Pater Eberhard von Gemmingen SJ plaudert beim 20. PeterswörtherSofagespräch im Bürgersaal

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Musikalisch am Piano von Simon Bamberger eingestimmt, erlebten die Besucher beim 20. PeterswörtherSofagespräch einen offenen, wortgewandten, schlagfertigen, humorvollen aber auch nachdenklichen Pater Eberhard von Gemmingen SJ im voll besetzten Bürgersaal. Walter Kaminski, Vorsitzender des Peterswörther Sprachrohr e.V., begrüßte den langjährigen Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan Pater von Gemmingen SJ zum 20. Jubiläum der seit 2004 durchgeführten PeterswörtherSofagespräche im Gundelfinger Stadtteil. Auf dem Sofa stellte Pater von Gemmingen sich den Fragen von Mirko Zeitler (Hitradio RT1 Nordschwaben), der gleich zu Beginn schmunzelnd meinte er habe soviel Interessantes im Lebensweg von Gemmingens entdeckt, Stoff, der für mehrere Stunden Gespräch ausreiche. So stand zunächst die Kindheit und Jugendzeit des Paters, dessen Vater früh verstorben war, im Mittelpunkt. Eindrucksvoll schilderte er das Aufwachsen mit seinen vier Schwestern und er als einziger Bub, dabei huschte ihm ein Lächeln übers Gesicht. Zwar sollte er den Gutshof der Familie übernehmen, doch er entschied sich anders und begann ein Noviziat bei den Jesuiten. Seine Studien der Philosophie und Theologie führten ihn, dann über Innsbruck nach Tübingen. Dort hatte er, mehr durch den Kontakt einer Tante, die Gelegenheit mit dem blitzgescheiten Professor Josef Ratzinger gemeinsam Tee zu trinken. „Hatten Sie das Gefühl, dass der Professor später einmal Papst Benedikt XVI. werden würde“ wollte Zeitler wissen. „Nein, eigentlich nicht, nun dass er wie dann auch geschehen zum Bischof ernannt werden würde, eher schon.“ Aber der Begegnung habe er, so von Gemmingen keine so große Bedeutung zugemessen. Was würden sie dem heutigen Papst raten? bohrte Zeitler direkt nach und bekam eine überraschend klare Antwort. Die Frage der Weihe sollte einmal genau beleuchtet werden. Aber nicht in einer Bischofssynode sondern hinter verschlossenen Türen. Vielleicht könnte man dadurch die pastorale Situation in den Gemeinden verbessern, ja das würde Pater von Gemmingen den heiligen Vater fragen und raten. Als normalen Priester konnte er sich nie richtig vorstellen, aber das reden könne er schon, meinte er verschmitzt. So war es kein Wunder, das er zunächst Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz beim ZDF wurde bevor ihn sein Weg nach Rom führte. Die Zuhörer konnten dabei etwas hinter die Kulissen dieser doch etwas überschätzten Position beim öffentlich rechtlichen Fernsehen blicken. Keinen Zweifel lies von Gemmingen jedoch daran, dass es wichtig sei, als Kirche präsent zu sein, auch wenn es nicht immer gelingt den Einfluss sichtbar zu machen. Mit Freude nahm er dann das Angebot, nach Rom zu Radio Vatikan zu wechseln, an. Zurückhaltend stellte er die Aufgaben, die Arbeitsweise und die Möglichkeiten der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan dar. „Wir sind nicht die Stimme höchstens ein Stimmchen aus dem Vatikan.“, meinte er bescheiden. Die Aufgabe sei in erster Linie zu informieren und nicht zu kommentieren. Eigentlich etwas was jeder Journalist tun sollte, stelle von Gemmingen nachdrücklich fest. Auf Rückfrage von Mirko Zeitler, machte er klar, dass die Mitarbeiter von Radio Vatikan (ca. 400) auch nicht mit Information aus der Kurie bevorzugt werden. Nein, man müsse sich genauso einreihen, wie alle anderen Medienvertreter, um sie zu erhalten. Meinte der mit 27 Dienstjahren Erfahrung Vollblut Journalist und Radiomacher Pater von Gemmingen. Er verwies auch darauf, dass Interviewwünsche gerade von großen internationalen Zeitungen sogar eher bevorzugt würden, als der „Standortsender“. Ob es schon Tadel über Sendungen der deutschsprachigen Redaktion gegeben habe, verneinte von Gemmingen, auch wenn wir durchaus kritisch über den Papst berichteten. Da ist der Vatikan milder als allgemein vermutet wird. Selbst dann wenn unsere Berichterstattung hin und wieder grenzwertig war.
