Mein Freund Hannibal

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Noch immer bin ich im Kopf nicht ganz zurück von meiner Sommertour 2016. Da geistern in meiner Erinnerung herum das Midsummer-Bulli-Festival auf Fehmarn, meine ersten Ausfahrten hinaus auf die Ostsee, die dann aber zu stürmisch wurde, wo sich aber mein neues Grönlandpaddel von seiner besten Seite zeigte, die wunderschönen Tage der Leichtigkeit rund um den Labussee im 1000Seen-Land, der Kurzbesuch in Berlin bei "ausgewanderten" Marburgern und so viele schöne Eindrücke und Begegnungen.

Der absolute Höhepunkt aber, selbst wenn er auf Fehmarn kaum 2 Stunden dauerte, das war mein Abendausritt mit Hannibal. Gut, dass ich ihn notiert hatte, so bleibt er mir erhalten, und ich will ihn auch mit euch teilen, denn es ist ......

Mein Freund Hannibal

„Sie bekommen Hannibal, der mit der langen Mähne. Er ist der größte!“, erklärte mir die resolute Dame, die wohl die Chefreitlehrerin war. Einen Helm verpassten sie mir im kleinen Holzhaus am Eingang zum Ponyhof. Dann bekam ich eine Bürste und schon wurde Hannibal von mir abgebürstet, was ihm sichtlich gefiel. Dabei flüsterte ich ihm nach Manier eines Pferdeflüsterers freundschaftlichen Unsinn in seine hochgestellten Ohren, die allerdings oben am mit langen Mähnenbüscheln überwucherten Kopf ein Stockwerk höher schienen. Immerhin befand sich sein Rücken, auf dem ich mein Glück finden sollte, in Höhe meines Kopfes, sodass ich über ihn hinweg die weitere Reitergesellschaft beobachten konnte. Alles mehr oder weniger halbwüchsige Mädchen, ausgestattet mit allen Kleidungsstücken, die man zum stilvollen Reitsport so benötigt. Das Satteln überließ ich besser einem der Mädchen vom Ponyhof, die auch die Steigbügel fachfraulich einstellte. Dann kam die Chefin und erklärte mir, wie ich aufsteigen solle, sonst wolle sie eine Aufsteighilfe holen. Als ich das hörte, packte ich den Sattel vorne und hinten, stellte den linken Fuß in den Steigbügel und stieß mich mit dem rechten Bein so ab, als wolle ich hinauf zum Mond. Schon saß ich oben und spürte die Wildheit des Norwegerhengstes, der alles geduldig ertrug. Sie korrigierte die Höhe der Steigbügel, erklärte mir die Zügel und meinte, ich solle Hannibal ruhig noch ein bisschen fressen lassen, womit er unterdessen auf der bereits sehr kurzen Wiese unter uns begonnen hatte. Überhaupt war er verfressen wie kein anders der insgesamt vielleicht 10 Pferde. Mir entging nicht, dass eine junge Reiterin angewiesen wurde, hinter Hannibal zu bleiben, wohl als Vorsichtsmaßnahme für mich.

Die Karawane mit Hannibal und mir zog hinaus, vorbei an Wiesen und Feldern. Mein Hannibal fand immer etwas, wonach er sich ruckartig nach unten oder zur Seite reckte, das ihm als Imbiss gerade recht kam. So entwickelte sich zwischen uns auf den ersten Metern ein kleiner Meinungsaustausch, wer hier wohl das Sagen haben sollte. Er akzeptierte dann, dass ich nicht nur Gepäck sei. Ich lernte viel, was ich mir bei den vorausreitenden Mädchen abschaute. Jedenfalls waren wir uns schnell einig, dass ich die Richtung bestimmte. So stellte sich alsbald ein gewisses Hochgefühl bei mir ein, und zwar nicht nur, weil die Perspektive sich aus quasi einer höheren Warte ergab. Wir kommunizierten durch Schenkeldruck und Zügelführung. Die gerade Haltung des Oberkörpers stellte sich auch schnell als wohltuend und hilfreich heraus.

Längs des Strandes dann mit Blick in die Wellen hätte ich vor Freude singen mögen, was ich aber unterließ, weil mir die Beunruhigung der Reitersleute und ihrer Rösser doch zu unkalkulierbar schien. Außerdem erforderte mein lieber Kumpel Hannibal meine volle Aufmerksamkeit. Beim Ritt über ein abgeerntetes Feld trafen wir auf eine große Schar Wildgänse, von denen einige aufflogen, was aber die treuen Fjordpferde nicht zu beeindrucken schien. Mich schon eher, denn die Sonne sank langsam auf den Horizont. Vorbei war der kurze Schauer, der mit dem Seewind uns entlang des Strandes auf dem Rückweg getroffen hatte.

Zurück am Ponyhof wurde abgesattelt, jedes Pferd erhielt zwei Brötchen; Hannibal hätte auch mehr gewollt. Dann führten wir sie auf die Weide und schauten wie sie freudig davongaloppierten. „Feierabend“, schienen sie zu wiehern.

Ich habe einen neuen Freund namens Hannibal.

Bürgerreporter:in:

Gerhard Falk aus Dautphetal

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