"Sneaker Stories" erzählt von illusorischen Streetball-Träumen und massivem Schuh-Marketing

20. Oktober 2010
17:30 Uhr
Thalia Kino, 86152 Augsburg

"Meine Hauptarbeit war, an die vermeintliche Realität heranzukommen", beschreibt Katharina Weingartner, Regisseurin von "Sneaker Stories" Schwierigkeiten bei ihrem Film. Gedreht hat sie in Wien, New York und Accra. Erst im zweiten Drehjahr sei sie tief genug in die Streetball-Szene eingetaucht, um brauchbares Material zu bekommen.

"Sneaker Stories" ist ein Film, der das Marketing von Sportschuhherstellern, allen voran "Nike" anprangert. Der Vorwurf: "Nike" würden den Lifestyle der Armen vermarkten. Diese kaufen sich von ihrem wenigen Geld überteuerte Sportschuhe. "Nike" und Co. würden durch die Streetball spielenden Kids aus Brooklyn und anderen Gegenden ohne Zukunft viel verdienen, jedoch zu wenig zurückgeben. Das ist eine Sichtweise auf das Dreieck Sport-Wirtschaft-Armut. Eine "Sneaker Story".

Regisseurin Katharina Weingartner erzählt drei davon. Eine spielt in Red Hook, Brooklyn. Ein Viertel, dessen Kids keine Zukunft haben. Sie werden entweder kriminell oder sterben. Oder verdienen ihr Geld mit Basketball. Basketball oder auch Streetball sind für die meisten Kids in Brooklyn die einzige Chance, dem Elend und der Kriminalität zu entfliehen. Basketball und Streetball bieten Schuhkonzernen wie "Nike" aber gleichzeitig ein unheimlich großes Vermarktungspotenzial für ihre Sneakers.

Auch in Accra, Ghana, ist Streetball populär. Die Jugendlichen dort können sich die teuren Sneakers aus den USA aber nicht leisten. Sie müssten für ein Paar "Nike"-Sportschuhe ungefähr einen Monatslohn investieren. Geld, dass sie dringend anderweitig brauchen. Auch in Accra zerplatzen Träume von der großen Basketball-Karriere - und das ziemlich schnell. Denn wann verirrt sich schon mal ein Talentscout aus der NBA nach Afrika?

Von der großen NBA-Karriere träumen auch Streetball-Spieler in Wien. Dort läuft das den Protagonisten zufolge so: Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund dribbeln und werfen Körbe auf dem öffentlichen Streetballplatz, die Österreicher spielen Basketball im Verein. An den Traum vom professionellen Basketball glauben die Streetball-Spieler vom Margaretengürtel noch mit Anfang 20.

Acht Jahre Recherche und Arbeit stecken in "Sneaker Stories". "Ich weiß alles über diese Industrie, könnte ein Buch darüber schreiben", sagt Katharina Weingartner bei der Vorführung von "Sneaker Stories" bei den Tagen des unabhängigen Films in Augsburg. Doch sie "reduziert" acht Jahre Recherche auf einen Dokumentarfilm. Und sie ist stolz auf ihren Film. Denn "Sneaker Stories" kommt ohne Erzählstimme aus. Katharina Weingartner lässt die Protagonisten, die Bilder für sich arbeiten. Das war ihr Ziel, das ist ihr gelungen.

"Sneaker Stories" ist ein Film, der von Jugendlichen gesehen werden muss. Sagen Verantwortliche der Filmtage Augsburg. In Österreich gibt es dazu schon Begleitmaterial für den Unterricht. "In genauen Beobachtungen werden die Auswirkungen der Marketingschlacht um das Fetischobjekt „Turnschuh“ auf die individuellen Lebensläufe der Jugendlichen dokumentiert", versprechen die Macher von "Sneaker Stories" auf ihrer Website. Dort gibt es auch ergänzendes Material, Zahlen, Daten, Fakten.

Info:
"Sneaker Stories" läuft noch am Mittwoch, 20. Oktober 2010, um 17.30 Uhr sowie am Donnerstag, 21. Oktober 2010, um 22 Uhr. Beide Vorstellungen finden im Thalia 1 am Obstmarkt 5 statt.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Augsburg

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