"Den Tätern auf der Spur"

Schneeglöckchen; Bildrechte bei Kirsten Steuer | Foto: Bildrechte bei Kirsten Steuer
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Das schöne Schneeglöckchen-Foto von Kirsten Steuer sollte mit einer kleinen Geschichte aus längst vergangenen Kindertagen umrahmt werden. Gerne schreibe ich dieses kleine Erlebnis für alle My-Heimatleser hier auf.

Nach einem langen langen Winter bei uns in Hohenpeißenberg, wurde es endlich langsam wieder Frühling. Wir waren an diesem Ort aufgewachsen, hatten einen langen Schulweg bis hinauf auf den Berg, den man auch den "bairischen Rigi" nennt. Also, alles echte Dorfkinder, die ihren Spielplatz in Gottes schöner Natur fanden und den ganzen Tag herumstromerten.
Eines nachmittas verabredete ich mich mit meinen Schulfreundinnen zum Schneeglöckchen pflücken im Ammergebiet, unweit des Ortes. Die Nähe der Ammer, ein kleiner bairischer Gebirgsfluss, der südlich der Ortschaft die bergige Landschaft durchschneidet, hat dort eine üppige und unter Naturschutz stehende Landschaft geprägt, wie sie damals keine Seltenheit war. Es wuchsen dort viele wunderschöne, seltene Pflanzen, und eben auch meine geliebten Schneeglöckchen, so weit das Auge schauen konnte.

Dort angekommen und begeistert von all dieser Pracht, waren wir emsig am Pflücken. Wir bemerkten erst spät, den fremden Mann, der hinter Bäumen versteckt, unser Treiben aufmerksam beobachtete. Allmählich kam er langsam auf uns zu, musterte uns, sah die vollen Hände, mit den dicken Sträußen und dann zog er einen weißen Block aus der Jackentasche und das Unheil nahm seinen Lauf. Eine jede von uns musste den eigenen und den Namen der Eltern sagen. Alles wurde feinsäuberlich aufgeschrieben und mit strengem Blick notiert. Es würde uns eine Anzeige erwarten, drohte er. Es wäre auch nicht auszuschließen, ob nicht gar für uns alle eine Gefängnisstrafe in Aussicht stand...
So, das wars dann wohl ! Schnell hatte ich noch versucht, die kleine Schaufel verschwinden zu lassen, mit der ich einige Schneeglöckchen verbotener Weise ausgegraben hatte. Aber leider nicht schnell genug. Ich musste vortreten und wurde als Einzige von den Mädchen streng verhört. Von hoher Geldstrafe war die Rede und wie angedroht, auch Gefängnis, wenn das Bussgeld nicht von den Eltern bezahlt werden könnte. Später, als alle meine unter Tränen gestammelten Bitten nicht erhört wurden, war ich vorerst wieder frei. Wir durfen kein einziges Schneeglöckchen mitnehmen, auch die Geplückten nicht.
Also, schleunigst Abmarsch mit euch, alles wäre nun notiert und in einigen Tagen käme die Anzeige...
Wir Mädchen weinten fast alle und trauten uns lange nicht heim.
Ich wusste doch, das würde meiner Mutter nicht gefallen. Meist gab es nicht nur Hausarrest. In so einem schlimmen Fall würde meine Mutter, die uns ohne Vater großgezogen hatte, bestimmt zu härteren Maßnahmen greifen. Es kam aber anders.
Meiner Mutter dämmerte es ziemlich schnell und sie hatte schon eine Ahnung, wer nach meiner Beichte und anschließenden, lebhaften Beschreibung der "fremde Mann" hätte sein können. So blieb die Strafe auf geheimnisvolle Weise aus. Meine Mutter war eine resolute Frau, irgendwie hat sie es geschafft, dass unsere "schlimme Tat" keine bösen Folgen hatte. Ich nehme an, denn es wurde Ähnliches gemunkelt, dass unser Dorfpolizist der "fremde Mann" war. So wie ich meine Mutter kenne, hat er damals die Abreibung bekommen und nicht wir.

Bürgerreporter:in:

Heidi K. aus Schongau

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