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Gold, Gold, Gold - singen die Hämmer bei den Blattgoldschlägern in Mandalay

  • Mit bestängigem Kraftaufwand von schier unendlicher Dauer wird aus einem kleinen Goldbarren hauchdünne Goldfolie, mit der man ein ganzes Fussballfeld bedecken könnte
  • hochgeladen von Haus der Kulturen michael stöhr

Laut, monoton und rhythmisch tönen die Schläge die schmale Straße hinunter: tock, tock, tock, tock… Die Straße ist erfüllt von diesen Schlägen vom frühen Morgen, wenn die Sonne gerade aufgeht, bis zum späten Abend, wenn die Dämmerung sich aus den hintersten Winkeln heraus schleicht und alles verhüllt. Manchmal erscheint es, dass der Schlagrythmus sich in zwei und mehr Rhythmen zu zerteilen scheint, von denen dann einer langsamer wird, schließlich ganz ausfällt. Für Minuten wirken die Restschläge dann wie um einen wichtigen Teil beraubt, bis sich schließlich wieder ein neu erwachter Takt eingliedert in das harmonische Schlagwerk:
Einer der jugendlichen Arbeiter, die da, fast wie angekettet, angeschmiedet nebeneinander an der Wand stehen und Ihre schweren Holzhämmer im Takt nieder sausen lassen wie ein mittelalterliches Hammerwerk, hat den Hammer abgestellt und entnimmt der hölzernen Haltevorrichtung am Boden ein kleines quadratisches Bündel, auf das er bisher ein geschlagen hat. Die Oberfläche ist durch die Hunderte, Tausende Schläge glänzend speckig geworden, von Rissen durchsetzt. Ein anderes , neues, noch dicker wirkendes Lederpäckchen wandert an den frei gewordenen Platz. Er ergreift den Hammer und zügig nähert sich der Rhythmus seiner Schläge an den großen Takt an.
Wir sind bei den Blattgoldherstellern in Mandalay, die seit Jahrhunderten den prachtvollen Belag tausender Pagoden und Tempel in Myanmar herstellen:
Ein kleiner Goldbarren wird zwischen zwei Stahlzylindern in mehreren Arbeitsschritten zu einem immer längeren und dünneren Band ausgewalzt und, wenn sich schließlich der Zwischenraum der Walzen mechanisch nicht mehr weiter reduzieren lässt, schließlich in kleine quadratische Stücke zerschnitten. Diese werden im Wechsel mit Papierlagen, die aus den eisenharten Fasern des Bambus hergestellt sind, aufeinander geschichtet und in Leder ein gewickelt.
Nach einem Durchgang durch das menschliche Hammerwerk, bei dem die eingelagerten Goldblättchen größer und dünner geworden sind, werden die Flächen in kleinere Quadrate zerteilt, wieder zwischen Bambuspapier verpackt und erneut mit Schlägen bearbeitet. Immer und immer wieder wiederholt erhält man so hauchdünne fast schon durchsichtige Metallfolien, mit der selbst große Architekturflächen sparsam im Material überzogen werden können. Um diesem Hauch an echtem Gold einen haftenden Untergrund zu geben und gleichzeitig dem durchscheinenden farbigen Hintergrund, wird der Untergrund mit einer Paste aus rotem Eisenhydroxid mit einer Spur von klebrigem Leinöl angestrichen und glatt geschliffen. Die Goldfolien sind so dünn, dass sie der leiseste Lufthauch schon verknüllen oder davon tragen würde. Deshalb werden sie normalerweise mit einem feinen Haarpinsel angestrichen, damit elektrisch aufgeladen und können so am Pinsel haftend auf den Untergrund übertragen werden. Stück an Stück nebeneinander werden sie dann anpoliert.
Da so dünnes Material freilich leicht abscheuert, sind die Handwerker in Myanmar aber laufend beschäftigt, neue Schichten an Blattgold auf Buddhastatuen und Architekturteile auf zu bringen. Dies zu finanzieren verschafft im volkstümlichen buddhistischen Glauben einen angesparten Vorteil für die Wiedergeburt.
Es ist freilich von besonderem Kharma und bei einigen Buddhafiguren auch erlaubt, diese Arbeit des Goldauflegens selbst zu tätigen. Tausende Goldhäutchen übereinander lassen manchmal die Konturen und Formen der darunter liegenden Statue bald nicht mehr erkennen. Formvergessenheit, Auflösung des Gewollten, Sinnleere: wir sind am Wesen des Buddhismus. Leise ziehen wir uns zurück.

  • Mit bestängigem Kraftaufwand von schier unendlicher Dauer wird aus einem kleinen Goldbarren hauchdünne Goldfolie, mit der man ein ganzes Fussballfeld bedecken könnte
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  • Die Buddhafigur selbst mit kleinen Blattgoldstückchen zu belegen verschafft gutes Kharma. Dem anderen zu helfen auch. Schweigend fordert mich der Mann auf, eines seiner zuvor gekauften Goldhäutchen auf dieStatue zu drücken.
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  • Wenn sich das dünne Blattgold durch die vielen Besucher abwetzt, erkennt man gut, den roten Untergrund (Bolus) und die überlappende quadratische Form der kleinen Goldblättchen.
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5 Kommentare

Danke Michael, Dir auch alles Gute für 2016.
Nein, keinen Knaller. Das habe ich mir schon vor Jahren abgewöhnt, weil ich es 1. als Verschwendung ansehe. Da spende ich das Geld lieber und 2. ist es auch nicht ganz ungefährlich, abgesehen vom Mordsdreck, der einfach liegen bleibt.

Hallo Kurt!
das ist sehr ökonomisch und vernünftig. So mache ich es auch. Kein Geld raus schmeissen!
Versteh´aber einer die Buddhisten:
Da geben sie ohne an den kommerziellen Wert zu denken, in Hülle und Fülle Blattgold und andere wertvolle Gaben einfach so weg und feiern auch noch den buddhistischen Jahresanfang mit Böllern und Raketen, während sie und andere wiederum gar nicht so reich wie wir sind.
Ist das vielleicht dann doch ein wenig so wie bei uns, wo es mahnend heißt: Das letzte Hemd hat keine Taschen?

Ich glaube, das hat andere Hintergründe, aber die mag ich nicht ergründen wollen.

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