"Soylent green 4010 – am Rand des Systems“ - Theater zum Nachdenken

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Es ist eine herausfordernde Science Fiction Produktion, die den Besuchern vom Theater Knuth mit „soylent green 4010 – am rand des systems“ im Peterswörther Bürgersaal geboten wurde. Schon der Eingangsprolog einem Gebet ähnlich, auf der ganz in schwarz gehaltenen Bühne mit dem in einem hermetischen Raum, der „Lebenszelle“, lebendem Menschen Ismael, vom grellen Scheinwerferlicht eingefangen, wirft Fragen auf. Inspiriert vom Film „Soylent Green“ und der literarischen Vorlage „New York 1999“ hat Regisseur und Textautor Stefan Mensing ein Stück aus einer Mischung von Schauspiel, Sprechtheater, Figurenspiel und dokumentarischen Feature konzipiert. Und Andreas Kilger setzte es auf der Peterswörther Bühne in allen Nuancen, die besonderen Charaktere der Figuren betonend, hervorragend um. Ismael, der die Unendlichkeit der Welt wissenschaftlich nachweisen will, hat nur ein Gegenüber, das sprechende Programm der Lebenszelle. Und die einzige Aufgabe des Programms ist es den Menschen Ismael am Leben zu erhalten. Ismael kann den Raum nie verlassen, er ist eingeschlossen. Er ist scheinbar unsterblich alle wichtige Lebensfunktion werden von „Jean“ seinem Computer aufrechterhalten. Und so geht er mit seinem „Raumgleiter“ im Cyber Space spazieren. In von elektronischer Musik und Klängen hörbar werdenden Landschaften und von Kilger pantomimisch sichtbar gemachten Welt – vor den Zuschauer werden Berge, Bäche, Strände förmlich miterlebt, gerät Ismael an den Rand des Programms. Dort stößt er auf „Soylent Green“ die Geschichte einer anderen Welt – lebendig werdend in der Marionette Shirley und der Tischfigur Soylent. Durch die Konfrontation mit einer längst vergangenen Welt wird durch die Figur Soylent der Blick auf die Zerstörung der Natur, des Natürlichen, der Welt gelenkt. Im Dialog von Ismael und Soylent, wird die Verbitterung über das Verhalten der Menschen auch durch die unterschiedlichen Stimmen der Protagonisten – großartig von Andreas Kilger umgesetzt – deutlich. So ist für Soylent die so für Ismael im Cyber Space noch existierende Welt längst von den Menschen zerstört. Gott gibt es für ihn nicht, denn sonst hätte er die Menschen längst von der Erde verjagt. Auf die Frage was Liebe sei, antwortet Soylent genervt mit Zorn in seiner Bassstimme Liebe gibt’s nicht. Soylent, vermutend Ismael sei der Tod, stirbt und geht von der Bühne mit den Worten: „dann ist der Tod die Wissenschaft“. Verwirrt, keine klaren Gedanken fassen könnend, in einer Traumwelt befindlich, stark von Kilger am Theremin zur Musik von Joseph Haydn interpretiert, steigert sich Ismael in sein Ende, in dem er sich alle lebenserhaltenden Schläuche abreißt und in seiner Lebenszelle stirbt. Zurück bleiben im dunklen Raum nachdenkliche Zuschauer, erst nach einem Moment der Ruhe gibt es den verdienten lang anhaltenden Beifall.
Beim anschließenden Publikumsgespräch machte Andreas Kilger deutlich, dass das Stück nicht Endzeitstimmung oder Hoffnungslosigkeit vermitteln soll, sondern Fragen aufwerfen und auf Probleme hinweisen will. Es will keine Antworten geben, lässt Spielräume für eigene Gedanken und Fragen. Die zahlreichen Rückmeldungen aus dem Publikum, auch wenn eine Besucherin etwas Anderes erwartet hatte, waren übereinstimmend sehr positiv. Im weiteren Gespräch mit dem Vorsitzenden des Peterswörther Sprachrohrs e.V. Walter Kaminski erzählte Andreas Kilger, wie er nach einem erlernten „anständigen“ Beruf, eine Ausbildung zum Heilpädagogen machte, als „halbprofessioneller“ Musiker tourte und letztlich beim Puppentheater landete. Seit 2007 ist er hauptberuflich als Figurenspieler tätig und gründete im selben Jahr das Theater Knuth „Kilger’s nutzloses unsinniges Theater in Eppisburg und seit 2009 ist er außerdem freier Mitarbeiter bei marotte dem Karlsruher Figurentheater.
Mit einer Rose für Franka Kilger, die für die Technik verantwortlich war und einem Gemüsestrauß für Andreas Kilger dankte Walter Kaminski für den Theater- und Gesprächsabend im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Peterswörther Sprachrohrs e.V. „Menschen aus der Region“.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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