Groß und protzig muß nicht zwangsläufig auch Athmosphäre verheißen ...

Mit den Augen eines Gastes …

Vier Sterne, die ich vergebens am Jadehimmel suchte …

Ein Freund hatte mich gebeten, ihn auf eine Stippvisite ins neu eröffnete ‚Columbia Hotel’ an Wilhelmshavens Jadeallee – der zukünftigen maritimen Prachtstrasse des kommunalen Gemeinwesens am westlichen ‚Hörn’ des Jadebusen.
Die Erwartungen im Hinblick auf das, was, in dieser, von den Investoren im Vorfeld viel gepriesenen Nobelherberge, auf mein Empfinden einstürmen würde, die waren schon sehr hoch – mindestens so hoch, wie der küstenuntypische Steinklotz am westlichen Ende des Binnenhafens in die bis jetzt noch relativ saubere Nordseeluft ragt.
Dem Ballon meiner Erwartung entwich beim ersten Schritt in das Foyer schon mal eine ganze Menge seines ihn tragenden Inhalts.
‚Ikea’ schoß mir beim Anblick der kastenförmigen Sitzmöbel in der Wandelhalle als erster Eindruck in den Sinn – passt aber doch gar nicht in die ziemlich misslungene Titanicfestsaalanlehnung der räumlichen Gestaltung, war der zweite Eindruck, während mich ein offener Kamin unweit der Eingangstüren förmlich anzog. Als ich mich dem guten Stück auf Anfassweite genähert hatte, wurde mir klar warum es so war.
Ein hoch gelobtes und mit viel Vorschußlorbeeren bedachtes Vier Sterne Haus klebt sich eine Kunsstoffkaminattrappe mit künstlich simuliertem Holzfeuer an die Wand seiner Eingangshalle.
So ein Vauxpas ist nicht mit dem Vielleichthang zum Amerikanokitsch irgendeines Planers oder Geschäftsführers zu erklären (die Bezeichnung Direktor versage ich mir aus verständlichem Grunde) – das ist schlicht und einfach für ein Haus, das in der Vier Sterne Klasse mitspielen will, ein Vier Sterne Stilbruch.
Die reichlich robust und ungehobelt wirkenden Sesselkreationen um die Polyvinylchloridathmosphäre verbreitenden Rundtischchen erscheinen nicht charmanter durch die allerdings beeindruckende Kulisse des Hafenpanoramas vor den Kolonadenfenstern an der Wasserseite, mit der KW Brücke und den Museumsschiffen am Bontekai als Hintergrund.
Fast schmerzlich vermisste ich aus meinem Erinnerungswissen heraus die kleinen leuchtenden Punkte eines guten Hauses – die unauffälligen, aber unverzichtbaren Visitenkarten einer Gastherberge dieser Couleur, die Pagen und den Liftboy, den dezent rührigen Hoteldiener und die stets zum Helfen bereite Hausdame.
Stattdessen rumpelten die an- und abreisenden Gäste alleine mit ihren Koffercollis mehr oder weniger gekonnt durch die – in ihren Abmessungen allerdings großzügig gestaltete - gläserne Drehtür.
Was aber hat Feinschmecker vom pompösesten Kochtopf, wenn der Inhalt Pampe ist?
Völlig in den Keller rutschte mein Erlebnishoffen in dem Augenblick, als der ‚Ober’ (dessen Dienstkleidung übrigens eher der eines ‚Köbes’ in einer urigen Kölner oder Düsseldorfer Kölsch- oder Altbierschwemme entsprach, als der eines Commis in einem Vier Sterne Hotel) meinem Freund das bestellte Getränk über den Tisch hinweg aus der Flasche in das Glas pulschte, ganz so, als wolle er ihm den Schoß damit benetzen.
Hinter dem Empfangstresen agierten zwar zwei freundliche, junge in traditionelles schwarzes Tuch gekleidete Herren, die sich augenscheinlich sehr gut auf dem Niveau der Klientel auskannten – die fehlenden gekreuzten goldenen Schlüssel am Revers haben meiner niedrig angesetzten Bewertung die nötige Festigkeit verliehen.
ee

Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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