Unglaublich aber wahr

Anton
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Wir haben einen Lebensretter unter uns – oder vielmehr hatten einen Lebensretter unter uns.
Unser lieber Oliver, der zu seinem Bruder Finn gezogen ist, hat mit ihm zusammen ein Menschenleben gerettet.
Bei seiner neuen Familie, wo er jetzt auf den schönen Namen Tom hört, hat er bewiesen, dass ein Leben als Tierheimsbewohner nicht die Sinne vernebelt.
Als sein neues Frauchen Oliver alias Tom und seinen Bruder Finn an einem schönem Tag in den Garten gelassen hat, haben die beiden ein ohrenbetäubendes Gebell angestimmt, sind zum Gartenzaun gerannt, der an einen Wald grenzt und haben immer weiter gebellt. Alles Rufen hat nicht geholfen und so hat sich Frauchen auf den Weg zu ihren Hunden gemacht. Und siehe da, dort lag am Waldrand ein älterer Herr hilflos auf dem Boden. Tom und Finn haben dies bemerkt und ihrem Frauchen deutlich gemacht, dass hier Hilfe von Nöten ist. Wären diese beiden aufmerksamen Rüden nicht zur Stelle gewesen, hätte dem Herren vielleicht nicht geholfen werden können, wenn man bedenkt, dass es ohne Fell nachts schon ziemlich kalt sein kann.
Von meiner Stelle aus ein großes Kompliment an Tom und Finn für ihre Aufmerksamkeit und Ausdauer, ihrem Menschen klar zu machen, dass es besser wäre ihnen zu zuhören. Und ebenfalls ein großes Lob an ihr Frauchen für die Fähigkeit zu hören.

Und nicht genug der schönen Geschichten. Ich weiß, es ist noch ein wenig Zeit bis zu diesem Tag, den die Menschen Weihnachten nennen und an dem es immer schöne Geschenke gibt. Aber uns allen, Bewohnern und Menschen, kommt es vor, als wäre am Freitag Weihnachten gewesen.

Wotan ist ausgezogen zu seiner neuen Familie!
Es war Liebe von Beginn an. Die Menschen haben Wotan gesehen und ich glaube, sie wussten sofort, dass er heute mit ihnen gehen würde. Wotan hat sich auch sofort an sein neues Frauchen gekuschelt und mit dem ersten Riechen beschlossen, dass er heute ausziehen würde.
Vielleicht machten auch die selbst gebackenen Leckerli die Entscheidung leichter oder auch seine zwei neuen Freunde, mit denen Wotan sich sofort einig war, aber ich bin der Überzeugung, dass es mal wieder so hat sein sollen. Manchmal brauchen die besonders schönen Dinge eben einfach etwas länger und man muss darauf warten können. Aber die Gewissheit, dass es passieren wird und einem dann die Sprache verschlagen wird, hilft immer weiter zu glauben. Wotan ist ein weiteres Beispiel dafür!
Wir haben uns in den letzten Tagen etwas angefreundet alter Kumpel und ich wünsche Dir das aller Beste.
Du wirst vermisst.

Und noch zwei weitere Bewohner haben uns verlassen: Nora und Hazel sind zu ihren Familien gezogen.
Es hat sich in der letzten zeit angebahnt. Deutliches Zeichen für einen anstehenden Auszug ist immer, wenn bestimmte Menschen immer wieder kommen und sich immer um ein und den selben Bewohner kümmern wollen.
So war es bei Nora und bei Hazel.
Es freut mich sehr, dass die beiden Damen nun endlich ein zu Hause haben und ihren Familien ihre Herzen schenken können.
Ein weiterer Auszug steht diese Woche noch an, aber ...nein, ich werde es nicht verraten. Sie können sich schon einmal darüber freuen, auch wenn Sie nicht wissen wer, aber es wird bald noch eine Stimme weniger bei uns zu hören sein.
Auch wenn es immer wieder schwierig ist, lieb gewonnene Mitbewohner gehen zu sehen, so überwiegt doch die Freude darüber. Zum einen ist es uns allen wichtig, dass jeder von uns in ein schönes neues Zuhause kommt und zum anderen bleibt unseren Menschen dann noch mehr Zeit für uns restliche Bewohner und die Fellpflege wird zu einer besonders geliebten Streichel- und Kuscheleinheit ausgeweitet. Gerade Benny und ich genießen es, dass unser Fell schön gebürstet wird. Wenn man wie ich über sehr viel und vor allem dichtes Fell verfügt oder wie Benny über sehr langes, dann ist es wichtig, dass es gepflegt wird.

