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Menschen einer Stadt: Neue Ideen und Impulse für mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis und in den Kommunen

  • Günter Katheder-Göllner, Familienbeauftragter im Donau-Ries
  • hochgeladen von Wolfgang Leitner

Interview mit dem Familienbeauftragten Günter Katheder-Göllner

Im Mai 2008 wurde ein "Lokales Bündnis für Familie Donau-Ries" gegründet: Inzwischen besteht es aus 123 Partnern, unter ihnen Städte und Gemeinden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Wohlfahrtsverbände und Kirchen, von denen ein großer Teil sich auch weiterhin aktiv in rund 12 Arbeitsgruppen engagiert.
Wie hat sich das Bündnis seither entwickelt? Wie gestaltet sich konkret "Familienfreundlichkeit", eine Idee und ein Ideal, das so unendlich viele Nuancen zeigt - scheinbar eine "Mission impossible" in einer sich wandelnden Lebens- und Arbeitswelt?
Für die SonntagsZeitung Donauwörth sprach Wolfgang Leitner mit dem Bündniskoordinator und Familienbeauftragten des Landkreises, Günter Katheder-Göllner über aktuelle Fortschritte in der Arbeit des Lokalen Bündnisses, Tendenzen und Entwicklungen mit Blick auf eine familienfreundliche Gesellschaft.

SoZ: "Wie kann Familienfreundlichkeit im Alltag unserer Gesellschaft aussehen? Welche Schwerpunkte zeigen sich dabei in den Arbeitsgruppen des Familienbündnisse hier im Landkreis? Als Familienbeauftragter und Koordinator, mit dabei seit der ersten Stunde damals in der Aula des Gymnasiums Donauwörth, sind Sie zentraler Ansprechpartner im Landratsamt. Eine ganze Symptomatik an gravierenden Veränderungen unserer gesellschaftlichen Realität weist darauf hin, dass unser soziales Leben als ganzes sich in Zukunft wohl eher noch mehr wandeln wird, denken wir z. B. dabei an den Demografischen Wandel in Deutschland. Soziales Leben aber fängt bei jedem Menschen in der Familie an."

Günter Katheder-Göllner [G. K.]: "Ja, mit einer Halbtagsstelle bin ich Familienbeauftragter hier im Landratsamt. Sie haben Recht: Das, was wir Familie nennen, hat sich gewandelt - mit einem ganzen Bündel an unmittelbaren und längerfristigen Konsequenzen. Rund 19% der Kinder und Jugendlichen wachsen heute bei einer alleinerziehenden Mutter bzw. Vater auf."

SoZ: "In einer PM des Statistischen Bundesamtes (Februar 2010, Nr. 042) heißt es: Jeder Vierte Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren lebt heute in einer alternativen Familienform. Wenn man weiterhin erwägt, dass 42% der Frauen in Deutschland ihren Lebensunterhalt durch eigene Berufs- und Erwerbstätigkeit finanzieren, dann dürfte das Stichwort "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", gerade dann, wenn die Familie aus einem alleinerziehenden Elternteil, Mutter oder Vater, und einem Kind besteht, große Priorität haben ... ."

G. K.: "In unserem ersten Bündnisplenum heuer, am 18. März in Nördlingen (im Klösterle), griffen wir diese Thematik besonders auf. Im Mittelpunkt stand "familienbewusste Zeitpolitik - neue Gedanken zur Vereinbarkeit". Als Referentin konnten wir Dr. Karin Jurczyk gewinnen. Familienzeit - das ist ein ebenso wertvolles wie prekäres Gut geworden, gemeinsam erlebte Zeit in der Familie: In wievielen Familien gibt es noch eine gemeinsame Mahlzeit, sei es Mittag- oder Abendessen? Und was passiert, wenn wir kaum mehr Familienzeit gemeinsam füreinander haben? Es lässt sich jetzt doch noch gar nicht absehen, was daraus für die Sozialisation der Kinder und Jugendlichen erwächst ... ."

