Alternative Wahrheit
Vom Skorpion und dem Frosch

Solche künstliche Giessharztropfen mit einem Skorpion oder einem größeren anderen Insekt, vielleicht sogar mit einer gefährlich behaarten großen Vogelspinne sind keine echten Überbleibsel der Kreidezeit, sondern nachgemachter Bernstein.
  • Solche künstliche Giessharztropfen mit einem Skorpion oder einem größeren anderen Insekt, vielleicht sogar mit einer gefährlich behaarten großen Vogelspinne sind keine echten Überbleibsel der Kreidezeit, sondern nachgemachter Bernstein.
  • hochgeladen von Haus der Kulturen michael stöhr

Das kennen wir ja schon:
In Afrika erzählt man die Geschichte von Skorpion und Frosch so: Ein Skorpion kommt an einen großen Fluss und sagt zum Frosch: Lass mich auf Deinen Rücken steigen und bring mich zur anderen Seite, dann gebe ich Dir ein schönes Geschenk. Der Frosch sagt: Wenn ich Dich auf dem Rücken habe, wirst Du mich stechen und ich sterbe. Darauf erwidert der Skorpion: So kann das nicht enden, denn wenn ich Dich steche, gehst Du unter und wir sterben beide. Wem wäre da gedient? Mitten im Fluss bekommt es der Frosch doch mit der Angst und will weg tauchen. Da sticht ihn der Skorpion und sie sterben beide.

Wenn ein Geschichtenerzähler eine Geschichte so kurz wie hier erzählt, wird er keinen um sich herum sitzen haben, der seine Geschichten hören will. Wenn er zu seinen Geschichten dagegen immer Weiteres dazu erfindet, dann hören im viele zu, werden spät in der Nacht aber dann doch müde und gehen schlafen. Im Traum erfindet jeder dann seine eigene Fortsetzung der Geschichte und findet einen neuen Schluss. Wenn aber der Geschichtenerzähler seine letzte Geschichte erfunden hat, stirbt er. So einfach ist das in Afrika.

Also probieren wir das jetzt einfach nochmal:
Ein Skorpion sitzt auf einem Mangobaum. Über sich, um sich herum ist der Duft überreifer Mangofrüchte, die mit einem Plumps herunterstürzen, aufplatzen und so einen süßen und unwiderstehlichen Duft ausströmen, wie man ihn sich hierzulande von diesen grünen , harten und vorzeitig geernteten Früchten aus dem Supermarkt gar nicht vorstellen kann. Hier in Afrika sind diese Früchte so süß, weil unter der Rinde des Stammes mit wildem Druck der ganze volle klebrige Saft des Baumes in die Höhe gedrückt wird und sich in den köstlichen Früchten oben speichert.
Aber wie jede herrliche Sache auch ihre Schattenseiten hat, summt und brummt um das Insekt herum eine dunkle Wolke voller Fliegen, die sich angelockt von den aufgeplatzten Mangofrüchten hier und da und dort niederlassen und dem Skorpion sehr lästig werden. Nun sind dem Skorpion die Mangofrüchte aber ziemlich egal und die Fliegen dagegen wären ihm unter anderen Umständen ein gar sehr willkommener Happen.
Aber müssen das dann immer gleich so viele auf einmal sein! Nur wer von seinen Speisen nicht gleich gar so viel auf dem Teller hat, kann das dann noch richtig genießen.

Langer Rede kurzer Sinn: dem Skorpion wird das dann echt zu viel und schleunigst flüchtet er,……. bis er an einen großen breiten Fluss kommt. Dort sagt er zum Frosch: Lass mich auf Deinen Rücken steigen und bring mich zur anderen Seite, dann gebe ich Dir ein schönes Geschenk. Der Frosch sagt: Wenn ich Dich auf dem Rücken habe, wirst Du mich stechen und ich sterbe. Darauf erwidert der Skorpion: So kann das nicht enden, denn wenn ich Dich steche, gehst Du unter und wir sterben beide. Wem wäre da gedient? Mitten im Fluss bekommt es der Frosch doch mit der Angst und will weg tauchen.

Da erzählt ihm der Skorpion, welch schönes Geschenk auf ihn wartet: Jetzt mitten in der Mangozeit schwirren oben in den Baumwipfeln hunderte, ja tausende von Fliegen. Das ist ja gewiss unser beider Leibspeise. Aber Du hier unten kannst ja nur sehnsüchtig und mit großem Verlangen nach oben in die Baumwipfel schielen, während ich ohne weiteres für uns beide dort oben nach Fliegen jagen könnte. Also schwimm weiter und bring mich über den Fluss. Am anderen Ufer angekommen muss der Skorpion den Frosch natürlich vertrösten: Bis er zum nächsten Baum gelangt sei, solle er doch bitte noch warten. Der Frosch ist jetzt aber natürlich ganz empört und verärgert und sagt: Hast Du das denn noch gar nicht gesehen: Hier auf dieser Sandinsel im Fluss können doch gar keine Mangobäume wachsen.

