Reinhold MESSNER und der "Schicksalsberg" Nanga Parbat. Wie der Bergsteiger-Star in Südtirol auf Burg JUVAL lebt

Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner: Buch- und Filmautor aus Südtirol. 1970 bestiegen Reinhold und Günther Messner den Nanga Parbat (27.06. am Gipfel). Beim Abstieg kam Günther auf mysteriöse Weise ums Leben. (a&s-Foto - MMMJuval.)
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  • Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner: Buch- und Filmautor aus Südtirol. 1970 bestiegen Reinhold und Günther Messner den Nanga Parbat (27.06. am Gipfel). Beim Abstieg kam Günther auf mysteriöse Weise ums Leben. (a&s-Foto - MMMJuval.)
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Zum "Schicksalsberg" Nanga Parbat begaben sich Star-Bergsteiger Reinhold Messner und Star-Regisseur Joseph Vilsmaier knapp 40 Jahre nach dessen Erst-Besteigung. Ihr spektakulärer Film – ab 14. Januar in den Kinos -, zeichnet die tragischen Ereignisse von 1970 nach, als Messners Bruder Günther bei der Expedition den Tod fand: In der 4.500m hohen höchsten Steilwand der Erde im Himalaya. "Bergsteigen als Beruf, das wär's", hatte Reinhold zu seinem Bruder gesagt. Günther: "Das klappt nicht mal, wenn du berühmt bist. Aber um berühmt zu sein, muss man als Bergsteiger gestorben sein." (Film-Zitat). Reinhold wurde ein berühmter Profi-Bergsteiger und als "Messners Bruder" wurde Günther bekannt, der beim Naga-Parbat-Abstieg gestorben ist. Seine sterblichen Überreste wurden 2005 gefunden. Über den Spielfilm und Messners Mountain-Museum "Vital" wird im Artikel berichtet.

Der Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten ging beim Bayrischen Fernsehpreis 2010 an den Kameramann, Regisseur und Produzenten Joseph Vilsmaier. Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte den Filmemacher als "Botschafter Bayerns". Er hat es "wie kein Zweiter verstanden, den bayerischen Film in die Welt hinauszutragen". Messner schreibt zum Film auf seiner Homepage: „Ein packendes Drama um Bruderliebe und Verantwortung, Ehrgeiz und Demut, Rivalität und Teamgeist. (1)
Zur Messner-Tragödie siehe YOU TUBE (5.07 Min.): Messner Vilsmaier - Nanga Parbat - Unofficial Soundtrack - http://www.youtube.com/watch?v=HuzNEysEteg&feature...

Joseph Vilsmaier:

"Was wahr ist, weiß nur Reinhold Messner."

Reinhold Messner:

"Dieser Film wird weder eine Abrechnung noch eine Rechtfertigung."
"Ich bin fast im Reinen mit dieser Tragödie."

Zu meinem Besuch im Messner-JUVAL-Museum

Im Sommer 1983 erwarb Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner (geb. 17.09.1944) die Halbruine Juval auf dem gleichnamigen Bergrücken zwischen dem Schnalstal und dem Vinschgau. Die Burganlage, auf einem prähistorischen Platz, wurde von Hugo von Montalban um 1278 erbaut. Nach öfterem Besitzwechsel verfiel die Burg langsam. 1913 kaufte sie der holländische Kolonialherr William Rowland und sanierte sie vorbildlich. Während der zehnjähriger Restaurierungs-Arbeit lebte Reinhold Messner mit seiner Familie in der warmen Jahreshälfte in der Burg. So auch heutzutage. Die Burg wird - in Anlehnung an die früheren drei Bauphasen - nach und nach wieder hergestellt.

Beindruckend war für mich ein Besuch des Juval-Museums dort: Mit dem Dach aus Glas und Stahl, das die Ruine (Nordtrakt) von Schloß Juval vor weiterem Verfall schützt, ist die Renovierungsarbeit dieses ehemaligen Baudenkmales momentan vorerst abgeschlossen. Das Messner-Juval-Museum kann jeweils 3 Monate im Frühling und im Herbst besichtigt werden; die Burg mit 4 Kunstsammlungen und 2 Innenhöfen. Sieh auch http://www.reinhold-messner.de/popup_1_3_2.html .

Zu meiner Bilderserie ein treffendes Zitat aus der Schau - Messner fragt:

"Sind alle Götter selbstgemacht? Produkte unserer Fantasie?

Antwort:

"Ob der Fetisch aus Afrika, geträumte Dämonen oder die Ahnengalerie aus Westnepal - viele Bergvöker stehen in der Tradition überlieferter Naturreligionen. Ihre göttlichen Orientierungshilfen sind die Ahnen, der Weg der Tiere und die umliegenden Berge."

