Der Einschlag

7 Meter über dem Labor...
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  • hochgeladen von B Göpfert

Waldperlach, 29.5.2011: Heute hab ich endlich nach längerer Suche die Stelle gefunden, an der am Donnerstag (passender Tagesname, oder?) der Blitz eingeschlagen hat: Knapp 7 Meter über dem Labor!

Die Einschlagstelle sieht recht unspektakulär aus, weshalb ich sie auch erst heute entdeckt habe. Dachte auch nicht, dass das so nah war. Es erklärt aber auch, warum ich zwischen dem grellen Licht im Labor (im Keller, nur mit einem winzigen Milchglasfenster im Lichtschacht, durch den eigentlich kaum Licht kommt…) und dem Irrsinnsdonner keine zeitliche Verzögerung wahrgenommen hab. Bei der Entfernung können zwischen Blitz und Donner maximal 20 Millisekunden vergangen sein…

Wenn man das Foto ansieht – es zeigt den Dachabschluss aus Kupferblech – fällt erst mal ein Loch auf. Da war vorher eine richtig große Schraube drin, mit der die Bleche montiert sind. Die wurde einfach herausgesprengt, und ich hab sie bisher noch nicht gefunden.

Soweit ich den Blitzschlag und seine Folgen bisher rekonstruieren konnte, lief das Ganze so ab: Der Blitz schlug in das Abschlussblech ein, dort verdampfte schlagartig das Wasser zwischen den Blechen, der Dampf dehnte sich aus und sprengte die Schraube ab.

Durch den hohen Strom, der vom Blitz durch die Bleche und schließlich in den Boden floss, wurde eine hohe Spannung in die Strom- und Telefonleitungen induziert. Die Stromleitungen sind bei mir gut gegen Überspannungen abgesichert, die Telefonleitung leider nicht. Daher fiel während des Einschlags auch der Strom im Labor aus, es wurde dunkel. Die induzierte Hochspannung in der Telefonleitung traf als erstes auf den DSL Splitter und grillte ihn von innen heraus.

Wieso hat dann die Telefonanlage, die nach dem Splitter kommt, überlebt? Ganz einfach: Die ist uralt und arbeitet teilweise mit Relais. Da zum Zeitpunkt des Einschlags niemand telefoniert hat, war die Anlage vom Telefonnetz getrennt und der Eingangsstromkreis – der immer an der Telefonleitung hängt, damit man von außen anrufen kann – ist – soweit ich weis – mit Varistoren gegen Überspannung geschützt. Die Anlage musste ich nur reseten, dann lief sie wieder. Das DSL Modem hatte da weniger Glück. Da ich WLAN nicht mag hängt es direkt per Kabel am Splitter. Die Überspannung hat darin ganz schön gewütet. Der Geruch nach verbrannter Epoxydharzleiterplatte kam aus dem Modem...

Und das Modem hängt über ein Netzwerkkabel am Computer, der ebenfalls gründlich gebraten wurde.

Dass die Überspannung wirklich nicht über das Stromnetz kam sieht man an den Geräten, die nicht mit dem Telefon verbunden waren oder nur über Umwege. So hat zum Beispiel die USV überlebt, aber auch der Monitor und die Tastatur. Zum Glück waren praktisch alle Messgeräte und alle alten Computer abgeschaltet, und die wenigen Messgeräte, die liefen, arbeiten mit Batterien und sind nicht mit den Computern verbunden. Insofern halten sich die Schäden in Grenzen.

Datenverlust hatte ich fast keinen – nur die Arbeit von Donnerstag Nachmittag und ein Textfile über Rhododendren, das ich beim Backup vergessen hatte – und inzwischen habe ich alle Daten aus den Backups wieder hergestellt. Nur das Installieren und Einrichten der Software (Entwicklungsumgebungen und so weiter...) wird noch eine Weile dauern. Bis wieder alles so läuft wie vor dem Blitzschlag, werde ich voraussichtlich 10 Tage verbraten haben…

Welche Konsequenzen ziehe ich aus dem Unfall? Ich werde entweder einen Blitzschutz für die Telefonleitung beschaffen und einbauen, oder – falls es da nichts Geeignetes gibt – doch ein WLAN installieren. Dann ist die letzte (? Hm, wirklich?) undichte Stelle nach draußen auch dicht. Und ich werd wieder einen EMP Detektor als Gewitterindikator aufstellen. (Den letzten hatte ich vor 20 Jahren abgeschafft, weil mich dem sein Panikpiepsen tierisch genervt hat. Und das kam schon, wenn in 50 km Entfernung nur ein einzelner Blitz gezuckt hat...)

Welche Fragen sind noch offen: Wieso hab ich im Labor ein grelles Licht gesehen, obwohl es nur ein trübes Minifenster unten im Lichtschacht gibt und ich das Fenster vom Schreibtisch aus gar nicht sehe? Und weshalb hatte ich den Eindruck, dass die Luft im Labor geknistert hat – wie bei statische Elektrizität, wenn man an einer Plastikfolie reibt?

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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