Trümmerfeld >Gesundheitsreform< Teil I

Podiumsdiskussion im Donauwörther Deutschmeister
“Stoppt diese unsinnige Reform!”

Teil I

Was ist los mit dem deutschen Gesundheitswesen? mag sich mancher fragen, wer gegenwärtig die neu aufflammenden Diskussionen in den Medien verfolgt. Werden nicht immer wieder - auch heute noch - die deutschen Standards in der Medizin, der Ärzte und der Kliniken gelobt?

Ärzte protestieren, gehen auf die Barrikaden: Sind ihre Argumente begründet? Oder doch nur “mediengemacht”? Wenn man sie ernst nimmt, so zeigt sich eine verblüffende Tendenz: die allermeisten Ärzte, insbesondere aus Süddeutschland, stimmen darin überein, dass der ab 01. Januar 2009 inkraft gesetzte Gesundheitsfonds, insbesondere das mit ihm verbundene neue Honorarsystem schlicht Pfusch en gros darstellt, behaftet mit substantiellen Fehlern, die viele Arztpraxen existentiell vor ein ultimatives Aus treiben.
Das Praxisnetz Donau-Ries hatte erneut zu einer Podiumsdiskussion mit Politikern aus der Region eingeladen. Bis auf den letzten Platz war der Vortragssaal im Deutschmeister (Donauwörth/Parkstadt) belegt. Einführend in die aktuelle Thematik referierte Dr. Hempel.

Referat zum Status quo im Gesundheitswesen

“Ein bayerischer Frauenarzt erhält für die Versorgung einer Patientin für ein Quartal beachtliche 16 Euro,” führte er als eklatantes Beispiel an. 16 Euro? Ja! Anderes Beispiel: “Für einen Hausbesuch bei einem Wachkoma-Patienten gibt es 15 Euro, ein Betrag, für den kein Handwerker ins Haus käme! Würde aber dieser Patient in die Praxis gebracht werden, belaufen sich die Transportkosten auf 400 Euro! Diese Kosten werden aber übernommen.”

Einzigartig in ganz Europa zeigen sich die satten 19% Mehrwertsteuer auf Medikamente, während Hundefutter mit lediglich 7% MwSt. belastet wird. Würde der Mehrwertsteuersatz für Medikamente auf diese 7% reduziert, könnten 4 Mrd. Euro eingespart werden.

“Und jetzt zu der Legende von den übermäßigen Kosten im deutschen Gesundheitswesen - von wegen! Deutschland kommt 2741 Euro auf Platz 8, während in Frankreich, Österreich und den Niederlanden mehr Geld aufgewendet wird für die Gesundheit. Spitze übrigens ist die USA mit 5565 Euro pro Kopf und Jahr (2001) - bekanntlich ein Staat, dessen Gesundheitswesen allgemein als höchst fragwürdig und defizitär angesehen wird.”

Im Jahr 2000 haben die Gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland (GKV) rund 124 Mrd. Euro ausgegeben. Wieviel bekommen denn nun in Relation zu diesem Gesamtkuchen die Ärzte, die eigentlichen Leistungsträger, davon?
Rund 34% entfallen auf Krankenhausbehandlung, obgleich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer (akute stationäre Versorgung) von 14,1 Tagen 1990 auf 8,1 Tage 2005 gesunken ist. Die ärztliche Behandlung beanspruchte 2005 lediglich rund 15% der Gesamtkosten, obgleich doch gerade die Ärzte, Krankenschwestern und sonst medizinisch Tätigen mit ihrer Kompetenz und Qualifikation die eigentlichen Leistungsträger sind.

“Halten die Kliniken künstlich die Bettenzahlen hoch?” war da eine Frage im Publikum. Wie anders ließe sich erklären, dass trotz sinkender Klinik-Aufenthaltsdauer die Kosten für die Krankenhäuser einen gewichtigen Hauptteil der Gesamtkosten ausmacht?

Erklärungen für diese eklatanten Diskrepanzen fanden weder die Politiker, die sich unisono für einen baldigen Stopp dieses ungerechten und unstimmigen Ärzte-Honorarsystems aussprachen, um auch zukünftig gerade im ländlichen Raum eine adäquate, patientennahe medizinische Versorgung durch Ärzte und Hausärzte insbesondere gewährleisten zu können.

Foto 064: Im Deutschmeister Donauwörth: Politiker diskutierten mit Ärzten und Patienten. MdL Otto Bertermann (FDP), Doris von Mengde (FDP, Dillingen), MdL Bernhard Pohl (FW), Dr. Mark Tanner, Praxisnetz Donau-Ries, der die nicht selten sehr engagiert-emotional getragene Diskussion moderierte, Ulrich Lange (CSU, Nördlingen) und stellv. Landrat Franz Oppel (CSU).

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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