Emehmaliger bayerischer Innenminister Bruno Merk feiert 90.Geburtstag

15. April 2012
09:00 Uhr
Kolpingzentrum , 86152 Augsburg

Im Sommer 1945 wird ein 23-Jähriger junger Mann gezeichnet vom Einsatz an der Ostfront aus dem Lazarett entlassen. Das jüngste von sechs Kindern einer Familie aus Großkötz, deren Vater schon 1929 verstorben war, hatte vor dem Fronteinsatz dank einer Freistelle in der Internatsschule bei den Pallottinern in Bruchsal das Abitur machen können. Ohne Studium beginnt er an der Volksschule als Lehrer zu unterrichten.

Mit dem 26. November 1946 taucht er zum ersten Mal in der Chronik des Kolpingwerkes in der Diözese Augsburg mit einem Vortrag bei der Kolpingsfamilie Günzburg über die freien Gewerkschaften und einer anschließenden Diskussion auf. Diesen jungen Mann, der schon während der Jahre der NS-Herrschaft Kontakt zu Kolpingmitgliedern hatte, führt das Mitgliederverzeichnis des Kolpingwerkes in Köln mit dem Eintrittsdatum 1. Dezember 1946. Ihn, Bruno Merk, wählen die Kolpingmitglieder am 21. Februar 1947 gleich zu ihrem Vorsitzenden, damals als Senior bezeichnet. Dieses Amt hat er zwei Jahre inne. In diese Zeit fallen auch die erfolgreichen Bemühungen der Kolpingsfamilie, für das in der Zeit des Nationalsozialismus verlorengegangene Kolpinghaus Ersatz zu finden.

Die Idee Kolpings bewirkt einen Wandel bei Bruno Merk. „…ich wollte wegen meiner Kriegserfahrungen und wegen meiner Erlebnisse im Dritten Reich – auch mit der Gestapo usw. – von Politik eigentlich gar nichts wissen. Ich habe mich daher der Jugendarbeit gewidmet“, sagt Merk in einem Interview mit Josef Bielmeier im Alpha-Forum des Bayerischen Rundfunks am 16. März 2001. Die Aufgabe, die Adolph Kolping seinen Vereinen mitgegeben hat, erkennt Merk in der Persönlichkeitsbildung. „Kolping`s Idealvorstellung“, so Merk in der Festschrift zum 150-Jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie Günzburg, „war der Mensch, der sich seiner Eigenverantwortung ebenso bewusst ist wie seiner Mitverantwortung im gesellschaftlichen Leben und der als Mann oder Frau in Familie, im Beruf und im öffentlichen Leben seines Landes sich entsprechend verhält und handelt.“ Aus dieser „Mitverantwortung“ heraus beginnt Merk sein politisches Engagement durch den Eintritt in die CSU.

Weiter ist er bei Kolping aktiv. Zwei Vorträge sind in der Chronik des Diözesanverbandes belegt. Im März 1952 hält er einen Vortrag bei der Kolpingsfamilie Ichenhausen zum Thema „Wie und warum gehen wir zur Wahl“. Im August 1962 referiert er bei der Kolpingsfamilie Türkheim zum Thema „Warum politische Bildung?“

Inzwischen ist aus dem Volksschullehrer ein Verwaltungsangestellter der Stadt Günzburg geworden, aus dem Lehrer ohne Studium wird 1956 ein promovierter Jurist. 1958, im gleichen Jahr, in dem er die große juristische Staatsprüfung ablegt, wird er in den Bayerischen Landtag gewählt. Zeitgleich mit seinem Landtagsmandat ist er von 1960 bis 1966 Landrat im Landkreis Günzburg. 1966 beruft Ministerpräsident Alfons Goppel Merk als bayerischen Innenminister in sein Kabinett.

