Der höchste jüdische Feiertag ist Jom Kippur - der Versöhnungstag.

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Die zehn Tage zwischen Rosch-ha-Schana und Jom Kippur werden als Tage der Umkehr bezeichnet. Wir erinnern uns: Am Neujahrsfest (Rosch-ha-Schana) gehen wir in uns und suchen unsere Sünden die wir begangen haben.

Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag. Er ist der Tag der Versöhnung.

Versöhnung bedeutet nicht vergessen, nicht ungeschehen machen. Versöhnung bedeutet, auf Rache verzichten und zu versuchen trotz allem was geschehen ist den weiteren Weg gemeinsam gehen zu wollen. Das geht nur, wenn man die Tat eingesteht, sie bereut und sein Verhalten ändert und wenn möglich alles wieder gut macht.

Bevor die Juden sich mit G-tt versöhnen, müssen sie erst ihre zwischenmenschlichen Beziehungen in Ordnung bringen. Erst wenn das geschafft ist, können die Juden die Reinigung von ihren Befleckungen erhoffen. Sie können sie erbitten, aber nicht erwarten oder gar erzwingen. Nicht G-tt, sondern die Juden haben den Bund mit Ihm unzählige Male verletzt. Zerknirschung und Bescheidenheit, das sind die richtigen Verhaltensweisen um vor G-tt zu treten.

An Jom Kippur wurde der Überlieferung nach einst ein Ziegenbock (der Sündenbock) mit den Sünden beladen und in die Wüste geschickt.

Jeder Jude, Knaben vom zwölften, Mädchen vom elften Jahre an, mit Ausnahme von Schwerkranken und Wöchnerinnen dürfen an diesem Tag weder Speis noch Trank zu sich nehmen, keine Lederschuhe noch Stiefel anziehen, sich nicht baden noch waschen, sondern nur die Finger und die Augen benetzen, dürfen sich nicht mit Öl oder Parfüm und dergleichen einreiben, dürfen keine elektrische Geräte benutzen und sich auch sonst keinen Genuss gönnen.

Man muss in sich gehen und seinen wahren Geist finden (auch mit Hilfe von Meditation).

Das Ritual des Festes wird zum größten Teil in der Synagoge vollzogen. Wie alle jüdischen Feiertage beginnt Jom Kippur, der Versöhnungstag, am Abend des Vortages und geht bis Sonnenuntergang.

In allen Synagogen auf der Welt beginnt man mit dem Kol Nidrej-Gebet: „Alle Gelübde, Verzichtserklärungen, Bannsprüche, Entsagungen, Umschreibungen von Gelübden, Selbstbestrafungen und Schwüre, die wir von diesem Versöhnungstag an bis zum kommenden Versöhnungstag, der zu unserem Wohl kommen möge, geloben und schwören werden, die wir uns selbst auferlegen und an die wir uns binden werden, sie alle will ich bereuen. Sie alle seien aufgelöst, erlassen und aufgehoben, für ungültig und vernichtet erklärt, ohne Rechtskraft und Bestand. Unsere Gelübde seien keine Gelübde, unsere Verbote seien keine Verbote, unsere Schwüre seien keine Schwüre......“
Der Kantor wiederholt dieses Gebet noch zweimal und sein Gesang wird immer intensiver.

Am Tag dauert der Gottesdienst ohne Unterbrechung den ganzen Tag. Vom Sonnenaufgang bis zum Aufgang der Sterne. Man betet fastend, ohne Schuhe und im Totenkleid den ganzen Tag.
Im Zentrum der Liturgie steht das Sündenbekenntnis nach dem Alphabet:
Arrogant waren wir
Boshaft
Charakterlos
Diebstahl haben wir begangen
Eingeschmeichelt uns
Frevelhaft gehandelt haben wir
Getötet
Hartnäckig sind wir gewesen
Irregeführt haben wir andere
Jede Vorsicht im Reden über andere haben wir unterlassen
Kaltherzig waren wir
Lügen haben wir erdichtet
Macht missbraucht
Not anderer übersehen
Obhut Gottes haben wir verachtet
Prestige-Gedanken haben uns geleitet
Qualen haben wir anderen zugefügt
Ratschläge haben wir erteilt, die schlecht waren
Schuldig machten wir uns
Treulos sind wir gewesen
Ungehorsam gegen Gott sind wir gewesen
Verfehlt haben wir uns
Weisungen Gottes beachteten wir nicht
X-beliebige Wünsche haben wir in sie hineingelesen
Zerstörerisch war unser Verhalten.

Zum Schluss bläst der Schofarbläser (Schofar = ein Widderhorn) einen einzigen langgezogenen Ton. (Der Schofar erinnert an die geplante Opferung des Isaak durch seinen Vater Abraham für G-tt. An Isaaks Stelle wurde dann aber ein Widder geopfert). Jom Kippur ist zu Ende. Man spricht nur noch ein kurzes werktägliches Abendgebet, legt den Tallit zusammen und zieht das Totenkleid aus. Man begrüßt einander mit dem Wunsch: “Gut Jahr“ und geht anschließend eilig nach Hause.

Noch am Abend werden die ersten Vorbereitungen zum Bau des Sukka, der Laubhütte, für das wenige Tage spätere Freudenfest Sukkot getroffen. Das ist ein Gebot.

Schofar | Foto: Olve Utne
Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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