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Von den vielen kleinen und großen Fastenzeiten und dem Klöpfeln gehen

Ich gehe zum Gefrierschrank. Nein, auch wenn mich die die Gans von Weihnachten noch so anmacht, ich schiebe sie auf die Seite und ergründe die Tiefe: Dort wo sich die Gemüse-genüsse (na ja, wer´s mag?) verstecken, die Reste, die sich hoffentlich dort ewig gehalten haben. Wir kaufen doch nur Frisches! Genug Erdbeeren gäbe es da und die Sauerkirschen für die Schwarzwäldertorte. Vielleicht als Nachtisch! Pommes frites schon fertig geschnitten! Hat man da im Winter nicht früher Kartoffel zu Scheiben geschnitten und mit dem letzten bisschen Speck von der Weihnachtsschlachtung zu leckeren Bratkartoffeln gebraten. Fastenzeit, da kann ich mir heute eigentlich gar nicht mehr so vorstellen, wie das wohl war – ohne Gefrierschrank und meist ohne diese Unmengen an Dosen- und Glaskonserven, weil das ja alles so aufwendig war mit dem Haltbarmachen! Ohne den Flieger, der die frischen Erdbeeren aus Israel bringt, so dass die eingefrorenen Beeren im Gefrierschrank vergammeln. Winterzeit, da gab es ja gar kein frisches Gemüse mehr und man hat nur einiges Gemüse wie Erdäpfel, Gelberüben und andere Wurzeln in die Erde in eine Kiste gesteckt und im Keller aufbewahrt. Dies und die eingelagerten Äpfel – mein Gott müssen die runzelig und vertrocknet gewesen sein - hat man stark rationieren müssen. Ohne das eingestampfte Kraut hätte man kaum die notwendigen Vitamine mehr zusammen gekriegt. Wenn der Vater aber jetzt nur Knecht und Erntehelfer gewesen ist, wo hat man dann ohne eigenes Feld und Garten sein Korn und sein Gemüse her gekriegt? Für Tagelöhnerkinder war Hungern immer wieder angesagt und für die Eltern dann freilich noch ganz besonders. Da war man dann schon froh, wenn man beim Messmer zu St. Martin eine heisse Suppe bekam mit dem Fett der Gans, die man beim Bauern da geschlachtet hat. Oder der „Nussmärtl“ dann ein paar Walnüsse vom Klosterbaum in die Schuhe gelegt hatte. Dann war wieder lange Fastenzeit und erst der heilige Nikolaus, der da seinen Weg von Hof zu Hof machte und jedem Kind einen dieser schrumpeligen Äpfel und ein paar bittere braune Kastanien in die Hand drückte. Dann wieder lange nichts, bis die Kinder sich zur Adventszeit mit einem Tannenbuschn und ein paar Strohsterndl von Haus zu Haus auf den Weg machten, um für sich und die Familie an zu klöpfln und „um a milde Gab“ zu betteln. Zu St. Thomas, dem 21. Dezember, kurz vor Weihnacht hat der Metzger beim Großbauern dann das Schwein geschlachtet und die Nachbarschaft durfte um a Kesselsuppn aus den ganzen schlecht verwertbaren Resten anstehen und dem Bauern a schönes Christfest wünschen. Vielleicht hat die Frau Mutter dann doch noch a kleins Stück Gselchts und a Stück Brot vom Bauern bekommen fürs Weihnachtsfest und für die Näharbeiten für die Bauersfrau. Und gleich danach halt schon wieder fasten. Des nächste Brot hat´s dann gegeben, weil der Vater mit den Wolferern bei der Treibjagd mitgeholfen hat, die Wölfe und den Bären zurück zu treiben, die sich bis an die Dorfgrenze gewagt hatten, dann wieder, wenn die Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus gezogen sind. Zur Fasenacht haben sich die Kinder die alten Sachen von der Oma angezogen und haben sich einen Schnappesel oder eine Habergeiss gebaut, mit dem vergammelten Kopf der Ziege vom Misthaufen an einer langen Stange und mit einer Schnur zum Auf-und Zumachen vom Kiefer. Da sind sie mit Ihren Liedln, vielen lustigen Geschichten zum Erzählen und einer gehörigen Menge Mut zum Wirtshaus gezogen, haben fein anständig ans Fenster geklopft und den wohlvornehmen Gästen dann brav alles zur Schau geboten und weil man ja zur Fastenzeit zur Vorbereitung bis zu Ostern, kein Fett, kein Fleisch und keine Eier mehr essen soll, hatten die im Wirtshaus wohl auch gehörig aufgetragen. Und da haben die Kinder die lange Stange mit dem Ziegenkopf durchs Fenster hineingesteckt und kräftig an der Schnur gezogen, damit die Habergeiss den guten Bissen vom Teller drin nur ja nicht mehr aus den Zähnen gelassen hat. Viel war nicht da für all die hungrigen Mäuler, die dabei waren, aber ein wenig hat man den Hunger dann doch wieder für ein paar Minuten vergessen können. Und wer am besten fasten konnte und das musste halt doch die Familie des Tagelöhners gewesen sein, bekam vom Pfarrer höchstpersönlich zu Ostern ein schneeweises hart gekochtes Osterei.
In Cakowetz und Podturen im Norden Kroatiens gehen die Kinder auch heute noch mit den Turcisen und Schnappvögeln von Haus zu Haus. Ganz so hungern wie die Kinder früher müssen sie wohl auch dort heute nicht mehr. es ist dort halt Tradition mit den Turcisen und Spass machen tuts allawei, weil man da nicht nur die Bratwurst aus de Wirthausfenster stibitzen kann, sondern auch den Mädchen in die Wadeln zwicken kann, bis sie ganz laut quietschen.

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