Zwei Päpste konnte Pater Eberhard von Gemmingen in seiner langjährigen Tätigkeit bei Radio Vatikan hautnah erleben. So nahmen die Amtszeit von Papst Johanne Paul II. und Papst Benedikt XVI. einen breiten Raum des zweistündigen Gesprächs ein. Auf fast allen Auslandsreisen, die Papst Johannes Paul II. in alle Welt unternahm, war Pater von Gemmingen dabei. So gewann er einen sehr persönlichen Eindruck, den er mit den Worten zusammenfasste, er war ein genialer Mann besonders im Umgang mit den Massen, „das war sehr beeindruckend“. Johannes Paul II. sei ein Papst gewesen, der bereits mit seinen ersten Worten nach der Wahl, ein Programm, eine Vision zum Ausdruck brachte. Demgegenüber sei Papst Benedikt XVI in einer anderen Art und Weise genial. Nämlich als Meister der theologischen Lehre. Als Mensch sei er im Gegensatz zu seinem Vorgänger sehr scheu und zurückhaltend. „Aber so schlecht, wie sein Ruf war, ist er nicht“ machte Pater von Gemmingen deutlich. Wer die Hoffnung hatte mit der Wahl eines Deutschen zum Papst würde die Stellung Deutschlands im Vatikan erhöht werden, wurde enttäuscht. „Dies war ein kindische Auffassung, schließlich ist der Vatikan für die ganze Welt zuständig“ stellte der Pater wörtlich fest.
Bescheiden meinte von Gemmingen zwei Mal im Jahr habe er den damaligen Kardinal Ratzinger vor der Wahl zum Papst zu Gesprächen und Interviews getroffen. Da waren andere Medien wichtiger und einem Papst begegnet man nicht auf jedem Weg, den man in Rom oder im Vatikan geht. So sind es vielfach auch kurze Gespräche mit Kardinälen die man auf den Straßen hin zum Vatikan trifft, die den Reiz der Aufgabe bei Radio Vatikan ausmachen. Zum Schluss meinte Pater Eberhard von Gemmingen auf Frage von Mirko Zeitler, „Um Papst Benedikt XVI. kennenzulernen, muss man ihn nicht persönlich begegnen, sondern es reicht aus ihn zu lesen.“
Rede und Antwort stand Pater Eberhard von Gemmingen auch den zahlreichen Fragen aus dem Publikum. So wollte Hans Anderl, ehemals Fußballabteilungsleiter des FC Gundelfingen wissen, wie es mit den Sportmöglichkeiten im Vatikan aussehe. Lächelnd meinte von Gemmingen, nicht so rosig. Schwimmen in den römischen Bädern sei sehr teuer und kompliziert, der nächste See ist ca. 30 km entfernt. Er habe sich nach einem leichten Herzinfarkt vor drei Jahren jedoch am Morgen immer zu einem dreiviertelstündigen strengen Fußmarsch aufgemacht. Andere bis in die Spitzen des Vatikans spielen vielleicht auch Tennis, merkte von Gemmingen verschmitzt lächelnd an. Aber auch wie er es mit dem Beten halte und was es für ihn persönlich bedeute, welche Kanons wichtig wären, geändert gehörten oder ganz abgeschafft werden sollten, war für die Besucher von Interesse.
Mirko Zeitler dankte Pater Eberhard von Gemmingen für das lockere, interessante und spannende Gespräch und wollte noch wissen, was der Pater denn heute noch so tue. Da war von Gemmingen in seinem Element. Er sei jetzt „Fundraiser“ also als Spendensammler für die Jesuiten tätig, nicht einfach aber es macht Freude. Und so rührte er sogleich die Werbetrommel und konnte einen gut gefüllten Spendenbeutel mit nach München nehmen.
Eine Kerze mit Motiven von Schwester Animata von den Dillinger Franziskanerinnen überreichte der Vorsitzende des Peterswörther Sprachrohr e.V. Walter Kaminski als Dank für die Teilnahme beim 20. Sofagespräch an Pater Eberhard von Gemmingen und wünschte ihm weiter viel Freude bei seinem priesterlichen Dienst, den er jetzt in St. Michael in München versieht, und viel Erfolg bei seiner Arbeit für den Jesuitenorden.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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