Auf dem Weg zum Schwarzmeerflöttchen?
Russland verliert 10. Schiff seiner Flotte

Verzweiflung im russischen Marinestab | Foto: P.Gross, KI- unterstütztes Bild
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Es war am Heiligen Abend gegen 18 Uhr, als die ersten Warnungen eintrafen. Unbekannte Flugobjekte waren von der besetzten Halbinsel Krim aufgestiegen. Ein Telegram-Kanal behauptet, dass Drohnen vom iranischen Typ Shahed zwischen 20:30 und 21 Uhr in Odessa eintreffen werden. Die Distanz von der Krim zur ukrainischen Hafenstadt beträgt nur 180 Kilometer Luftlinie.

Dieses Jahr feiert die Ukraine zum ersten Mal seit über 100 Jahren Weihnachten im Dezember und nicht im Januar, wie es in Russland üblich ist. Offenbar missfällt das den russischen Militärs. Kurz vor 21 Uhr eröffnet die Flugabwehr das Feuer auf einen Schwarm Drohnen. Die Warnung traf also zu.

Das bevorzugte Ziel der Russen ist der weitläufige Hafen, insbesondere das Getreideterminal.
Über dem Hafen kreuzen sich Leuchtspurgeschosse am schwarzen Nachthimmel. Nur die roten und weißen Lichtstreifen der Geschosse sind mit bloßem Auge sichtbar, die Drohnen bleiben verborgen. Die Ukrainer erwidern das Feuer aus allen Rohren. Hinter den Häusern folgt eine größere Explosion, aber es ist unklar, ob eine Shahed am Boden detoniert ist oder noch in der Luft abgeschossen wurde.

Am 1. Weihnachtstag gibt die Armee die Bilanz des nächtlichen Angriffs bekannt: Insgesamt seien landesweit 28 von 31 Drohnen abgeschossen worden, davon allein 17 über oder bei Odessa. Diese Angaben können jedoch nicht unabhängig überprüft werden. Das Getreideterminal am Hafen bleibt am 1. Weihnachtstag unversehrt.

Am 2. Weihnachtstag erfolgt der ukrainische Gegenschlag, der auch als Vergeltung für die Drohnenangriffe interpretiert werden darf. Die Luftwaffe von Kiew feuert eine oder mehrere Lenkwaffen auf den Hafen von Feodossija auf der östlichen Krim ab, mindestens 250 Kilometer von der Front entfernt. Offenbar trifft es die NOWOTSCHERKASSK, ein an der Mole liegendes, 113 Meter langes Landungsschiff der russischen Schwarzmeerflotte.

Videobilder zeigen ein brennendes Schiff, das später in einem gewaltigen Feuerball explodiert. Die NOWOTSCHERKASSK hatte offenbar große Mengen Explosivstoffe geladen. Die Ukrainer behaupten später, dass dabei auch Shahed-Drohnen im Frachtraum explodiert seien. Andere Videos zeigen verbogene Metallstücke des Schiffs, die durch die Wucht der Detonation weit ins Stadtgebiet geschleudert wurden.

Aus dem Kreml hieß es am Dienstag, Präsident Wladimir Putin sei über die „Beschädigung“ eines großen Landungsschiffes im Hafen Feodossija auf der annektierten Halbinsel Krim informiert worden. Der Angriff habe „einen Toten und zwei Verletzte gefordert“. Der Wahrheit deutlich näher kommen dürften die zahlreichen Meldungen auf Telegram, die von mindestens 33 Toten und über 20 Verletzten und Vermissten reden. Und ob das Schiff (dessen Teile bis in die Innenstadt von Feodossija geschleudert wurden, wie Videoaufnahmen beweisen) nun „beschädigt ist“ oder eben zerstört, sollte jeder nach diesem Video selbst beurteilen.

Dieser militärische Erfolg folgt auf den überraschenden Abschuss von fünf modernen russischen Jagdbombern durch die ukrainische Flugabwehr im Süden des Landes. Ein kürzlich von Deutschland geliefertes Boden-Luft-Raketensystem des Typs Patriot könnte der Grund dafür sein. An der Front am Boden gibt es jedoch kaum Veränderungen. Im Osten der Ukraine verbuchen die Russen vor allem kleine Geländegewinne, bisher jedoch ohne entscheidende Durchbrüche.

Verzweiflung im russischen Marinestab | Foto: P.Gross, KI- unterstütztes Bild
Das russische Landungsschiff direkt nach dem Raketeneinschlag. Sekunden später explodiert das Schiff. | Foto: Twitter Screenshot
Bürgerreporter:in:

Peter Gross aus Bochum

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