Zu besichtigen sind die beiden Schloss-Höfe: mit Himalaja-Zedern sowie Skulpturen aus Indien, Nepal und Tibet. Der Spielturm zeigt historische Bilder vom Schloss Juval sowie ein Ölbild von Luis Trenker. Im Ostturm sind Fresken zu sehen (Portrait Kaiser Maximilian I., Maria von Burgund und Reiterspiele. Der „Gotische Turm“ (im Wohntrakt) ist mit Fresken von B.T. Riemenschneider geschmückt. Die Hauskapelle beeindruckt mit religiösen Symbolen aus 3 Jahrtausenden (Hinduismus, Buddhismus und Christentum). Im „Saal der 1000 Freuden“ ist eine weltweit einmalige Sammlung zu GESAR LING (tibetische Sagenfigur) ausgestellt. Das „Maskenzimmer“ weist auf die Maskensammlung aus 5 Kontinenten und großer Guru Rimpoche-Figur hin. In der „Bibliothek“ ist Berg- und Abenteuerliteratur zu finden sowie eine Peter-Anrich-Karte (1774). Interessant ist der „Expeditionskeller“: mit Ausrüstung der Reinhold-Messner-Expeditionen. In einem „Tantra-Raum“ wird eine Sammlung mit Tantra-Kunst aus Tibet, Nepal und Bhutan gezeigt. “Gompa": mit drei Figurationen von Buddha und Ritualinstrumenten aus Nepal Höhle der Erleuchtung: mit großer Milarepa-Figur. Von Interesse sind im „Haus der Trolle und Gnome“ für mich die Ruine mit Plastiken und einem Zengarten. Messners Kunst-Geschmack wird auch hier besonders deutlich.

Zu lesen ist: "Wie überall in den Bergen ist der Animismus eine frühe Form der Religionsausübung. Seltenen Tieren - oft nur als Fossilien im Gestein zu erkennen - , Versteinerungen, geheimnisvollen Formen oder Farben der Natur gab der Mensch eine göttliche Dimension, wie den Kristallen auch. Wir sollten innehalten, um zu schauen, zu stauenen, zu lauschen, zu riechen, wenn wir uns nach dem Woher und Wohin fragen."

Zu den vermeintlichen "Ungeheuern" der vielgestaltigen Ausstellung hat R.M. ein schönes Zitat in mehreren Sprachen montiert:

"Was als Ungegheuer erscheint, was als Ungeheuer benannt, was als Ungeheuer erkannt wird, entsteht aus dem Menschen selbst und verschwindet mit ihm." (Milarepa)

Die „Bergbildgalerie“ zeigt im ehemaliger Bergfried auf 4 Etagen Reinhold Messner mit 35 Bildern: seinen Bezug zum Berg (Entwicklung, Geschichte, Geisteshaltung und Tat).

Zum Drama am Nanga Parbat

Es war 1957 in Vilnöss (Südtirol): Die Brüder Reinhold und Günther Messner setzten es sich in den Kopf , berühmte Bergsteiger zu werden. Sie träumten von den fernen Gipfeln des Himalaja, vor allem des Nanga Parbat. 1970 war es dann soweit. Ein Trupp internationaler Bergsteiger unter Führung des Expeditionsleiters Karl Herrligkoffer reiste nach Pakistan. Man will über die extrem schwierige Rupalwand, die höchste Steilwand der Erde, erstmals den Gipfel (8125m) erobern. Trotz Schlechtwetterwarnung bricht Reinhold (im Film: Florian Stetter) allein zum Gipfelsturm auf, gefolgt von seinem Bruder (Andreas Tobias), der weniger Erfahrung besitzt und zudem schlecht ausgerüstet ist. Wie die Besteigung ausging, ist landläufig bekannt: Günther Messner starb bei dieser Expedition.

Jahrzehnte lang beschäftigten die Ereignisse die Medien. Besonders auch 2005, als das Gletschereis Günthers Leiche freigab. Zur Tragödie liegt nun seit 14.01.10 eine Spielfilm-Version vor. ( (1) – vgl. a&s-Bildergalerie.) Reinhold Messner hatte sie angeregt und er beriet während der Dreharbeiten am Film auch Joseph Vilsmaier: Regisseur, Produzent und Bildgestalter des Bergfilms. Man scheute weder Kosten - sieben Millionen Euro - noch Mühen. „Nanga Parbat" wurde bildgewaltig in Szene gesetzt. Die Aufnahmen entstanden in Pakistan, München, Ost- und Südtirol. Bis auf einer Höhe von 7.100 Metern wurde gefilmt, um spektakuläre Aufnahmen zu gewährleisten. Der Bergfilm hat hierzulande schließlich Tradition, dafür stehen Namen wie Arnold Fanck oder Luis Trenker.

Cécile Schortmann, Moderatorin bei 3sat „Kulturzeit", stellte den Film über das Gipfel-Drama vor; spannend:

Teils wurde der Bergfilm gedreht bei gewagten Hubschrauberflügen bis auf mehr als 7000 Metern Höhe. Es boten sich atemberaubende Blickwinkel. Naturgewalten brechen herein, Lawinen donnern zu Tal. Vor Erschöpfung fantasierend, kämpfen die Brüder im Film um ihr Leben. Das 3sat-Fazit zur Verfilmung der Geschichte der Messner-Brüder:
Nichtsdestotrotz sei der Film „grandios gescheitert“: Aber warum?