11 Jahre bleibt Merk in dieser Verantwortung. Erkämpft hat Merk in dieser Zeit mit seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz die bayerische Gebietsreform. Aus 143 Landkreisen wurden 71, aus über 7.000 Gemeinden wurden ca. 2.000. „Ohne diese Reform wäre Bayern, wären unsere Städte, Landkreise und Regionen im europäischen und globalen Wettbewerb bei weitem nicht so gut aufgestellt, wie sie es heute sind“, sagt der Günzburger Landrat Hubert Hafner anlässlich des 85. Geburtstages von Bruno Merk.

Ein zweites Ereignis, das sich im September diesen Jahres jährt, ist die Geiselnahme während der Olympischen Spiele in München. Als bayerischer Innenminister war Merk auch verantwortlicher Sicherheitsminister. Im Interview mit Josef Bielmeier im Bayerischen Rundfunk sagt Merk unter anderem über die Tage damals: „Es gibt gegen terroristische Anschläge nun einmal keine absolute Sicherheit. Das ist die eine Seite. Die zweite Seite ist diese: Das Ergebnis dieses Überfalls mit dem Tod aller israelischen Geiseln und mit dem Tod eines Münchner Polizisten ist schlimm, ist katastrophal. Es ist ein Ergebnis, wie man es sich schlimmer gar nicht hätte vorstellen können.“

Als eine Konsequenz aus den Erfahrungen des Geiseldramas verstaatlicht Merk die Polizei. Bis dahin war in 73 Städten in Bayern die Polizei Aufgabe der städtischen Selbstverwaltung.

Merk bleibt in all diesen Jahren Kolping treu. Am 18. Oktober 1969 wird das Kolping-Bildungswerk in der Diözese Augsburg e.V. gegründet und Dr. Bruno Merk zum ersten Vorsitzenden gewählt. Erst nach 16 Jahren löst ihn Josef Ottmar Zöller in dieser Aufgabe ab. Seither entwickelte sich das Kolping-Bildungswerk mit über 30 Standorten zu einem der größten Bildungsträger Schwabens und darüber hinaus..

1977 zieht sich Merk aus dem Landtag zurück. Nach seinem Ausscheiden aus der Staatsregierung war Merk Präsident des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes. Von 1985 bis 1990 war er Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes und von 1986 bis 1991 Mitglied des Bayerischen Senats.

Viele Auszeichnungen hat Merk für sein Engagement erhalten. Zum Beispiel ist er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz, der Bayerischen Verfassungsmedaille und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. 1966 erhielt er durch Bischof Dr. Josef Stimpfle den päpstlichen Orden als Komptur des Ritterordens des heiligen Papstes Silvester verliehen. Am 22. März 1968 überreichte ihm bei einer Feierstunde im Kolpinghaus Günzburg Diözesanaltsenior Lorenz Albenstetter das goldene Ehrenzeichen der Deutschen Kolpingsfamilie als die höchste Auszeichnung des Kolpingwerkes in Deutschland.

Um sein Herzensanliegen - die politische Bildung - zu intensivieren, bringt Merk 2002 in die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger einen Zustiftung mit dem Ziel, politische Erziehungs- und Bildungsarbeit zu fördern, ein. Regelmäßig erhält zum Beispiel die Veranstaltung „Landtag live“ der Kolpingjugend Bayern einen Zuschuss. Eine Woche lang begleiten Jugendliche Mitglieder des Bayerischen Landtags bei ihrer Arbeit und lernen so viel über Demokratie, bayerische Geschichte, aktuelle politische Themen und die Arbeit von Parlamenten.

Der Diözesanvorstand des Kolpingwerkes in der Diözese Augsburg freut sich, dass Dr. Bruno Merk am 15. April 2012 seinen 90. Geburtstag feiern kann. Sonja Tomaschek, die Kolping-Diözesanvorsitzende, und Kolping-Diözesanpräses Alois Zeller gratulieren stellvertretend für alle Kolpingmitglieder im Bistum Augsburg und verbinden mit den Glückwünschen ein herzliches Wort des Dankes. Auch der Vorsitzende des Kolping-Bildungswerkes Ludwig Schmid gratuliert im Namen der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Bildungsträgers.

http://www.kolpingstiftung.de

Bürgerreporter:in:

Kolping Augsburg aus Augsburg

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