Es kommt auf den Blickwinkel an. "Mail vom iPhone aus geschrieben ..." Ein Anlass zur Freude? Oder sollte ich mich über iPhone-Mails ärgern?

Besser als gar kein Gruß.

In den letzten Jahren erreichen mich zunehmend private E-Mails die mit dem Zusatz enden, der da lautet: "Vom iPhone aus geschrieben." Inzwischen weiß ich nicht mehr so genau, soll ich mich darüber ärgern oder aufrichtig freuen?

Meistens handelt es sich nur um einige Worte, die mir von Freunden geschickt werden um mich über deren Lebenssituation zu informieren: "Bin im Stress, habe keine Zeit, viel Arbeit, bei uns ist alles in Ordnung, wie läuft es bei dir?" Manchmald natürlich auch etwas mehr und ausführlicher. Aber immer so kurz und knapp, dass der Text in höchstens drei Minuten getippt sein dürfte.

Aber auch Geschäftsleute bedienen sich zunehmend der Möglichkeit, Mails vom Handy aus zu verschicken. Aber gerade bei diesem Personenkreis verstehe ich diese Art der Kommunikation nicht in vollem Umfang.

Allerdings vermute ich, dass bei bei der Bewertung des iPhoneschriftverkehrs immer auch auf der persönliche Blickwinkel des Empfängers eine Rolle spielt.

So lösen die vom Handy aus geschriebenen Mails meiner Freunde zumindest bei mir zunehmend ungute Gefühle aus. Anfangs freute ich mich noch über die kurzen Mitteilungen und dachte: "Ja, da hat Gertraud an mich gedacht, zwischen all ihren Terminen, die Arme, sie kommt so gar nicht aus dem Stress heraus." Nach der allerersten Mitteilung kam mir noch ein zweiter Gedanke. "Sieh an, nun hat Gertraud auch schon so ein ganz neues Handy, mit allem Schick- und Schnack. Aber es ist gut, dann kann sie ja auch unterwegs Mails schreiben und empfangen! Vielleicht kaufe ich mir demnächst auch ein iPhone..."

Aber inzwischen bekomme ich bei dem Empfang der Handy-Mails Magengrummeln. Was bedeuten diese kurzen Informationen eigentlich, welchen Wert haben sie überhaupt? Kann ich davon ausgehen, dass hinter diesen Mails tatsächlich ein aufrichtiges Interesse an mir und meiner Familie besteht? Oder sind diese Dreizeiler Ausdruck für zunehmendes Desinteresse an der Freundschaft? Sollte für Freunde nicht so viel Zeit übrig sein, einen Brief vom Rechner aus zu schreiben?

Ich erinnere mich an frühere Zeiten, als es noch keine Internetverbindungen gab. Damals reichte die Zeit immer noch irgendwie für handschriftlich gefertigte Briefe. Obwohl vier Kinder, ein Ehemann, Haushalt und Halbtagjob zu bewältigen waren. Trotz der Belastungen durch die zusätzliche Elternbetreuung, der Fahrten zu Schwimm- und Gitarrenkurse zu denen die Kinder gebracht wurden. Inzwischen sind die Kinder alle erwachsen, nicht einmal die Termine der Elternabende schränken die knappe Elternfreizeit ein. Eigentlich, so hieß es früher oft in Briefen zum Abschluss: "Wenn erst einmal die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, habe ich auch wieder mehr Zeit um häufiger Briefe zu schreiben." Heute sind die Kinder groß. Aber inzwischen reicht die Zeit nicht einmal für ein Mail vom heimatlichen Standort aus, geschweige denn für einen handgeschriebenen Brief.

Aber ich sehe es anders. Meine Freunde sind alles so beschäftigte Personen, dass ihnen zwischen Vollzeitjob, Vereinsarbeit, Training in der Muckibude, Theater- und Kinobesuchen kaum noch Freizeit bleibt. Da ist es doch schön, dass sie sich die Zeit nehmen, zwischen zwei wichtigen Terminen vom Handy aus ein Lebenszeichen zu übermitteln.

Kein rechtes Verständnis bringe ich allerdings für die iPhonemails auf, die von Geschäfts- oder Vertragpartnern bei mir eingehen. Mails dieser Art kann ich nicht so recht einordnen.

Meine Vermutung ist in diesem Falle, dass ein Geschäftsinhaber, der seine Korrespondenz vom Handy aus führt, auf diesem Wege das Gehalt einer Sekretärin oder Sekretärs einspart. Natürlich könnte ich diesen Geschäftskontakt auch positiv interpretieren. Denn immerhin habe ich so das Gefühl, der Chef der Firma ist jederzeit mein ganz persönlicher Ansprechpartner. Da könnte ich mich als Kundin ja regelrecht "gebauchpinselt" fühlen weil ich erlebe, dass mich der Firmenchef jederzeit persönlich kontaktiert.

Vermutlich bin ich aber einfach nur zu altmodisch, wenn ich mich nach Erhalt einer Handymail nicht in der Position einer besonders gut betreuten Kundin wähne. Ich bin ehrlich, mir persönlich sind Geschäftskontakte angenehmer die über eine Sekretärin geführt werden. Für mich ist es Service, kann ich mich an Mitarbeiter wenden, die für den Firmenchef Telefonate führen, Termine vereinbaren und den Brief- und Emailschriftverkehr erledigen. Selbst dann wenn ich in einem Telefonat erfahren muss: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen dazu keine Auskunft und Sie verbinden geben kann. Im Moment nimmt Herr/Frau X einen anderen Termin wahr, den ich nicht unterbrechen kann. Aber ich werde Ihren Anruf umgehend weiterleiten."

Bürgerreporter:in:

Kornelia Lück aus Zeitz

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