Anno dazumal

Die Beiden durften zum Tierarzt

Anno dazumal war auf den Höfen die Entfernung der Fortpflanzungsorgane wegen der finanziellen Situation eine Sache die der Bauer selber vornahm und keinen Tierarzt bemühte.
Die Operation dauerte nicht lange. Damit die Katzen nicht Beißen oder Kratzen, steckten die Knechte den Kopf des Tieres in einen Stiefelschacht, zwickten das obere Teil des Schaftes zu und hielten die Hinterbeine fest.
Der Bauer löte mit zwei kleinen Schnitten die Hoden heraus.
Ohne in irgend einer Weise die Wunden zu desinfizieren, ließ man den „entmannten“ Kater wieder laufen.
Das Operationsgeschirr bestand aus einem scharfen geschliffenen Taschenmesser.
Fehlte es an einem Stiefelschaft, genügte ein Joppenärmel.
Beim Kastrieren der drei bis vier Wochen alten Ferkel bestand das „Operationsteam“ wieder aus zwei Männern.
Der eine umklammerte die beiden Hinterfüße und hielt so den kleinen Grunzer in die Höhe. Der Kopf hing nach unten.
Der zweite, gewissermaßen der Chirurg, öffnete mit dem gleichen Skalpell wie bei der Katerkastration den Hodensack, schälte die beiden Hoden heraus und schmierte mit Schweinefett und Salz die Wunden ein.
Das Salz bewirkte eine Zusammenziehung der Wunden und damit eine schnelle Heilung.
Wie gut, dass unsere kleinen Kater heute beim Tierarzt erst gar nichts mitbekommen. Doch einen Tierarzt wegen solchen Kleinigkeiten holte man nun mal Anno Dazumal nicht.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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