Funktion der Maske – Rollenspiel und Schutz

Die überwiegende Zahl an Masken wird hergestellt und getragen, um dem Publikum, dem Betrachter dieser Masken und Maskenaktivitäten etwas zu zeigen und im Maskenspiel zu erzählen.
Das einfachste Beispiel hierfür ist z.B. die Maske des antiken Schauspielers. Übergroß und zur Verdeutlichung des Geschehens formal karikiert vermittelt sie als „persona“ im Amphitheater trotz der großen Entfernung vom Betrachter somit gut sichtbar einen jeweils bestimmten übertrieben dargestellten Menschentypus.
Krankheitsmasken bei den Naturvölkern zeigen in besonders hässlicher Form die Charakteristika einer bestimmten Erkrankung und sollen die Dämonen verjagen, die diese Krankheit auslösen.
Die ortstypischen Maskenkostüme der schwäbisch-alemannischen Fasnachten sollen die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einem Verein zeigen, indem sie eine bestimmte Figur oder Anekdote aus dem Ortsleben zitieren.
Klinikclowns wollen den Ernst des Krankenhaus-umfeldes durch die lustige Rolle und den gespielten Scherz verdrängen.
Cosplay- , Gothic- und Mittelalterkostüme der Moderne geben dem Verkleideten , die Möglichkeit in seiner Rolle und immer auch nach außen auf Wirkung zu den Mitspielenden und Zuschauern bedacht, seine Wunschträume für einige Stunden im „Anderssein“ zu leben. In besonderem Maße über Wirkung und Auswahl der Masken bestimmend sind hier natürlich die modernen Medien, Film, Fernsehen, Comics, Mangas und Videospiele, durch die auch die Bedeutungswelt und Wirkung der traditionellen Maskenformen gänzlich bis ins Gegenteil verkehrt werden kann (z.B. Horrorclown).
Dieses Verstecken der normalen Alltagsgestalt, diese Flucht aus der vielleicht auch etwas farblosen und langweiligen Umwelt, führt uns nun aber zur genau gegensätzlichen anderen Hauptfunktion von Verkleidungen:
Masken können auch zum Schutz gemacht und getragen werden. Hierbei soll der Maskenträger vor den Einflüssen von außen auf seine Gesundheit oder sein Innerstes bewahrt werden. Die Schutzmaske ist also auf den Träger der Maske hin konzipiert, Gedanken an das Aussehen für einen Betrachter werden höchsten im Nachhinein geklärt. Die meisten der Schutzmasken vor allem der moderneren Zeit gegen die unterschiedlichsten Gefährdungen sind damit im Gegensatz zu den Formen des Maskenspiels karg und rein funktional gestaltet, eben gemäß dem Bauhaus-ideal „form follows function“.
Wir denken hierbei an einige Beispiele dieses Buches wie Fechtmasken, Gasmasken, Wärmeschutzmasken, Paintballmasken, Torwartmasken für gefährliche Ballspiele usw..
Gerade durch diese technische Kargheit und Kälte bekommen sie aber an einer Position, eben dem menschlichen Gesicht, an dem man als Betrachter mimische Zeichen der Emotion erwartet, oft etwas Befremdliches und Beängstigendes. Sie sind dann nicht mehr realer Schutz, sondern wandeln sich in neue nach außen wirkende Maskenformen, ebenso wie auch umgekehrt Kult- und Spielmasken zu Schutzmasken umfunktioniert werden können.
Die Maske für den individualistischen sardischen Räuber Vendetta, wird übertragen in eine Comikgeschichte eines Widerstandskämpfers in England und endet schließlich als Erkennungszeichen von Umweltorganisationen, als anonymisierende Schutzmaske gegen das Erkannt werden in der Masse. Fast ähnlich ergeht es der Comic-Maske des Künstlers Salvador Dali in der spanischen Serie: Haus des Geldes.
(Die Maske des Pestdoktors aus Venedig mit langem Vogelschnabel entstand aus einer Vogelkultmaske der Langobarden, die ihrerseits Schauspielermasken beeinflusst hatte . Der lange Schnabel verhinderte den Gesichtskontakt des Arztes mit dem Pestkranken und wurde mit wohlriechend, desinfizierenden Substanzen zur Abwehr der Ansteckung gefüllt. Mit der Übernahme dieser Maske in die Gothic-szene wurde sie durch modernere Applikationen von Gasmasken und Roboterteilen zum Steampunk-Erkennungszeichen. Schutzfunktion und Rollenfunktion waren hier also in laufendem Wechsel.
Unter dem Zwang, in der Corona-pandemie sterile funktionale Atemschutzmasken zu tragen, und damit unerkennbar anonymisiert (und zeitweise auch ganz weg gesperrt von jeder anderen öffentlichen Präsenz und körperlichen Kommunikation) zu sein, versuchte man anfangs auch teilweise, diesen Masken durch persönliche Gestaltung fehlenden Ausdruck zu verleihen).

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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