Mit all den Auszügen gibt es leider eine Bewohnerin, die sich sehr alleine fühlt.
Tessa vermisst ihre bisherige Mitbewohnerin Hazel sehr. Ich kann es verstehen, denn wenn man es gewohnt war, dass immer jemand neben einem liegt, dann fällt es schwer, darauf verzichten zu müssen.
Das ist dieses zweischneidige Schwert mit dem wir hier lernen müssen zu leben.
Bob hat mir beigebracht, dass jeder Auszug ein Verlust und ein Gewinn zu gleich ist. Es hat ein wenig gedauert, ehe ich seine Worte verstanden habe. Aber ich bin nun schon einige Zeit hier als Bewohner und habe viele Auszüge erlebt und irgendwann versteht man, dass jeder Bewohner, der in ein neues Leben aufbricht bedeutet, das der Traum wahr werden kann – für jeden!
Auch meine kleine Nachbarin Tessa wird dies begreifen.
Wir sehen nett nebeneinander aus, beide sehr viel Fell und kuschelig. Nur ist Tessa doch eher eine Miniaturausgabe zu mir, was aber nicht bedeutet, dass sie zu unterschätzen ist.
Ebenso wenig wie unser kleiner Wilder Anton. Er hat eine Energie, die ich nur seiner Jugend zuschreiben kann. Zusammen mit Susi liefert er sich hin und wieder Laufduelle im Auslauf, da kann man kaum zuschauen, weil es einem sonst schwindelig wird. Aber er hat auch eine andere Seite. Hinter all diesem Drang nach Vorne und nach Aufmerksamkeit steckt eine Hundeseele, die wohl Angst hat vergessen zu werden. Dieser kleine Hund kennt es nicht beachtet zu werden und lernt erst hier Zuneigung von Menschen kennen. Gibt man ihm das Gefühl, dass alles in Ordnung ist und er nicht verlassen wird, dann wird Anton zur Schmusebacke. Er braucht definitiv eine sportliche Familie, die ihn beschäftigt und viel Spaß am Spielen hat, damit er seine Ruhe in seiner Familie finden kann.

Das Gegenteil davon ist Alisha. Sie sucht nach all dem Stress in ihrem Leben einen ruhigen Platz, wo sie sich verwöhnen lassen darf. Und sie hat es sich verdient!
Alisha musste soviel Grausamkeit über sich ergehen lassen und hatte immer wieder Pech in ihrem Leben, dass es jetzt an der Zeit ist zu sagen: es reicht!
Alisha ist zwar eine kleine Prinzessin und will ihren Menschen ungern teilen mit einem anderen Hund oder einer Katze, aber das resultiert viel aus ihrer Unsicherheit heraus. Menschen, die ihr die Chance geben, sich zuhause zu fühlen, finden in Alisha eine unerschütterlich treue Seele, die ihre Menschen ohne wenn und aber liebt. Mag sein, dass ein erster Blick nicht reicht, um ihre Schönheit sehen zu können, aber hinter dieser geschundenen Hundeseele steckt soviel Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe, dass es deutlich in ihren Augen zu sehen ist – wenn Mensch denn wirklich hinschaut. Alisha sucht Zärtlichkeit, eine ruhige Hand, die ihr Sicherheit vermittelt und liebe Menschen, die gern mit ihr spazieren gehen und ihr ein weiches Körbchen zur Verfügung stellen.
Menschen sagen, dass schlechte Erfahrungen einen böse und bitter machen.
Dann kann ich ihnen nur sagen, nehmen sie sich ein Beispiel an Alisha.

Eine weitere Dame bereichert unser Leben durch ihre Anwesenheit: Jenna.
Jenna ist ein Fundhund. Leider wissen auch unsere Menschen deswegen nicht sehr viel über sie, aber da sie meine Nachbarin geworden ist, habe ich einen ganz guten Blick auf Jenna. Zitternd und tropfnass hat man Jenna gefunden und es ist unschwer zu erkennen, dass sie erst vor kurzem Babys bekommen hat. Unsere Menschen denken, dass Jenna ungefähr 4 Jahre alt ist und wahrscheinlich hat sie auch nicht nur einmal Babys auf die Welt gebracht. Sie ist eine schüchterne kleine Hündin, die aber sehr liebevoll sein kann, wenn sie Zutrauen gefasst hat. Langsam aber sicher taut Jenna etwas auf. Das große, unbekannte Leben da draußen macht ihr noch etwas Angst und sie sucht ein zuhause bei einer verständnisvollen Familie, die ihr die nötige Zeit gibt, Vertrauen in sich selbst zu fassen. Andere Hunde findet Jenna toll, sie hat sich hier auch ein bisschen mit Anton angefreundet und auch ich muß sagen, dass ihre zurückhaltende Art sehr angenehm ist.

Aber trotz des weiblichen Zuwachs, sind wir Rüden in der Überzahl, mit Sascha, Anton, Benny und mir, Captain. Gut, natürlich haben die Damen mit Wanja, Chica und Mona noch ein paar Asse im Ärmel, aber zumindest hier direkt vor Ort sind Rüden zumindest zahlenmäßig überlegen.

Im Katzenhaus dagegen sind deutlich die Kätzinnen in der Überzahl.
Ich habe erfahren, dass gerade wieder viele junge Katzen dort wohnen und für viel Wirbel sorgen. Aber ich bin mir sicher, dass die Kindererfahrenen Katzen wie Tosca und Kim alles unter Kontrolle haben.
Dennoch ist es mal wieder ziemlich voll im Katzenzimmer und auch die Quarantäne hat kaum noch Platz frei.
Da kann man nur hoffen, dass es nicht zu kalt wird in nächster Zeit und zur aller größten Not, ein paar miauende Bewohner auch wieder einen Hundezwinger ausleihen können. Aber das ist eine Situation, die unsere Menschen gern vermeiden wollen.

Und da wären dann auch noch zwei Hasen und drei Waschbären, die ebenfalls ein gutes Zuhause suchen.

Sie sehen also bei uns wird es nie langweilig.
Ihr
Captain

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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