SoZ: "Ja, Sohnemann m u s s mit 10 unbedingt einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer haben, dann noch Playstation und PC, abends klingelt bei Sarah 14 oder 15 unentwegt das Handy ... . Und doch ist es gerade die Familie, die jeder von uns als erstes soziales Erleben auch in sein späteres Leben mitnimmt - oder auch nicht. Gemeinschaft erleben - droht das immer mehr zu einem "Konsumieren von Kommunikation", besonders Massenkommunikation zu werden? Eine Anonymisierung des sozialen Erlebens? Bleiben kommunikative Kompetenz, Dialogfähigkeit und die Fähigkeit, Konflikte sozial adäquat zu bewältigen, auf der Strecke?"

G. K.: "Die gesellschaftlichen, aber auch die persönlichen Konsequenzen und Auswirkungen diskutieren wir ja inzwischen fast täglich: Amokläufe, Gewaltexzesse in U-Bahnen, Gewalt an Schulen, Drogen- und Alkoholabusus, "Koma-Saufen" bei Jugendlichen: Wir sind als Gesellschaft gefragt, und unser Landkreis misst der Familienfreundlichkeit hohe Priorität zu."

SoZ: "Es ist im Interesse - sowohl des Einzelnen wie auch der Gesellschaft: Eine moderne Gesellschaft muss wohl Wege finden, wie sie gerade in Anbetracht solcher extremer Herausforderungen Grundlagen und Rahmenbedingungen schafft, um ein menschliches, auf gesunden Sozialstrukturen bis in die Mikrostrukturen der Familien hinein aufbauendes Zusammenleben aller zu unterstützen und zu fördern."

G. K.: "Da kann ein Bewusstsein für das Wertvolle gemeinsam erlebter Familienzeit helfen. Konkret: Aus dem Bündnis ist das Projekt "Lesepaten" hervorgegangen, sich Zeit nehmen, den Kindern vorlesen, gemeinsam lesen und erzählen, mit einer höchst erfreulichen Resonanz, wie Sie wissen. Es gibt Leihopas und -omas, Tagesmütter, Babysitter und Kinderbetreuung in den Kommunen, die Thematik umfasst viele Aspekte. Und es gibt kein allgemeines, überall gültiges Lösungskonzept. Vielmehr müssen wir uns wirklich konkret und vor Ort zusammensetzen, die Aufgabe "Familienfreundlichkeit" ernst nehmen, thematisieren. Ein familienfreundlicher Betrieb profitiert doch auch davon, dass z. B. Arbeitszeiten entsprechend flexibel für die Mütter und Väter eingerichtet werden, miteinander reden, offen sein für neue Wege. Da zeigen sich im Donau-Ries gute Ansätze."

SoZ: "Modernes Leben, Leben in einer Gesellschaft mit rasanter technologischer Innovation - dass ein solches modernes Leben auch zukünftig lebenswert ist, Lebensqualität aufweist, Menschlichkeit und wirkliches soziales Zusammenleben ermöglicht - eine Sisyphus-Arbeit für alle, die mitwirken, an solchen Rahmenbedingungen zu arbeiten?"

G. K.: "Auch, gewiss. Aber wir haben in den zwei Jahren schon auch einiges erreicht, etwa durch Bürgermeisterworkshops (die einzelnen Kommunen strengen sich an, Familienfreundlichkeit zu schaffen und auszubauen), das ist auch ein Standortfaktor: Vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels wird mancher sich überlegen, ob er mit seiner Familie in eine Kommune zieht, wo nichts Entsprechendes (etwa Kinderbetreuung, Schulen vor Ort etc.) gegeben ist."

SoZ: Die Familie selbst, die unmittelbare soziale Umwelt um sie, die Kommune als Wohn- bzw. Lebensort, die Arbeitswelt und quasi als Resultante aus diesen Lebensbereichen die Gesellschaft als familienfreundlicher Sozialraum: Das Lokale Bündnis hier wirkt offensichtlich mit. Auch Unternehmen gehören schon zum Bündnis ... ."

G. K.: "Noch ein wichtiger Aspekt: Die privaten, öffentlichen und beruflichen Z e i t t a k t e stimmen nicht mehr zusammen. Da gibt es Handlungsbedarf noch. Denken wir an Öffnungszeiten von Behörden oder anderen öffentlichen Einrichtungen ..."