Ja dann musst Du mich doch wieder gleich zurück bringen, ist sich der Skorpion da bewusst. Und wieder fangen beide zu diskutieren an: So der Frosch: Wenn ich Dich zurückbringe, dann willst Du Dich vielleicht aus der Verpflichtung Deines Versprechens befreien und stichst mich einfach und… zähneknirschend - auch wenn Frösche gar keine Zähne haben- lädt der Frosch das Krabbeltier dann aber doch wieder auf seinen Rücken und schwimmt zurück. Als er am anderen Ufer angekommen ist, sticht ihn der Skorpion und der Frosch stirbt.

Der Skorpion klettert auf den Mangobaum. Weil es mittlerweile kühler geworden ist, hat sich der Fluss süßer Säfte hoch zu den Früchten im Stamm stark verlangsamt. Da wo der Baumsaft aus feinen Rissen der Rinde heraus gequollen war, hatten sich große dicke klebrige Tropfen gebildet. Als das Insekt sich gerade auf eine Fliege stürzen wollte, um sie genüsslich nach all der Anstrengung und den leeren Diskussionen zu verzehren, ist es dann passiert: Der Skorpion blieb kleben und je mehr er sich bemühte, weg zukommen, um so mehr zog ihn der klebrige Stoff zu sich hin und schließlich auch ganz in sich hinein, bis das ganze Tier von einem dicken Tropfen Baumharz rundherum ein geschlossen war. War das jetzt so eine Art gerechter Strafe für ein gebrochenes Versprechen, den miesen Betrug oder gar den heimtückischen Mord?

Aus einer Zeit, als gerade noch die letzten Dinos lebten, gab es bei uns im kühlen Norden Deutschlands große Wälder riesiger Bäume, die sonst nur in den heißen Tropen beheimatet sind. Weil auch dort das flüssige Baumharz , das aus den Ritzen der Bäume drang , manchmal besonders unachtsame Insekten überrascht und eingehüllt hat, findet man manchmal und eher selten solche mittlerweile ganz gehärteten Harzklümpchen, in denen diese Insekten , aber auch Pflanzenteile so eingeschlossen sind, dass sie sich in diesem durchsichtigen Stein, den man Bernstein nennt, ganz wie vor 70 Millionen Jahren erhalten haben. Für unsere Schmuckausstellung im Haus der Kulturen Diedorf konnte ich ein paar kleine versteinerte Harztröpfchen erwerben, in denen eine ganz klitzekleine Mücke zu finden ist -kaum mit blßem Auge zu erkennen..

Manchmal sieht man im Handel aber auch recht große Harztropfen, in denen auch größere Tiere wie ein Käfer, ein Schmetterling oder eben auch sogar ein Skorpion wie beim echten Bernstein im gelben oder ganz durchsichtig ausgehärteten Harz verborgen sind…. und davon gibt es sogar ganz besonders viele. In den Ländern, in denen diese Insekten gelebt haben, gibt es nämlich Leute, die solche Krabbeltiere fangen, töten und dann in künstliches Harz, das freilich viel schneller hart wird, eingießen. Wenn sie so tun, als ob das echter seltener Bernstein sei, ist das Betrug wie in unserer Geschichte vom Skorpion. Das wär dann ja gar nicht schön.

Wenn ich Euch Geschichten erzähle, ist das ja nun auch immer so eine Sache , die man von zwei Seiten sehen kann: Auf der einen  Seite ist man bei uns ja schon seit Jahrhunderten daran gewöhnt, dass eine Geschichte einen Schluss hat, der einem auch richtiges Verhalten erkennen lässt und da übertreibt man dann eben ein wenig. Man sagt dann auch: ... und die Moral von der Geschicht ´..... das geht jetzt aber weiter mit.... vertraue keinem Lügner nicht.

Eigentlich sind Geschichtenerzähler ja damit dann doch fast immer Lügner, weil die Geschichte so gehörig von der Wirklichkeit abweicht. Das ist ja auch ganz offenkundig, weil ja weder Frösche noch Skorpione sprechen können. 
Andererseits, wenn ich mir anschaue, was so Alles im Fernseher, bei den Videospielen und in den digitalen Medien behauptet wird, sind  vielleicht meine Geschichten auch noch gar nicht so weit unwahr, dass man nicht doch schnell erkennen könnte, was wahr ist oder was sich jetzt wirklich nicht so zugetragen hat und was dann nur eben eine Art modernes Märchen ist..
Was meint Ihr?

In Africa, the story of the scorpion and frog is told like this: A scorpion comes to a big river and says to the frog: Let me climb on your back and take me to the other side, then I will give you a nice present . The frog says: If I have you on my back, you will sting me and I will die. The scorpion replies: It can't end like this, because if I sting you, you'll sink and we'll both die. Who would it serve? In the middle of the river, the frog gets scared and wants to dive away. The scorpion stings him and they both die.

