Kindheitserinnerung: „Das Hasenbrot“

Von unserer Urlaubsreise auf der Autobahn in Richtung Heimat fragte mich mein Mann Martin, kennst du eigentlich auch noch das Hasenbrot. Wir hatten noch etwas Reiseproviant, und so schwelgten wir beide in unseren Erinnerungen. Der Vater ging zur Arbeit und hatte in seiner Tasche sein Brot belegt mit dem was gerade da war. Ob Wurst oder Käse, als Kind war man immer gespannt ob noch etwas übrig war, wenn er abends nach Hause kam. Im Laufe des Tages hatte das belegte Brot natürlich gelitten, war schon an den Ecken trocken, die Margarine (Butter gab es sehr selten) glasiger geworden, Wurst oder Käse in Schieflage. Aber was freute man sich doch auf gerade dieses Hasenbrot, was der Vater extra für einen übrig gelassen hatte, so unsere kindlichen Gedanken.
In meiner Kindheit, zehn Jahre nach Kriegsende geboren, gab es kein Cafe to go oder eine Tanke an der Essen und Trinken für den Arbeitstag gekauft werden konnten. Wir waren sechs Kinder und es wurde alles was möglich war selber zubereitet.
In dieser Zeit hatten viele Menschen einen Hasenstall um einen Festtagsbraten zu sichern. Altes, trockenes Brot bekamen die Hasen, und so entstand wohl auch der Begriff „Hasenbrot“
Am Heiligabend war die Kollekte in unserer Kirche für Brot für die Welt bestimmt. Da wird einem wieder einmal bewusst in welchem Überfluss wir leben. Backwaren sind nur noch frisch gewollt, Brot zum halben Preis vom Vortag geht nicht mehr so gut. Brot in meiner Kindheit lag schon einmal mehrere Tage im Brotkasten, da nicht täglich frisch gebacken wurde.
Selber gemachte Arbeits- und Pausenbrote werden zum Auslaufmodel, es kann ja schon zu früher Stunde unterwegs auf dem Weg an vielen Stellen gekauft werden.
Alles hat seine Zeit, auch das Hasenbrot.

Bürgerreporter:in:

CHRISTINE Stapf aus Amöneburg

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