SoZ: " ... oder daran, dass Familie immer später beginnt in den Lebensläufen, etwa bei Frauen mit akademischer Ausbildung. Auch positive Entwicklungen gibt es, z. B. das neue Elternzeitgesetz und Elterngeld. Zeitpolitik ist nicht nur eine persönliche Aufgabe, sondern kann, wie hier, auch durch bundespolitische Gesetze unterstützt werden. Überhaupt dürfte dieses Zusammenwirken zwischen individueller Verantwortung und politischer Verantwortungen der einzelnen Politikebenen wohl immer eine Rolle spielen."

G. K.: "Es ist manches bewegt worden seit 2008, als das Lokale Familienbündnis in Donauwörth gegründet worden ist, und es lohnt sich, weiter daran zu arbeiten, schließlich stellt für über 90% aller Menschen Familie den wichtigsten Bereich in ihrem Leben dar - allen pessimistischen Szenarien zum Trotz.
Wesentlich bleibt es auch weiterhin, in der Öffentlichkeit diese besondere Aufgabe, Familienfreundlichkeit, konkret zu diskutieren, Optionen auszuloten, neue Wege zu suchen und offen zu sein in Anbetracht gravierender demografischer Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten."

SoZ: "Herr Katheder-Göllner, vielen Dank für dieses Interview über eine der bedeutendsten Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft."

Foto: Günter Katheder-Göllner, Familienbeauftragter im Landratsamt Donau-Ries. Weitere auch Infos unter: http://familienportal.donau-ries.de/

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7 Kommentare

> "Urteilst Du da nicht zu hart?"

Ich hab da noch gar nicht geurteilt, sondern es ist bemerkenswert, dass zwar immer von Familien- oder gar Kinderfreundlichkeit die Rede ist und dafür etwas zu tun und dann tauchen doch nur wieder Sachen auf, die eher eltern-, geldbeutel-, arbeitgeber- oder karrierefreundlich sind.

Fremdbetreuung ist halt keine Familie.

> "Was kann eine alleinerziehende Mutter mit Kind machen, wenn sie auf ein berufliches Einkommen angewiesen ist?"

Kommt auf den Einzelfall an.
Auf Ursachen.
Darauf, ob der Zustand selbstverschuldet/-gewollt ist oder nicht.
Ob es ein Notfall ist.
Usw.

Aber um schon mal pauschal auf die Frage zu antworten: Warum nicht den Alleinerziehenden den fetten Zuschuss, den der Staat sonst an die Fremdbetreuungsbranche zahlt, in die Hand geben und sie entscheiden lassen, ob sie damit ihren Unterhalt sichern und selbst das Kind erziehen und eine Familie bieten will oder das Weggeben wegen Job/Karriere finanziert.

Dann hätten Eltern wenigstens die Wahl, weil somit nicht nru das Weggeben unterstützt wird.

Das ist ein wichtiges Argument! Lassen wir uns überraschen, ob in Zeiten des Sparens nur Geld übrig ist - für Familienfreundlichkeit.

Aber apropos sparen: Wann hat der Staat denn nicht gespart? Wahrscheinlich dürfte es noch interessant werden, w o r a n die aktuelle Regierung sparen will.

Es ist nämlich weniger eine Frage, woran der Staat sparen will, als vielmehr, was die Regierung für wichtig und wesentlich erachtet. Optimal wäre es, wenn sie sich bewusst würde, dass es kein unwesentliches Ressort gibt, sondern eine Prioritätenliste zu erstellen wäre, die darstellt, was a k t u e l l wesentlich ist und wie die Perspektive und der Weg dieser Regierung aussehen soll.

In der Familienpolitik am falschen Platz sparen, heißt, zu ignorieren, dass Familie immer noch (oder gerade j e t z t) ein wesentlicher Bestandteil des Fundaments unserer Gesellschaft sich erweist.

Wer würde sich ein nicht tragfähiges, instabiles Fundament seines Hauses wünschen?

Grüße aus dem sommerlichen Donauwörth
Wolfgang

> "Wahrscheinlich dürfte es noch interessant werden, w o r a n die aktuelle Regierung sparen will"

Wie immer an den falschen Stellen ;)

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