When a storyteller tells a story as short as this, he won't have anyone sitting around wanting to hear his stories. On the other hand, if he keeps inventing more and more of his stories, then many listen to him, but then get tired late at night and go to sleep. In the dream, everyone then invents their own continuation of the story and finds a new ending. But when the storyteller has invented his last story, he dies. It's that simple in Africa.

So let's just try it again:
A scorpion is sitting on a mango tree. Above you, all around you, is the scent of overripe mangoes, which tumble with a thump, bursting open, exuding a sweet and irresistible scent that is hard to imagine in this country from these green, hard, and prematurely harvested fruits from the supermarket. Here in Africa these fruits are so sweet because under the bark of the trunk with wild pressure all the full sticky sap of the tree is pressed up and is stored in the delicious fruits above.
But like every beautiful thing has its dark side, a dark cloud full of flies hums and buzzes around the insect, which, attracted by the bursting mangoes, settles here and there and there and becomes very annoying to the scorpion. Now the Scorpio doesn't really care about the mangoes and the flies would be a very welcome morsel under other circumstances.
But then it always has to be that many at once! Only if you don't have that much of your food on your plate right away can you really enjoy it.

Long story short: the scorpion gets really too much and flees as quickly as possible,....... until he comes to a great wide river. There he says to the frog: let me climb on your back and take me to the other side, then I will give you a nice present. The frog says: If I have you on my back, you will sting me and I will die. The scorpion replies: It can't end like this, because if I sting you, you'll sink and we'll both die. Who would it serve? In the middle of the river, the frog gets scared and wants to dive away.

Then the scorpion tells him what a beautiful present awaits him: now, in the middle of the mango season, hundreds, yes, thousands of flies are buzzing in the treetops. It's certainly our favorite dish for both of us. But down here you can only gaze longingly and with great desire up into the treetops, while I could easily hunt for flies up there for both of us. So keep swimming and take me across the river. Arriving on the other bank, the scorpion has to comfort the frog: please wait until he gets to the next tree. The frog is of course very upset and annoyed and says: Haven't you seen that yet: Mango trees can't grow here on this sand island in the river.

Yes, then you have to bring me back straight away, the scorpion is aware of. And they both start discussing again: Like the frog: If I bring you back, then you might want to free yourself from the obligation of your promise and simply stab me and... gnashing its teeth - even if frogs don't have any teeth - the frog then loads the creepy crawly but gets back on his back and swims back. When he gets to the other bank, the scorpion stings him and the frog dies.

The scorpion climbs the mango tree. Because it has gotten cooler now, the flow of sweet juices up to the fruit in the trunk has slowed considerably. Where the tree sap had oozed out of fine cracks in the bark, large, thick, sticky drops had formed. When the insect was about to pounce on a fly to eat it with relish after all the effort and empty discussions, it happened: the scorpion got stuck and the harder it tried to get away, the more it pulled it sticky stuff to himself and finally all the way into himself, until the whole animal was enclosed all around by a thick drop of tree resin. Was this some kind of just punishment for a broken promise, the lousy fraud or even the insidious murder?

From a time when the last dinosaurs were still alive, there were large forests of huge trees in the cool north of Germany, which are otherwise only at home in the hot tropics. Because there, too, the liquid tree sap that seeped out of the cracks in the trees sometimes surprised and enveloped particularly unwary insects, you sometimes and rarely find clumps of resin that have hardened in the meantime, in which these insects , but also parts of plants are enclosed in such a way that they have been preserved in this transparent stone called amber, just as they were 70 million years ago. For our jewelery exhibition in the Haus der Kulturen Diedorf I was able to acquire a few small petrified resin droplets in which a very tiny mosquito can be found - hardly visible to the naked eye..

Sometimes you can also see quite large drops of resin in the trade, in which larger animals such as a beetle, a butterfly or even a scorpion, like real amber, are hidden in the yellow or completely transparent hardened resin.... and there are quite a lot of them. In the countries in which these insects lived, there are people who catch such crawling creatures, kill them and then pour them in artificial resin, which of course hardens much more quickly. If they pretend it's real rare amber, it's cheating like in our scorpion story. That wouldn't be nice then.

When I tell you stories, it's always something that you can see from two sides: On the one hand, we've been used to it for centuries that a story has an ending that's also correct for you behavior can be recognized and then you exaggerate a little. Then you also say: ... and the moral of the story ´..... but that goes on now with .... don't trust a liar.

Actually, storytellers are almost always liars because the story deviates so much from reality. This is also quite obvious, because neither frogs nor scorpions can speak.
On the other hand, if I look at all the things that are being said on TV, in video games and in digital media, maybe my stories aren't so far untrue that you can't quickly tell what's true or what's wrong really didn't happen that way and that's just a kind of modern fairy tale..
What do you think?

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.