn Eltern beim Abholen der Kinder fragen: Und war er brav? Auf den müssen Sie aufpassen! Seltsam: Gerade dann merken wir oft, dass dieses Kind sich besonders gut eingefügt hat, selbständig Regeln befolgte und mit den anderen Kindern kameradschaftlich umgegangen ist - keine Spur von Exzentrik, wie sie anfangs von Mama oder Papa angekündigt war ... ."

Alex: "Oder wie oft höre ich die Frage: 'Passiert da nix mit dem Wasser?' Nein, da wird einmal gesagt: Ihr dürft nicht zum Wörnitzufer hin - und es klappt! Gut, es kommt uns zur Hilfe, dass am Ufer direkt Brennnesseln hoch wachsen und ziemlich dicht das Schilf. Aber auch sonst sind die Kinder bei uns motiviert, halten sich an Regeln, spielen als Team und - so glaube ich - lernen sie viel das, was man 'soziale Kompetenz' lernt - und es macht den Kindern Spass!"

WZ: "Als eine wirkliche, vielfältig den Anforderungen und Bedürfnissen der Kinder entsprechende, ja sagen wir: 'Erlebnispädagogik', die mit den Herausforderungen und Aufgaben der modernen sozialen Umwelt rechnet, betrachte ich den Kleinen Ritter, eine Pädagogik, die dadurch so erfolgreich geworden ist, dass sie eine natürliche Balance findet zwischen den kindlichen Bedürfnissen einerseits und den pädagogischen Aufgaben und Anforderungen andererseits, eine ganz selbstverständliche Äquivalenz herstellt, die es ermöglicht, dass Kinder sich wohlfühlen und zugleich eine wertvolle Pädagogik erleben, die ihnen wesenhaft das vermittelt, was Bildung - sozial und individuell - bedeuten kann. Da gehen wertvolle, wesentliche Impulse aus, die nicht nur wichtig aus der Sicht der Eltern, sondern essentiell für die kindliche Entwicklung sind.
Danke für dieses interessante Gespräch, danke Alex und Siegfried Kastl, und weiterhin so viel Erfolg mit dem Kleinen Ritter hier in Donauwörth!"

Weitere Infos unter: www.kleiner-ritter.net
Alexander Kastl
Sallingersiedlung 18
86609 Donauwörth
Tel.: 0906 - 62 88
Mobil: 0170 - 28 93 285

Foto: Alexander (links) und Siegfried Kastl in ihrem Ritterdomizil an der Wörnitz. Wer die kindliche Entwicklung pädagogisch adäquat fördern und unterstützen will, muss vor allem zuerst Raum den Kindern bieten, wo sie ihrem Alter und Interessen gemäß spielen, sich entfalten und einfach nur Kind sein können.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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