Die Schilderung der Expedition bleibe „eindimensional“, wird gesagt: Da sei Reinhold mit seinem Bruder, unerschrocken und gewillt, dem nicht gerade fähigen Expeditionsleiter die Stirn zu bieten - und die anderen Kameraden, die diesem die Stange halten und am Ende mit ihm ungerührt ihren Gipfelsieg feiern, während Reinhold und Günther auf der anderen Seite des Berges mit dem Tod ringen. Was in eisigen Höhen letztlich wirklich geschah, lasse sich nicht eindeutig klären (3sat).

Reinhold Messner und seine Ex-Kollegen sind darüber bis heute uneins. Fakt ist: Reinhold Messner kam allein zurück von der Expedition, sein Bruder starb.
„Der Streit der Expeditionskollegen und Messners, der um die Umstände des Todes von Günther in den letzten Jahrzehnten entbrannte, wird allerdings von Regisseur Vilsmaier nicht reflektiert." IKritik: In "Nanga Parbat" dominiert "Messners Sicht der Dinge. Bei den Dreharbeiten fungierte er als Berater am Himalaya und am Ortler. Die Ex-Kollegen kündigten schon vor dem Filmstart an, ihre Sicht der Dinge öffentlich klarzustellen.“

Im Bayrischen Fernsehen (Reportage v. 14.01.) wurde kritisiert:

Sobald der Filmemacher Vilsmaier nach Filmaufnahmen mit dem Hubschrauber „Boden unter die Füße bekommt, verfällt er teilweise dem (Heimatfilm-)Klischee. Die um ihre Buben bangende Mutter (Lena Stolze), der zur Demut gemahnende Pfarrer (Matthias Habich) oder der dem Nazigedankengut verhaftete Herrligkoffer - das mag alles der Wahrheit entsprechen, doch auf der Leinwand wirkt es manchmal uninspiriert“.

Bedauerlicherweise bleibe das echte filmische Drama „etwas im Ansatz stecken“. Die beiden Schwerpunkte, die komplexe Beziehung zwischen den Brüdern und Reinholds schwieriges Verhältnis zu Herrligkoffer, seien nicht entsprechend beleuchtet worden: „Vor allem aber können die Zuschauer die Schwierigkeiten des Bergsteigerhandwerks nur wenig nachvollziehen.“ Verwandte Filme wie "Am Limit" mit den Huber-"Buam" oder der Dokumentarfilm "Sturz ins Leere" über eine Bergrettung in den Anden seien da „aufschlussreicher“ gewesen.

Der neue Vilsmaier-Film "Nanga Parbat" hat einen Eklat ausgelöst

Einen Tag nach dem Kinostart von "Nanga Parbat" hat der Sohn des Expeditionsleiters von den Filmproduzenten eine "Richtigstellung" verlangt. "Ich empfinde die Darstellung meines Vaters als Schmähung und Verunglimpfung", sagte Klaus Herrligkoffer; der eine eine Klarstellung verlangt.

Sein Vater, der damalige Expeditionsleiter Karl Maria Herrligkoffer, werde in dem Film als national verblendeter Autokrat dargestellt, der die Philosophie von Blut und Boden weiterverfolge. Herrligkoffer forderte Senator-Film auf, in einem Vorspann zum Film klarzustellen, dass reale Personen aus dramaturgischen Gründen stark verändert dargestellt seien.

Der Sohn des Leiters von 1970 spricht von einer "schweren Ehrverletzung eines Toten". Die Darstellung des Expeditionsleiters Karl Maria Herrligkoffer (gest. 75) in dem Film, aber auch der anderen Bergsteiger bringt die Nachfahren der ehemaligen Kameraden auf die Barrikaden. Gerade bei den nicht mehr Lebenden wiege die Verantwortung des Filmemachers besonders schwer, erklärt das Deutsche Institut für Auslandsforschung - Herrligkoffer-Stiftung. Denn für den Kinobesucher wirke der Film wie eine Dokumentation.

Literatur & Anmerkungen

(1) BERGFILM-Originaltitel: Nanga Parbat (D, 2009), Regie: Joseph Vilsmaier, Darsteller: Florian Stetter, Andreas Tobias, Karl Markovics, Länge: 104 Minuten, FSK: ab 6 Jahre, Kinostart: 14. Januar 2010.

HOMEPAGE R.M.: http://www.reinhold-messner.de/ - Burg JUVAL-Museum: http://www.reinhold-messner.de/popup_1_3_2.html (Schlossmuseum im Vinschgau/Südtirol - zum Thema Mythos Berg: Dazu die Ortlhöfe (Wein- und Biohof) mit Gastwirtschaft, kleinem Bergtierpark und Bauernladen. Geöffnet von Palmsonntag bis 30. Juni und vom 1. September bis Anfang November. Öffnungszeiten: 10.00 - 16.00 Uhr, von Palmsonntag bis 30. Juni und vom 1. September bis zum ersten Sonntag im November. Mittwoch Ruhetag. Tel. +39 0471 631 264. Die gesamte Ausstellung wird von geschulten Führern erklärt.)

Zum MMM (Messner Mountain Museum) siehe auch: http://www.messner-mountain-museum.it/messner-moun...

Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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